1. KAPITEL
Er war ein Herrscher wie aus dem Bilderbuch. Groß und dunkelhaarig, den Kopf stolz erhoben, zog Ali Ben Saleem, Scheich von Kamar, die Blicke aller auf sich, als er das Spielkasino betrat.
Und das nicht nur, weil er blendend aussah und von beeindruckender Größe war. Der Mann strahlte außerdem noch eine ungeheure Energie und Selbstsicherheit aus, als würde ihm stets alles gelingen, was er anpackte. Kein Wunder, dass ihn jetzt die Männer mit einem Anflug von Neid musterten, die Frauen hingegen voller Bewunderung.
Wie alle anderen verfolgte auch Alexis Callam gespannt den Auftritt des Scheichs. Allerdings interessierte sie sich rein beruflich für diesen Mann. Sie war freie Journalistin und bekannt für ihre brillanten Porträts von Persönlichkeiten des internationalen Wirtschaftslebens. Zeitungsverleger schätzten ihr Geschick im Umgang mit den Superreichen dieser Welt, zu denen Ali Ben Saleem zweifellos zählte.
„Sieh ihn dir nur an!“, sagte Joey Baines beinahe ehrfurchtsvoll, während sein Blick dem Scheich folgte, der, charmant nach allen Seiten lächelnd, auf einen der Spieltische zusteuerte. Joey war Privatdetektiv und wurde von Alexis manchmal als Assistent angeheuert. An diesem Abend diente er ihr zur Tarnung als Begleiter, denn sie war hier, um den Scheich beim Roulette zu beobachten.
„Zugegeben, er wird seinem Ruf gerecht“, antwortete sie leise. „Zumindest, was sein Aussehen betrifft.“
„Was erzählt man sich denn sonst noch über ihn?“
„Dass er sein eigenes Gesetz sei und niemandem Rechenschaft darüber schulde, woher sein Geld kommt und wohin es fließt.“
„Woher es kommt, wissen wir“, widersprach Joey. „Von den Ölfeldern, die in seinem Scheichtum offenbar üppig sprudeln.“
„Und er gibt es mit vollen Händen an Orten wie diesem hier aus.“ Missbilligend blickte Alexis sich im Kasino um.
„Das kann uns doch egal sein, Alexis. Lass uns diesen Abend unter den Reichen und Schönen einfach genießen. Wir sind schließlich aus gutem Grund hier.“
„Unsere Aufgabe ist es, einen Mann festzunageln, der ungern Fragen beantwortet“, beharrte Alexis. „Ich möchte herausfinden, was er zu verbergen hat.“
Joey fuhr sich mit dem Finger unter den steifen Hemdkragen. Für die männlichen Besucher des Kasinos gab es strenge Kleidervorschriften, und der stämmige kleine Mann fühlte sich im ungewohnten schwarzen Abendanzug etwas unbehaglich.
„Ich kann nicht glauben, dass du dich nur für die Arbeit so verführerisch zurechtgemacht hast“, sagte Joey und betrachtete seine Begleiterin mit gespielt lüsternem Blick von Kopf bis Fuß. Sie hatte die rotblonden Locken kunstvoll hochgesteckt und trug ein enges Goldlamékleid, das ihre perfekte Figur wirkungsvoll zur Geltung brachte.
„Benimm dich, Kleiner“, wies Alexis ihn scherzhaft zurecht. „Natürlich musste ich mich mit meinem Äußeren dem hier verkehrenden Publikum anpassen.“
Es war ihr gelungen, wenngleich das von einem Kostümverleih stammende Kleid für ihren Geschmack zu weit ausgeschnitten war und der bis zum Oberschenkel reichende Seitenschlitz etwas kürzer hätte sein können. Aber im Golden Chance, Londons exklusivstem Spielkasino, schien sie mit diesem teuer aussehenden Glitzerfummel genau richtig zu liegen.
Ve