Gottes Herzschlag
In der Bibel können wir die großartige Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen von Anfang an verfolgen und seinem Herzschlag nachspüren. Wir können den großen Linien seines Handelns in dieser Welt nachgehen und uns in vielen kleinen Geschichten im Einzelnen anschauen, wie Gott Menschen begegnet und sie in sein Handeln einbezieht. Im Neuen Testament zeigt Gott der Vater sein Herz in besonderer Weise durch seinen Sohn Jesus Christus, der selbst Gott ist und der dem Herzen des Vaters ganz nahe ist (vgl. Johannes 1,18; NLB). Wenn wir Jesu Herz sehen, sehen wir immer auch das Herz des Vaters. Indem wir uns anschauen, wie Jesus sich auf der Erde seinen Mitmenschen zuwendet und über sie denkt, erfahren wir auch, wie Gott sich heute seinen Menschen zuwendet und über sie denkt.
Höre ich manche Christen über die Bibel sprechen, scheint mir, sie lesen sie mit derselben Erwartung und Begeisterung wie die Gebrauchsanweisung für eine Waschmaschine. Das ist nicht nur furchtbar schade, sondern auch völlig unangebracht. Die Bibel ist keine leblose Gebrauchsanweisung, sondern Wort des lebendigen Gottes: bewegend, verändernd, aktuell, persönlich, lebensnah. Sie nimmt uns in das Wesen Gottes mit hinein, in sein Handeln, sein Denken, seine Absichten, sein Herz. Sie zeigt, wie unser Leben gelingen kann, und wie der Schöpfer sich zu uns, seinen Geschöpfen, stellt. Wie er uns sieht, über uns denkt, sich nach uns sehnt und um uns wirbt.
Ich plädiere sehr dafür, sich Gottes Wort nicht wie einer Gebrauchsanweisung zu nähern, sondern wie dem Brief eines geliebten Menschen: gespannt, erwartungsvoll und voller Vorfreude auf die Worte des Geliebten, der mir sein Herz öffnet und mein Herz gewinnen will.
Mein Herz, das unbekannte Wesen
Es tut uns Menschen gut, wenn wir uns mit Gottes Herzen befassen. Als seine Ebenbilder kommen wir nah an seinem Herzen auch unserem eigenen Herzen auf die Spur. Das ist spannend, schön und schrecklich, weil im menschlichen Herzen nicht nur Gutes wohnt, aber es ist auch zutiefst hilfreich und heilsam. Obwohl ich mich selbst als Herzmenschen, mit recht gutem Zugang zum eigenen und oft auch zum Herzen anderer bezeichnen würde, staune ich, wie fremd mir mein eigenes Herz manchmal ist.
Es gibt Momente, in denen ich noch nicht einmal ansatzweise sagen kann, was in mir vorgeht. Zu manchen Zeiten verschließe ich mein Herz vor Gott und merke es erst viel später. Meist kann ich es gar nicht fassen, welche wunden Punkte und dunklen Flecken er mir zeigt und wie unbeteiligt mein Herz manchmal ist, statt für meinen Herrn zu brennen. Ich möchte Jesus gerne aufrichtig nachfolgen und habe schon oft erlebt, wie er mein Herz berührt hat. Aber dann bin ich doch wieder dabei, aus eigener Kraft etwas für ihn leisten zu wollen, als ob er mein Arbeitgeber wäre und nicht der He