: Matthias Boll
: Brainstorm Ein Kriminalroman aus Südafrika
: Books on Demand
: 9783752610765
: 1
: CHF 3.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 408
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mithila wirft die kleine Pille ein - und öffnet damit das Tor zur Hölle. Skyscraper. Eine neuartige Droge erobert die Welt - auch den Süden Afrikas. Naturwissenschaftler Frank Sattler wird von seiner Firma nach Durban geschickt, um rätselhafte Vorgänge in der lokalen Niederlassung aufzuklären. Seine Lebensgefährtin Pia ermittelt dort zeitgleich und auf eigene Faust in einem mysteriösen Mordfall. Sie werden in einen Strudel gefährlicher Ereignisse hineingezogen, aus dem sich am Ende nur einer der beiden befreien kann...

Matthias Boll (geb. 1971) ist promovierter Naturwissenschaftler mit einem großen Interesse an guten und logischen Krimis. Nach einem mehrjährigen beruflichen Aufenthalt in Südafrika hat er begonnen, selbst Krimis zu schreiben, die - natürlich - in Südafrika spielen. Einem Land voller Widersprüche und Extreme, das damit eine ideale Kulisse für Verbrechen aller Art darstellt. Dabei lässt er die eigenen Erfahrungen geschickt in die erzählten Geschichten einfließen.

2 Luleå - Nordschweden


Ulf machten die langen Nächte und kurzen Tage im Winter zu schaffen. Psychisch. Dieses Jahr war es besonders schlimm.

In Luleå war es fast das ganze Jahr über kalt. Es gab zwar einen kurzen Sommer, aber nur mit viel Glück stiegen die Temperaturen über fünfundzwanzig Grad, sodass es warm genug war für eine gemütliche Angelpartie. Der lange Winter war im Vergleich zum Sommer kompromisslos, und Temperaturen von dreißig Grad unter null waren keine Seltenheit. Auch dieses Jahr hatte es sich Väterchen Frost in Nordschweden gemütlich gemacht. Während Stockholm gerade langsam wieder aufzutauen begann, mussten sie hier oben immer noch die kleinen Heizlüfter in den Autos an den Steckdosen der Parkplätze anschließen, damit der Wageninnenraum nicht einfror. Oder, schlimmer noch, dass der Motor den Tag über derart auskühlte, dass er abends nicht mehr ansprang.

Manchmal gab es im Winter einige sonnige Tage, und Ulf konnte den Schnee genießen, auch wenn es nur wenige Stunden hell war. Mit einer Kanne heißem Kaffee konnte er, zusammen mit Freunden vom Institut und mit Skiern an den Füßen, in die lichten, dürren Tannenwälder hinausfahren und Spuren der Tiere deuten, oder – mit viel Glück – sogar einen Elch beobachten, wie er mit seinen langen Beinen durch den tiefen, losen Pulverschnee stakste.

Ulf seufzte leise, und seine Finger verkrampften sich um das Lenkrad seines kleinen Peugeots. Viel mehr als das konnte man hier, am Ende der Welt, im Winter kaum unternehmen. Ja, natürlich gab es da den Nationalsport, Eishockey, schnell und ereignisreich, aber das Unterhaltungsangebot war auch nicht viel größer. Die Situation war so verzweifelt, dass dieser harte Sport hier oben am Polarkreis nicht nur von Männern, sondern – mit geänderten Regeln – auch von vielen Frauen gespielt wurde.

Ulf war ein Fan des lokalen Teams, und wie die anderen pilgerte er zu den Spielen regelmäßig in die riesige Sporthalle. Er betrachtete sich als einen der hartgesottenen Fans, die sich niemals von der Mannschaft abwenden würden, selbst wenn sie gegen Linköping verlor – wie am vergangenen Wochenende geschehen.

Nicht alles am Winter war schlecht, nur fast alles. An vielen Tagen, an denen es zufällig nicht regnete oder schneite, war es so neblig, dass er das Wasser der Ostsee nur erahnen konnte, und die wenigen Restaurants am kleinen Hafen der Stadt konnte man bei solchen Wetterlagen erst erkennen, wenn man die Hand schon auf der Türklinke hatte. Immerhin: Im Winter gab es Lichterfeste zu Weihnachten. Halb Schweden schien danach auf dem Weg nach Thailand zu sein, um etwas Sonne zu tanken und dieser scheinbar ewigen Dunkelheit zu entfliehen.

Also entweder war es dunkel, so wie jetzt um acht Uhr morgens, hier auf dem Parkplatz vor dem großen Stahlwerk, sodass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Oder es war neblig. Oder eisig kalt, minus dreißig Grad. Oder erst dunkel und kalt, dann neblig und kalt.

Dieses Wetter kotzte ihn an.

Ulf seufzte, setzte sich seine Wollmütze auf, schlug den Kragen der Daunenjacke hoch, schloss den Reißverschluss bis unter das Kinn und stieg aus dem warmen Auto, hinaus in die beißende Kälte, die seine Gesichtsmuskeln zu lähmen schien. Mit seinen fünfunddreißig Jahren war