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Als Andreas Rauscher zu seiner zweiten Dienstwoche im neuen Apfelwein-Dezernat erschien, erwartete ihn schon eine Dame, die nervös in der Empfangshalle hin- und herlief. Sie war schlank und trug einen konservativen Hosenanzug.
Rauscher blieb stehen.
„Wo bleiben Sie denn?“, raunte ihn die Dame an und schaute demonstrativ auf ihre Uhr. „Die PK fängt genau in dieser Sekunde an. Bitte beeilen Sie sich! Mit Journalisten ist nicht zu spaßen. Wir müssen nach außen einen professionellen und seriösen Eindruck vermitteln, sonst …“
„Ihnen auch einen wunderschönen guten Tag, Frau Bodenstock“, fiel ihr Rauscher harsch ins Wort.
Frau Bodenstock war die persönliche Assistentin des Dezernenten, Herrn Adlhof, und so spielte sie sich manchmal auch auf.
Sie seufzte, blieb stehen und blickte ihn scharf an. „Für solche Spielchen habe ich keine Zeit. Ich konnte die Presse bis heute vertrösten, aber jetzt müssen Sie ran. Folgen Sie mir!“
Der Hosenanzug stand ihr, dachte Rauscher, als er hinter ihr herging. Er konnte kaum seine Augen von ihrem wackelnden Hintern nehmen. Nicht weil er ihn so entzückend fand, sondern weil er sich ihm aufdrängte.
Während der ersten Woche im neuen Amt hatte Rauscher nicht gewusst, was er tun sollte. Er hatte Dezernatsmitarbeiter kennengelernt und sich vorgestellt. Er hatte Hände geschüttelt und sich Namen gemerkt. Er hatte versucht, sich Gesichter einzuprägen, was ihm schwergefallen war. Doch das war‘s dann auch schon gewesen. Darüber hinaus hatte er keine Aufgaben zu erledigen gehabt. Niemand hatte Zeit für ihn, niemand teilte ihm etwas zu, niemand beachtete ihn. Noch lag eine gewisse Lethargie über dem neuen Gebäude. Die vielen Gänge waren fast alle verwaist. Bis auf Frau Bodenstock, die für gewöhnlich etwas hektisch wirkte, mussten sich alle anderen erst mit ihrer neuen Rolle und ihrem neuen Posten anfreunden. So auch Rauscher. Ihm kam der Verdacht, dass er sich selbst darum kümmern musste, was er zu