: Thomas Trescher
: Totgeschwiegen Warum es der Staat den Mördern so leicht macht
: ecoWing
: 9783711053121
: 1
: CHF 15.00
:
: Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine vermeintliche Selbstmörderin, die von ihrem Ex-Freund getötet wurde. Ein Mann, der sich selbst in den Kopf geschossen haben soll, obwohl er seine Arme nicht heben konnte. Ein Toter mit Serienrippenbrüchen, dem ein natürlicher Tod diagnostiziert wird. Gerichtsmedizinische Untersuchungen sind oft die einzige Möglichkeit, Morde zu entdecken. Doch diese finden in Österreich, einst Vorzeigeland der Gerichtsmedizin, immer seltener statt oder werden nicht korrekt durchgeführt: etwa im Fall Alijew oder im Fall Priklopil. Österreich rühmt sich seiner niedrigen Mordraten und seiner hohen Aufklärungsquoten. Doch was, wenn diese Aufklärungsquote nur deshalb so gut ist, weil niemand mehr genau hinsieht? Die Recherchen von Thomas Trescher legen diesen Verdacht nahe ...

Thomas Trescher, Jahrgang 1980, war seit 2018 Redakteur bei der Rechercheplattform Addendum. Zuvor war der studierte Publizist und Politikwissenschaftler Chef vom Dienst beim Monatsmagazin Datum und stellvertretender Chefredakteur bei kurier.at. Als freier Journalist schrieb er für deutsche und österreichische Magazine und Zeitungen. Er beschäftigt sich seit Jahren mit dem österreichischen Justizsystem. Bei Recherchen, warum die Zahl der Verstorbenen mit unbekannter Todesursache Jahr für Jahr steigt, stieß er auf zahlreiche (fast) nicht entdeckte Tötungsdelikte.

VORWORT


Fehler passieren. Depressive Piloten ermorden ihre Passagierinnen und Passagiere, indem sie die Maschine gegen einen Berg oder in den Ozean fliegen. Autorennende Menschen töten Reisende oder Fußgängerinnen und Fußgänger, die ihnen in den Weg kommen. Passiert. Müsste es aber nicht.

Kein Verbot der Welt verhindert, dass Menschen sich unsozial und tödlich verhalten. Ebenso wenig gibt es ein Gesetz gegen unbemerkte Fehler. Nach einer übersehenen Spur fragt niemand. Denn ob Speichel, Sperma, Insektenflügel oder eine Blutspur am Tatort waren, das erhellt nur die- oder derjenige, der sie wahrgenommen hat. Was ich dort nicht gesehen und eingesammelt habe, taucht später weder in der Akte noch im Labor auf. Es gibt keine Liste der nicht eingesammelten Tatort-Spuren.

So kommt es, dass nicht immer klar sein kann, ob ein Mensch getötet wurde. Es könnten ja auch ein Unfall, eine Selbsttötung oder eine Erkrankung – der „natürliche Tod“ – zum Tod geführt haben. Um das zu klären, müssten alle toten Personen „durchsucht“, also aufgeschnitten, durchleuchtet und untersucht werden. Auch ihre räumliche Umgebung müsste auf Spuren des Täters, der Täterin oder eben deren Abwesenheit durchkämmt werden. Viel Arbeit, die viel Steuergeld kostet. Doch wollen Sie gerne mehr Steuern zahlen? Oder drücken Sie sich mit hundert Tricks davor, die staatliche Spurensuche durch Ihren Anteil zu fördern?

Das also ist Problem Nummer eins: Geld. Ausbildung, Tatort-Lampen, Büros und Labors kosten Geld. So weit, so einfach.

Mit Zeit, Geld und Ausrüstung müssen aber alle Menschen und somit auch „der Staat“ haushalten. Als in Görlitz beispielsweise einmal ein Jahr lang fast a