Hier kommt sie, die ungeschminkte Wahrheit über Eltern, die die Nerven verlieren. Die gute Nachricht: Sie können nichts dafür und Sie kriegen das hin.
Die Kinder bringen Sie also manchmal zur Weißglut, und Sie fahren sie an, Sie werden laut, Sie kriegen einen Schreianfall. Öfter, als Sie gerne zugeben möchten, reagieren Sie gereizt und entnervt. Sie haben ein klares Bild davon, wie Sie als Eltern sein möchten, nämlich gelassener und abgeklärter. Aber sosehr Sie sich auch anstrengen: Immer wieder rasten Sie aus.
Ich kenne ja weder Sie noch Ihre Familie und weiß auch nicht, wie das typischerweise aussieht, wenn Sie die Fassung verlieren. Trotzdem kann ich Ihnen sechs Tatsachen nennen, die Ihnen helfen werden, sich dafür nicht so zu schämen und mit Ihrem Groll und Ihren Aggressionen besser zurechtzukommen.
Eltern zu sein ist eine schwere Aufgabe. Das gilt für alle Eltern – und ich meine wirklich alle, also auch diese schrecklich perfekten Eltern mit ihrem fettarmen Soja Latte und ihrem picobello aufgeräumten Minivan. Dass es so schwer ist, hat viele Gründe. Manche haben mit uns selbst zu tun, manche mit unseren Kindern. Und auf manche haben wir anscheinend genauso wenig Einfluss wie auf die Ziehung der Lottozahlen.
Wir rasten alle manchmal aus. Manchen passiert es öfter als anderen, und manchmal werden sie dabei so laut, dass alle um sie herum es mitbekommen. Aber niemand von uns ist immun dagegen. Das heißt, Sie sind damit definitiv nicht allein – daran kann es nicht den geringsten Zweifel geben. Vor einigen Jahren hieß es in derNew York Times: Schreien ist das neue Prügeln – wir sind die Generation, die rumschreit.
Nein, Sie haben Ihrem Kind nicht sein Leben verpfuscht, auch wenn es Ihnen gerade so vorkommt. Verstehen Sie mich nicht falsch – Ausraster tun niemandem gut, weder Ihrem Kind noch Ihnen selbst noch irgendjemand anderem. Aber das wissen Sie ja längst. Was Ihnen aber vielleicht noch nicht so klar ist: Wir Menschen können mehr verkraften, als wir uns selbst zutrauen. Viele von uns hatten Eltern, die ständig die Beherrschung verloren haben, und sind dennoch zu tüchtigen, produktiven Mitgliedern der Gesellschaft herangewachsen, auch wenn wir vielleicht mehr oder weniger versessen auf Süßes sind oder uns andere kleine Neurosen leisten. Die Scham, die Schuldgefühle und die Selbstzweifel, mit denen Sie sich herumplagen, können Sie sich also getrost sparen, und Sie müssen vermutlich auch kein Geld für die künftige psychotherapeutische Behandlung Ihrer Kinder zurücklegen.
Ausrasten ist trotzdem ätzend. Es kostet Kraft und ist schlimm für alle Beteiligten. Es setzt das Kind unter Stress, belastet Ihre Beziehung zu ihm und lässt Sie an sich selbst und Ihrer Eignung als Eltern zweifeln. Die Ausraster fressen wertvolle Zeit und Energie auf, ohne die Situation wirklich zu klären und ohne dafür zu sorgen, dass sie nicht erneut auftritt. Sie machen es uns schwerer, die Eltern zu