Die Gegner des Immunsystems
Natürlich denken wir schon primär an Viren und Bakterien, wenn es um die Gegner unseres Immunsystems geht. Aber was wissen wir eigentlich über sie?
Schmarotzer auf Tour: leblose Lebenskünstler
Viren befallen nicht nur uns Menschen, sondern alles, was lebt. Sie selbst können sich ohne einen Wirtorganismus nicht behaupten. Sie benötigen eine fremde Zelle, um sich zu reproduzieren. Egal ob Pflanze, Tier oder Mensch. Sie haften sich an die Zellen der neuen Wirte an, dringen in eine oder mehrere davon ein und zwingen dort das Erbgut, ganz viele neue Viren an ihrer Stelle zu produzieren. Man bezeichnet Viren als »leblos«, da sie sich nicht selbst vermehren und für sich keine Energie bereitstellen können. Man kann sie auch als Übergang von der leblosen in die lebendige Welt betrachten. Ihre Winzigkeit ist enorm. Schon unsere Körperzellen sind winzig klein (1–30 Mikrometer, das sind tausendstel Millimeter), Bakterien sind bisweilen noch kleiner (im Durchschnitt 0,1–10 Mikrometer) und Viren messen nur 20–300 Nanometer, das sind sogar nur Millionstel Millimeter! Das ist unvorstellbar winzig. Sie schaffen es, sich sämtlichen Gegebenheiten anzupassen, sie sind überall zu finden: in sehr sauren heißen Quellen, in alkalischem Gewässer, in der Tiefsee, unter 30 Meter dicken Eisschichten, 2000 Meter unter der Erde und eben auch in unserem Körper.
Die Darmbewohner kennen Sie ja schon aus dem ersten Kapitel. Wir beherbergen dort sehr viele davon, Sie erinnern sich? Es sind 100 Billionen. Aber: Auf ein einzelnes Darmbakterium kommen ca. 100 Viren! Das ist eine recht neue Erkenntnis und man weiß noch nicht so genau, was für eine Aufgabe sie dort haben. Wahrscheinlich leben sie dort auch in einer Art Symbiose mit den Darmbakterien. Aktuell wird diskutiert, ob sie dabei helfen, die Darmbakterien in Abwehrbereitschaft zu halten. Das wäre nett.
Viren: kleine Piraten im Auftrag der Reproduktion
Also, Viren sind schwierig zu verstehen, weil sie so gar nicht mit sonst etwas vergleichbar sind. Sie gelten als leblos, aber so ganz und gar nun eben doch nicht. Denn obwohl sie keinen eigenen Stoffwechsel haben und sich nicht selbst reproduzieren können, schaffen sie es, sich auszubreiten, sich anzupassen und überall mitzumischen. Wie sehen sie also aus? Was macht sie aus? Man kann sie als kleine organische Strukturen bezeichnen, die genetisches Material enthalten, umgeben von einem »Kapsid«, einer Proteinhülle. Das war’s. Fast. Denn einige Viren enthalten nochmals eine Hülle aus Fetten (Lipid-Membran), ähnlich unseren Körperzellen. Dann haben sie noch Rezeptoren, die genau zu den Zellen passen, zu denen sie gerne möchten. Das sind die Enterhaken der kleinen Piraten. Damit erkennen sie ihre Zielzelle und haften sich damit an, um ins Zellinnere zu gelangen. Dort kapern sie sich unser Erbgut, unsere DNA, und überschreiben unser Programm mit ihrem eigenen, indem sie ihre eigene DNA oder RNA aufspielen.
Deshalb heißen Computerviren »Viren« und nicht Bakterien! Das Virenprogramm ist dominant. Der Zelle bleibt nichts anderes übrig, als zu gehorchen: sie produziert fortan kleine Virenkopien en masse. Dies geht so lange, bis die Zelle platzt, die Viren frei werden und sich ihrerseits eine neue Zelle suchen, um dort das gleiche Spiel zu treiben. Manche Viren veranlassen die Zelle auch dazu, die neuen Virenreplikate nach außen abzugeben, ohne dass die Zelle abstirbt. So kann nochmals um ein Vielfaches mehr produziert werden. Nach der Infektion mit einem Grippevirus können sich so nach nur ein paar Tagen mehrere 100 Billionen dieser kleinen Piraten im Körper befinden! Daher kommt die Redewendung »viral gehen«, um zu beschreiben, wie schnell sich etwas in den digitalen Medien ausbreitet. Harte Zeiten für die Immunabwehr, zum Glück verfügen wir in der Regel über viele fleißige Piratenjäger!
Der Ernstfall: Was aber, wenn Viren krank machen?
Viren sind so winzig, dass sie schnell über unsere Schleimhäute in Mund, Nase, Augen, aber auch im Uro-Genital-Bereich eindringen können. Der Corona-Virus zum Beispiel gelangt über die Luftröhre in die Lunge. Auch über Insekten- oder Zeckenstiche können Viren in den Körper gelangen. Je nach Zielzelle können Viren unterschiedliche Krankheiten verursachen. Sie können Leberzellen befallen (Hepatitis), weiße Blutkörperchen (AIDS), Nervenzellen (Tollwut), Hirnhautzellen (Enzephalitis), die Hautzellen (Herpes) etc. Sehr viele Viren befallen die Zellen der Atemwege. Man nennt sie deshalb »respiratorische Viren«. Dazu zählen die Schnupfenviren (Rhinoviren), Grippeviren (Influenzaviren) und die Coronaviren.
Zwiebelsaft: Medizin aus der eigenen Küche
In dem Küchengemüse stecken schwefelhaltige Verbindungen wie Alliin, ätherische Öle, Vitamine und Mineralstoffe. Bei roten Zwiebeln kommen noch zellschützende Anthocyane hinzu. Schon seit Jahrhunderten weiß man u