: Lucy Ryder
: Wenn Liebe Herzen heilt ...
: Cora Verlag
: 9783751505598
: Digital Edition
: 1
: CHF 2.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 130
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein Blick in Sam Kellans goldbraun glitzernde Augen genügt, schon verspürt Cassidy ein verräterisches Kribbeln. Doch sie soll den gut aussehenden Bad Boy verarzten, statt sich nach ihm zu verzehren! Schließlich bedeutet jemand wie er Gift für ihr gebrochenes Herz ...

1. KAPITEL

Das Bezirksgefängnis war nun wirklich der letzte Ort, den Dr. Cassidy Mahoney bei ihrer Flucht aus Boston in die Cascades Mountains vor Augen gehabt hatte. Sie stand zum ersten Mal in einem Gefängnis und hoffte angesichts des Gestanks nach schalem Alkohol und etwas anderem, menschlichen Ursprungs, es möge auch das letzte Mal sein.

Nichts hätte sie aufihn vorbereiten können – den ein Meter zweiundneunzig großen Mann mit breiten Schultern und festen Muskeln, der genügend Testosteron verströmte, um eine Truppe eingefleischter Feministinnen um den Verstand zu bringen.

Er hing lässig auf einer Pritsche, für die seine Schultern zu breit und seine Beine zu lang waren. Hingebungsvoll sang er von einer Señorita mit funkelnden Augen und weinroten Lippen. Der alte Mann in der Nachbarzelle fiel fröhlich mit ein. Sein Zellengenosse schnarchte ohrenbetäubend.

Cassidy verharrte auf der Schwelle zum Korridor, von dem die Zellen abgingen, und schaute sich mit großen Augen um. War sie etwa ohne Drehbuch in einer Filmkulisse gelandet? Eigentlich sah das gesamte Städtchen Crescent Lake wie eine Filmkulisse aus. Manchmal fiel es Cassidy noch schwer zu glauben, dass sie nicht träumte.

Doch nicht mal in ihren kühnsten Träumen war sie wie eine Kriminelle im Streifenwagen zur Polizeiwache kutschiert worden – auch nicht, um einen Gefangenen zu behandeln.

Am Ende des Korridors fluchte jemand und brüllte, die Sänger sollten gefälligst „das Maul halten“. Hazel Porter, eine winzige Frau, die Cassidy ins Ungewisse führte, stieß die Tür ganz auf und signalisierte der Ärztin, ihr zu folgen.

„Volles Haus heute Abend“, krächzte Hazel mit ihrer Dreißig-Zigaretten-täglich-Stimme. „Muss Vollmond sein.“ Sie nickte in Richtung einer Zelle mit älteren Herren: „Gar nicht beachten, Schätzchen. Die sind Stammgäste an den Wochenenden.“