Titel
Der Januar 2010 begann für Erik mit Rettungsarbeiten im Norden des Landes. Tiere drohten zu ertrinken, andere verließen ihre angestammten Gebiete auf der Flucht vor den ausufernden Wassermassen. Sie drangen in Ortschaften ein, zertrampelten die Felder, fraßen die wachsende Nahrung der Lebewesen. Bei lang andauernden heftigen Regenfällen und dem anschließenden Hochwasser kamen dreißig Personen ums Leben. Wie der Daily Nation berichtete, befürchten die örtlichen Hilfskräfte angesichts zahlreicher vermisster Menschen noch mehr Todesopfer. Nach offiziellen Angaben verloren mehr als 30.000 Menschen ihre Häuser. Besonders betroffen war die Region rund um den Lake Turkana, die üblicherweise einer Halbwüste glich. Der Kerio-River trat über die Ufer. Die Sturzflut spülte ganze Dörfer fort. Unzählige Leute in dem Bereich, traditionelle Viehzüchter, büßten ihre Lebensgrundlage ein, nachdem Hunderte Rinder, Schafe, Ziegen in den Wassermassen ertranken. Die Straßen, Wege waren unpassierbar, selbst Brücken wurden von den Fluten weggerissen. Helfer konnten nur schwer zu den Opfern vordringen.
Erik und die Ranger, die vor Ort Hilfe leisteten, waren tagelang eingeschlossen. Das Einzige, was sie tun konnten, war, im strömenden Regen Gräben auszuheben, indem sich dort das Wasser sammelte. Tiere sperrten sie kurzerhand auf die Ladefläche der zwei Lastwagen, damit sie nicht absoffen. Die meckerten, blökten zwar rund um die Uhr, da es sehr eng war. Nur sie waren wenigstens gerettet. Sie schliefen in den Autos, da die Hütten entweder weggespült waren oder unter Wasser standen. Es stank bestialisch nach Fäkalien. Durch diese verdreckte Brühe mussten sie waten. Erik fluchte ständig. Sein Vorgesetzter kannte keine Rücksichtnahme, obwohl er ein Weißer und Dokitari war. Dieses Gemisch verteilte sich überall, auf Feldern, Wegen, den Flächen um die Häuser und teilweise stand es in den kibanda.
Tausende Moskitos umschwirrten sie. Abends stellten sie sich in den Regen, um sich zu waschen, ihre übel riechenden Sachen zu säubern. Nur für Erik war das eine willkommene Abwechslung und es lenkte ihn von der grausamen Ermordung seines Freundes Tarajar ab. Noch immer stand er unter Schock.
Für eine zusätzliche Aufregung sorgte eine Sonnenfinsternis am frühen Morgen. Bei den Menschen grassierte Angst, ja fast Entsetzen. Der Mond schob sich am frühen Morgen vor die aufgehende Sonne. Der ungewöhnlich dunkle Himmel erschreckte die Dorfbewohner. „Der Mond bekämpft die Sonne. Es ist eine Strafe des Feuergottes“, stammelten sie, sahen darin ein schlechtes Omen, egal wie man es deutete.
Erik und dir Ranger sahen hingegen fasziniert zu. Es war eine sogenannte Feuerkranz-Sonnenfinsternis. Dabei rückte der Mond zwar vor die Sonne, konnte diese indes optisch nicht vollständig verdecken. Sichtbar blieb ein Feuerkranz um die dunkle Neumondscheibe.
Nach neunzehn Tagen endlich daheim. Nur dort erwartete ihn eine Überraschung. Nicht Janina empfing ihn, sondern seine Mum. Er wurde stürmisch umarmt, geküsst, bevor er sich von seiner Verblüffung erholte.
„Was machst du hier?“
„Mich um deine Kinder kümmern. Ich musste unser Haus putzen, da es total verdreckt, der Garten völlig verwildert war, da ihn diese faule Person alles verkommen lie