: Heinrich Mann
: Flöten und Dolche Novellen
: epubli
: 9783753141657
: 3
: CHF 0.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 86
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Band ?Flöten und Dolche? versammelt vier Novellen von Heinrich Mann: Pippo Spano, Fulvia, Drei-Minuten-Roman und Ein Gang durchs Tor. In ?Pippo Spano? möchte der Schriftsteller Mario Malvolto tapfer sein wie weiland sein Idol, der Türkenbezwinger Pippo Spano. Der Modeliterat wird aber als Mörder verschrien. In ?Fulvia? will Fulvia in Rom sterben wie ihr Claudio. In ?Drei-Minuten-Roman? gibt der Ich-Erzähler drei kleine Geschichten aus seiner Jugendzeit wieder. ?Ein Gang durchs Tor? handelt von dem jungen Ritter Lukas.

Luiz Heinrich Mann, geboren am 27. März 1871 in Lübeck und gestorben am 11. März 1950 in Santa Monica, Kalifornien, war ein deutscher Schriftsteller aus der Familie Mann. Zu seinen bekanntesten Werken gehören ?Professor Unrat? (1905) und ?Der Untertan? (1918).

Pippo Spano


Semblable à ces criminels d’autrefois, qui, poursuivis par la justice, étaient sauvés s’ils atteignaient l’ombre d’un autel, il essayait de se glisser dans le sanctuaire de la vie. (La Peau de Chagrin)

Die Komödie


»Und verratet mich nicht,« sagte Mario Malvolto zu seinen zwei Freunden. »Laßt sie glauben, ich käme zurück.«

»Du kommst nicht?«

»Ich muß nach Hause. Ich habe Kopfschmerzen . . . Nein, ich will euch gestehen, ich muß allein sein.«

»Deinen Triumph überdenken. Gute Nacht, glücklicher Dichter.«

»Schlafen wirst du kaum.«

»Wer weiß. Gute Nacht.«

Die andern gingen hinein. Mario Malvolto stand noch einen Augenblick oben an der Treppe. Hinter ihm verhallte das Bankett zu seinen Ehren. Links und rechts neigten sich tief zwei Lakaien voll goldener Schnüre. Er hielt seine schmächtige Gestalt ganz steif und schritt hinab, über den blassen, dicken Teppich, zwischen den vergoldeten Geländern.

»Diese Eitelkeit muß ausgekostet werden,« dachte er dabei. »Drinnen arbeitete ich zu sehr an meiner Rolle. Jetzt beherrsche ich das Erlebnis.«

»Wohin fahren wir, Herr Malvolto?« fragte der Kutscher.

»Nach Settignano.«

»Warum fragte denn der. Meinte er, ich fahre jetzt noch zu Mimi? O Mimi, du hinundherwehendes Seidenfähnchen! Bald flattert es dem um den Hals, bald jenem. Ich hab’ es geküßt, so oft an mir die Reihe war, habe sogar Abenteuer hineingestickt. Ja, Mimi, kleine Kokotte mit flüchtigen Impulsen, aber ohne Spur von Größe in deiner Sinnlichkeit, ich habe dir Leidenschaften angedichtet, habe sie zu meiner eigenen Genugtuung, aus Eitelkeit, aus Sehnsucht, deinen ganzen Lebenslauf entlang aufgestellt, wie Puppen, die große Gebärden schleudern. Du warst nur ein Mädel. Adieu, Mimi.

Wir wünschen mehr, wünschen Stärkeres. So etwas wie Mimi läßt sich noch neben einer Tragödie her lieben. Es nimmt so wenig Herz ein. Meine Tragödie hat heute Abend gesiegt. Ja, ich werde stark. Aber es heißt von den kleinen Genugtuungen ganz frei bleiben, die schwach erhalten, und die Der verbietet, der in meinem Zimmer über seine eiser