1. Kapitel
Jubel, Pfiffe und Freudengeschrei schallten ihm aus dem Zuschauerraum entgegen. Das Stampfen von Füßen auf klebrigen Fliesen vibrierte im Einklang mit dem Strömen des Blutes in Gray Hartsons Ohren. Die Gitarre von der Schulter hängend und die Hände um das Mikrofon gelegt, stand er einen Moment lang still und erlaubte es sich, all dies in sich aufzunehmen. Es war das pure High. Der Rausch, der niemals anhielt. Aberwährend er anhielt, würde Gray ihn genießen. Solange es ging.
»Sidney, ihr wart unglaublich. Danke und gute Nacht.« Trotz der In-Ear-Plugs übertönte der Lärm der Menge seine eigene Stimme. Es wirkte nicht, als würde der Applaus in nächster Zeit verklingen. Er hob die Hand und wandte sich zum Gehen, aber die Aufregung des Publikums steigerte sich nur noch und legte sich wie eine Decke um ihn, während er von der Bühne schlenderte.
Im Seitengang holte ihm ein Roadie seine In-Ear-Plugs heraus und ein anderer hob ihm die Gitarre über den Kopf, um sie vorsichtig in einem Ständer abzusetzen. Gray nahm ein Handtuch an, das ihm jemand reichte, und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Dann schnappte er sich eine Wasserflasche und trank das ganze Ding in einem Zug leer.
»Wir werden die Lichter ausschalten müssen, wenn wir die Meute zum Gehen bringen wollen«, bemerkte sein Manager, Marco, auf dem Weg den Gang hinab zur Garderobe mit einem Grinsen. »Drei Zugaben. Drei! Gott sei Dank haben wir sie alle geprobt. Die Leute da draußen sind verrückt nach dir.«
Früher einmal hätten ihn diese Worte dazu gebracht, sich zehn Meter groß zu fühlen. Heute war er einfach nur erschöpft.
Gray stieß die Tür zur Garderobe auf und runzelte die Stirn, als er all die Leute sah, die dort auf ihn warteten. Die Burschen vonFast Rush – der aufstrebenden Band, die die letzten Shows am Ende seiner Welttournee für ihn eröffnet hatte – genehmigten sich schon ihren dritten oder möglicherweise vierten Drink. Sie waren umringt von einer Gruppe Frauen, die mit ihnen gemeinsam über etwas kicherten. Er erkannte die A&R-Typen seiner Plattenfirma und einen ganzen Haufen Groupies, die dabei waren, die Garderobe in einen Partyraum zu verwandeln. Er gab sein Bestes, nicht zu seufzen. Es war nicht ihre Schuld, dass das Tief ihn jetzt schon traf.
»Oh mein Gott! Da ist Gray Hartson!« Eines der Mädchen, das beiFast Rush stand, hatte ihn bemerkt. Wie aus dem Nichts war die Vorband vergessen und die Frauen kamen geschlossen in seine Richtung.
»Ist die andere Garderobe unbesetzt?«, wollte Gray mit gesenkter Stimme von Marco wissen.
»Jepp.«
»Okay, dann nehme ich die.« Die zweite Garderobe wurde üblicherweise von den örtlichen Musikern benutzt, die beim vorherigen Teil seiner Tournee als Vorband gespielt hatten.
Er wollte sich gerade auf den Weg machen, als eines der Mädchen seinen Arm zu fassen bekam. Sie schob etwas in seine Jackentasche, und er erwischte sich dabei, wie er vom Druck ihrer Finger auf seiner Hüfte wegzuckte.
»Etwas, um dich glücklich zu machen«, flüsterte sie mit funkelndem Blick. »Und meine Nummer. Ruf mich an.«
Marco schloss augenverdrehend die Tür zur ersten Garderobe. »Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen niemanden hierherbringen. Tut mir leid, Mann.«
»Ist schon okay. Das ist ihre erste große Tournee.« Gray zuckte die Schultern, während sie den Gang hinunterliefen. »Kannst du sicherstellen, dass irgendwer nüchtern bleibt, um sich um die Jungs zu kümmern? Und dass sie in einem Stück in ihr Hotel zurückkommen?«
Marco nickte. »Natürlich.«
»Falls irgendetwas beschädigt wird, geht das auf meine Kappe.«
Sie hatten die zwei