: Tamera Alexander
: Die irischen Schwestern
: Francke-Buch
: 9783963628870
: 1
: CHF 13.30
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 527
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Carnton Plantage, Franklin, 1866: Catriona O´Toole und ihre Schwester Nora haben die grüne Insel hinter sich gelassen, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen zu ihrem Bruder, der bereits vor einigen Jahren ausgewandert ist. Doch auf der Südstaaten-Plantage Carnton verliert sich dessen Spur. Als die Geldscheine, die ihr Bruder ihnen geschickt hatte, sich dann auch noch als Fälschungen herausstellen, überschlagen sich die Ereignisse: Die beiden Schwestern geraten in das Visier von Regierungsagenten und stehen plötzlich völlig mittellos da. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als um Aufnahme in Carnton zu bitten. Zu ihrem Glück meint es der neue Aufseher Wade Cunningham gut mit ihnen. Er fühlt sich zu der temperamentvollen irischen Schönheit Catriona hingezogen, doch sie geht auf Abstand. Ihr Instinkt sagt ihr, dass dieser Mann nicht der ist, der er zu sein vorgibt ... Die Aufbruchszeit nach dem Ende des Bürgerkriegs und das Los ehemaliger Sklaven bilden den historischen Hintergrund dieser facettenreichen Liebesgeschichte.

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

Kapitel 2

»Ich heiße Wade Cunningham, Oberst McGavock. Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig heute Nachmittag Zeit für mich haben, Sir.« Wade war zufrieden, dass sein Tonfall herzlich klang, und freute sich über McGavocks einladende Miene.

»Es ist mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen, Mr Cunningham. Bitte nehmen Sie Platz.«

Wade setzte sich in den antiken Schaukelstuhl und schaute den Mann an, der hinter dem Schreibtisch saß. Über diesen Mann führte er seit mehreren Wochen Untersuchungen durch.

McGavock hatte ihn in das Büro des schön eingerichteten imposanten Hauses geführt. Der Geruch von Pfeifentabak und gut geöltem Leder, der im Raum lag, erinnerte Wade an das »Arbeitszimmer« seines Vaters – ein Zimmer an der Seite des Stalls, in dem er seinem Vater geholfen hatte, Sättel und landwirtschaftliche Geräte zu reparieren. Wenn von der Arbeit des Tages »genug getan war, auch wenn nicht alles vollständig erledigt war«, wie sein Vater immer gesagt hatte, hatte dieser oft die Seitentür aufgestoßen und seine Jungen zu sich gelassen. Dann hatten sie zusammen den Sonnenuntergang bewundert und sein Vater hatte seine Pfeife geraucht. Wade hatte diese Pfeife und diese Momente mit seinem Vater geliebt und diese Erinnerung hielt er bis heute in Ehren.

McGavock warf einen Blick aus dem Fenster. »Wie ich sehe, wird das Wetter wieder schlechter. Ich hatte gehofft, die Kälte und der Regen wären inzwischen vorbei.«

Wade zog eine Braue hoch. »Anscheinend hat dem März niemand gesagt, dass der Frühling beginnt.«

»In dieser Gegend kann der März genauso nass und kalt sein wie der Dezember. Aber im Frühling ist es in Franklin sehr schön. Ich weiß nicht, ob die Angelegenheit, die Sie nach Carnton führt, es zulässt, aber ich hoffe, Sie können lange genug bleiben, um den Frühling hier zu erleben.«

Wade nickte. »Das hoffe ich auch, Sir.« Ein freundschaftliches Gespräch mit Oberst McGavock war genauso unangenehm wie ein spitzer Stein im Stiefel. Dieser Mann, der sich seinen militärischen Rang nicht erarbeitet, sondern ihn verliehen bekommen hatte, repräsentierte einen typischen konföderierten Plantagenbesitzer. Er war gut erzogen, wenigstens im Sinne des Südens, und strahlte Reichtum und Selbstvertrauen aus. Dieser Ausstrahlung haftete jedoch ein unangenehmer Geruch an, den Wade im Krieg bekämpft hatte. Nein, er hatte ihn nicht nur bekämpft. Er hatte ihn auslöschen wollen. Aber weitaus mehr beunruhigte ihn, dass er wieder hier in Franklin, Tennessee, war, in einem Winkel des Landes, in den er nie hatte zurückkehren wollen.

Als er sich im letzten Frühling dem neu gebildeten US-Geheimdienst angeschlossen hatte, war ihm bewusst gewesen, dass er als Agent überallhin geschickt werden konnte. Überallhin, wo es Geldfälscher gab. Überallhin, wo Geldfälschen weitverbreitet war. Über ein Drittel des Geldes, das derzeit im Umlauf war, war gefälscht – und der immer noch stark angeschlagenen US-Wirtschaft drohte der Bankrott. Die Geldfälscher trieben überall ihr Unwesen. In der Gegend von Nashville waren sie besonders stark vertreten und ihr Gewerbe boomte so sehr, dass sie für das Bankensystem des Landes eine ernste Bedrohung darstellten. Die Regierung musste also etwas unternehmen.

Als Chief Wood ihm mitgeteilt hatte, dass er nach Franklin fahren sollte, hatte er vehement widersprochen. Aber Woo