: Harry Gmür
: Liebe und Tod in Leipzig
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958903906
: 1
: CHF 14.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein wiederentdeckter Jugendroman aus der Zeit von Tucholsky und Brecht Der Schweizer Professorensohn und Gymnasiast Rudolf Steinberg ist gerade 19 Jahre alt, als er sich Hals über Kopf in die schöne Agnes Klinger verliebt. Doch das Glück des jungen Paares wird schnell getrübt, denn Rudolfs lang geplanter Umzug in seinen zukünftigen Studienort Leipzig steht kurz bevor. Und auch Agnes Familie lehnt den jungen Mann an der Seite ihrer Tochter ab. Trotz der Distanz versichern sie sich in innigen Briefen ihrer gegenseitigen Hingabe und Treue und planen ihre gemeinsame Zukunft. Als sich Agnes Eltern endgültig zwischen das junge Paar stellen, verlassen Agnes und Rudolf heimlich ihre Heimatstadt. Unverheiratet und ohne klare Perspektiven ziehen sie gemeinsam nach Leipzig, wo sich alles zum Guten zu fügen scheint. Doch ihr hart erkämpftes Glück gerät erneut ins Wanken, als die jüdische Schauspielerin Esther Löwenthal in ihrem Leben auftaucht. Bei der Premiere von Rudolfs erstem Bühnenstück entfacht sich sogar ein tödliches Handgemenge um die schöne Esther, bei dem Rudolf nicht unbeteiligt ist. Harry Gmürs Jugendroman im Stil von Goethes Werther ist im wahrsten Sinne ein Debüt: Zu Lebzeiten des Autors unveröffentlicht, ist sein Werk eine Perle der romantisch dramatischen Literatur, die über 80 Jahre nach ihrem Entstehen nun erstmals veröffentlicht wird.

Harry Gmür, 1908 in eine großbürgerliche Familie in der Schweizer Hauptstadt Bern hineingeboren, schrieb das bislang unveröffentlichte Manuskript von Liebe in Leipzig vermutlich 1929 im Alter von 20 oder 21 Jahren. Seit den 30er-Jahren folgten viel beachtete Reportagen, u.a. für die Ostberliner Weltbühne. Durch sein Engagement in der deutschsprachigen kommunistischen Szene blieb Gmür nach dem Zweiten Weltkrieg u.a. in der DDR beliebt - dort schrieb er unter dem Pseudonym Stefan Miller. Sein packendes Werk Am Stammtisch der Rebellen, welches bis zum Tod von Gmür 1979 unveröffentlicht blieb, wurde 2015 im Europa Verlag Zürich erstmals aufgelegt und u.a. von der NZZ hochgelobt.

Vorwort


Liebe und Tod in Leipzig ist der zweite postum veröffentlichte Roman des Schweizer Politikers, Publizisten und Schriftstellers Harry Gmür (1908–1979). NachAm Stammtisch der Rebellen (Europa Verlag Zürich 2015) aus den 1950er-Jahren handelt es sich hier um einen sehr frühen Text: Gmür hat ihn 1929 als 21-jähriger Student verfasst.

Zusammen mit der Gmür-Biographie von Markus Bürgi und Mario König (Chronos Verlag 2009), den zahlreichen politischen Zeitungsartikeln(Vorwärts, ABC) und Reportagen(Weltbühne) sowie den in der zweiten Lebenshälfte veröffentlichten Erzählungen(Die weiße Hündin, Die Azalee) vervollständigt sich mit den Romanen aus dem Nachlass Stück für Stück ein Gesamtbild von Harry Gmürs Schaffen.

Liebe und Tod in Leipzig wirft einen Blick auf die Anfänge: Der adoleszente Autor ist noch auf der Suche nach seinem eigenen schriftstellerischen Ausdruck, seine literarischen Vorbilder sind immer wieder zu erkennen, und er hat noch keine gefestigte politische Einstellung gefunden, respektive ist noch seinem großbürgerlichen, aber liberalen Elternhaus verhaftet. Trotzdem erkennt man schon in dieser frühen Phase Elemente, die später verstärkt wiederkehren: die Auflehnung gegen gesellschaftliche Konventionen etwa – das Scheitern dieser Bemühungen inbegriffen – oder aber eine Faszination für exotische Frauenfiguren und gesellschaftliche Außenseiter. In seinem literarischen Schaffen offenbarte Gmür zudem ein romantisches Gemüt, das man bei ihm in den journalistischen Texten, die von einer nüchternen Sachlichkeit und einer naturalistisch anmutenden Tonalität gekennzeichnet sind, aber auch im täglichen Umgang nicht wahrnahm.

In erster Linie aber spricht die Geschichte selbst für eine postume Veröffentlichung. Einerseits schildert Gmür die zeitlosen Nöte, Irrungen und Wirrungen in der Bewältigung der Adoleszenz, andererseits die gesellschaftlichen Verhältnisse und Konventionen der Zwischenkriegszeit in der Schweiz und in Deutschland, die uns heute nicht mehr vertraut sind.

Mario Gmür, Herausgeber

B., den 10. Mai 1929

Geliebtes Mädchen!

Tausendmal Dank für die schöne Stunde, die letzte, die ich mit Dir verbringen durfte! Was ich empfand, während Du so hold, so bescheiden an meiner Seite gingst, heiter in mein wolkenloses Geplauder einstimmend, welche Schauer der Seligkeit mein Herz durchbebten, als wir aus dem leise flüsternden Buchenhain hinaustraten an d