1. KAPITEL
Die letzte Person, die Jessica Randall bei ihrer Ankunft in Neuseeland auf dem International Airport von Christchurch zu sehen erwartet hatte, war der Mann, den sie bald heiraten würde. „Gabriel. Was machst du denn hier?“
„Du warst ein Jahr lang in L. A., und das ist alles, was du zu sagen hast?“
Verwirrt küsste sie ihn flüchtig auf die Wange. Es war ein ungewohntes, merkwürdiges Gefühl. „Entschuldige, ich war einfach überrascht. Hast du nicht alle Hände voll zu tun auf der Farm?“
„Ich wollte etwas mit dir besprechen. Aber eins nach dem anderen.“ Unvermittelt zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund.
Das brachte Jessica völlig aus der Fassung, und sie klammerte sich an sein Hemd, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Deutlich spürte sie die knisternde Spannung zwischen ihnen. Jessicas Herz klopfte zum Zerspringen, und das Blut rauschte ihr in den Ohren.
Es war der intimste Kuss, den sie und Gabriel je getauscht hatten, der engste Körperkontakt, den sie bisher hatten. Jessica geriet geradezu in Panik. Nicht, weil es ihr nicht gefiel, sondern weil es ihr gefiel.
„Willkommen zu Hause.“ Gabriel gab sie frei. Der Ausdruck in seinen grünen Augen war unmissverständlich – Gabriel Dumont war bereit für die Hochzeitsnacht.
Mit leicht zittrigen Beinen sah Jessica zu, wie er ihr Gepäck aufnahm, dann folgte sie ihm zum Bereich des Flughafens für Inlandsflüge und weiter zum Flugfeld für die kleineren Maschinen. Dort wartete dieJubilee auf sie, eines der beiden Flugzeuge, die zur Angel-Farm gehörten.
Jessica fühlte sich derart unter Druck – wegen Gabriels Erwartungen, aber hauptsächlich wegen ihrer unerklärlichen Reaktion auf seine Umarmung –, dass sie kaum etwas wahrnahm. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte sie sich eingeredet, ihre Ehe würde eine ruhige, geschäftsmäßige Angelegenheit werden. Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht, was es bedeuten könnte, wirklich Gabriels Frau zu sein –, von ihm berührt und in Besitz genommen zu werden.
Ihr Herz klopfte heftig, als Gabriel neben ihr den Platz des Piloten einnahm, die Kontrolle übernahm. Ihr Verlobter war ein Mann, der genau wusste, was er wollte. Man konnte ihn unmöglich ignorieren.
Gabriel Dumont war hochgewachsen, muskulös und schlank und wirkte geschmeidig. Seine Art sich zu bewegen erinnerte an einen jungen wilden Hengst, prachtvoll und stolz. Sie wusste von früher, dass die verblassten Brandnarben auf seinem linken Arm und auf seinem Rücken diese Wirkung nicht schmälerten – womöglich unterstrichen sie seine überwältigende Ausstrahlung sogar noch. Seine klaren grünen Augen und sein in der Sonne schimmerndes Haar ließen ihn perfekt wirken. Es war fast, als wäre er in dem Jahr ihrer Abwesenheit noch attraktiver geworden … noc