: Sonora Wolf
: Unbequem glücklich Auf dem Pacific Crest Trail von Mexiko nach Kanada
: Books on Demand
: 9783743120563
: 1
: CHF 7.60
:
: Nord- und Mittelamerika
: German
: 340
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nach unzähligen Schritten auf den verschiedenen Wanderwegen der Welt keimt in Sonora Wolf und ihrem Freund die Idee, den Pacific Crest Trail zu wandern: 4'266 Kilometer durch die Wildnis Nordamerikas. In Gesellschaft wilder Tiere wandern sie durch die grandiose Arena der Natur, die dem Wort Demut einen neuen Sinn verleiht. Die Wüste, hohe Pässe und wilde Flüsse stellen sie vor immer neue Herausforderungen. Die Witterung - vor allem die gnadenlose Sonne - prägt den Alltag. Die Wasserversorgung wird zu einem Abenteuer für sich. Der Hunger ist ein treuer Begleiter. Sie treffen auf interessante, verblüffende, kuriose und verstörende Menschen und werden überrascht von der Kultur und den Gepflogenheiten, die der Mikrokosmos PCT bereithält. Die Menschen und ihre Geschichten eröffnen ihnen neue Horizonte und weichen Vorstellungen auf. Die Wanderung wird zu einem lebensprägenden Erlebnis, welches den Alltag danach zu einer Herausforderung macht und die Lust nach Freiheit erst richtig weckt.

Sonora Wolf, geboren 1982, hat Soziale Arbeit studiert und lebt mit ihrem Freund und ihren beiden Kindern in der Schweiz. Seit ihrer Jugend reist sie leidenschaftlich gern. Sie liebt die Natur und ist fasziniert von den Menschen und ihren Geschichten. Sie kletterte, machte Bergtouren und wanderte - immer weiter. Die Passion erreichte 2013 mit dem Pacific Crest Trail ihren Höhepunkt. Nach fast zwei Jahrzehnten mit dem Element Erde, dürstet es sie nach Neuem. Nun heisst es für die ganze Familie: «Leinen los».

Die Schlangen und wir

20.04 ¦ Patrick lief voraus, hinunter zum Hauser Creek, als uns ein lautes Rasseln zusammenfahren liess. Wir hatten noch nie eine Klapperschlange in freier Wildbahn gesehen oder gehört, doch der Sinn dieses Geräuschs war sofort klar: „Bleib mir vom Leib!“ Und tatsächlich zog sich eine riesige Klapperschlange, fast so dick wie mein Oberschenkel, in eine Felsspalte zurück und rasselte dabei wie verrückt.

Dass wir so schnell und vor allem ein so grosses Exemplar sehen würden, hatten wir nicht erwartet und erschreckte uns. Wir machten einen grossen Bogen um die Spalte, da mir eine Sprungweite von rund zwei Metern vorschwebte. Eingeschüchtert wanderten wir weiter, die Augen starr auf den Weg vor uns gerichtet und bereits nach einer Viertelstunde begegneten wir der nächsten Schlange. Sie sah zwar anders aus, doch dass nur Klapperschlangen richtig giftig sind, wussten wir damals noch nicht. Ich war nun doch sehr beunruhigt und erwartete jeden Moment die nächste Schlange, von denen es hier nur so zu wimmeln schien.

Eigentlich wollten wir eine Mittagspause einlegen, doch wo sollten wir uns bloss niederlassen, ohne dass sich sämtliche Schlangen der Umgebung auf uns stürzen würden? Wir erreichten einen Feldweg und beschlossen dort zu pausieren, so konnten wir zumindest das hohe Gras vermeiden. Trotzdem beneidete ich Patrick um seine dünne und doch so nützliche Schaumstoffmatte, denn vermutlich lagen alle giftigen Spinnen und Skorpione bereits auf der Lauer. Es war mir äusserst unwohl und trotzdem gelang es mir, ein wenig zu dösen.

Wir hatten eigentlich geplant, die Mittagshitze im Schatten zu verbringen. Doch schon bald wurden wir von einer Unruhe gepackt und als der Schatten auf dem Feldweg ständig kleiner wurde, hielten wir es nicht mehr aus und gingen trotz der Hitze weiter. Wir waren langsam aber stetig am ersten Aufstieg, als wir von einer Dreiergruppe in beeindruckendem Tempo ein- und überholt wurden. Obwohl ich es nicht wollte und normalerweise keineswegs in Wettbewerbslaune komme, konnte ich mich gegen den Wer-schneller-Gedanken nicht wehren. Das Bedürfnis sich zu messen scheint wirklich tief im Menschen verankert zu sein.

Wir sahen die erste Horned Toad, eine wirklich