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»Wie soll ich das verstehen?«
Lars Knyst war gereizt.
»Wir ermitteln in einem Mordfall, Mann! Ich möchte doch nur wissen, wem der Wagen mit dem Kennzeichen Rufus 15 gehört. Und du erklärst mir, das sei nicht so einfach!«, fauchte er seinen Gesprächspartner am Telefon an. »Ach – das ist ein Leihwagen? Und von welcher ...? Aha. Na, geht doch. Jetzt muss ich nur noch wissen, von welcher Filiale der graue Saab vermietet wurde.«
Er angelte nach einem Stift, um sich die Nummer der Filiale zu notieren, als seine Augenbrauen plötzlich hochschnellten.
»Was? Die sind nicht vernetzt? Soll das heißen, ich muss jetzt jede der Filialen einzeln anrufen?«
Zwanzig Minuten später hatte der Kollege aus Dänemark die Liste mit den einzelnen Filialen und die entsprechenden Nummern gefaxt, und wider Erwarten hatte Lars schon beim dritten Versuch Erfolg.
Bernt Örneberg sprach mit Bjarne Jaspers, dem Wirt desKro in Holm. Nach vier Tassen Kaffee mit viel Milch hatte Bernt zwar einen gewaltigen Druck auf der Blase, war aber bei den Ermittlungen noch keinen Schritt vorangekommen.
Bjarne Jaspers kannte niemanden, der im Rollstuhl saß. Er wusste auch nicht, ob man das schwere Kreuz in der Kirche verrücken konnte, er jedenfalls hatte das noch nie versucht und kannte auch keinen, der es je ausprobiert hätte. Ja, klar gäbe es im Dorf ein paar kräftige, junge Männer, aber die gingen ja nie in die Kirche und, ehrlich gesagt, es würde ihn eher überraschen zu erfahren, dass sie von dem Glaskreuz überhaupt wüssten. Und die Älteren wären ja wohl kaum in der Lage – und wieso sollte überhaupt jemand aus Holm mit der Sache zu tun haben? Ja, er gäbe schon zu: Ein zufälliges Zusammentreffen eines unbekannten Rollstuhlfahrers und einer unbekannten Gruppe von Tätern in einem selbst dem Tourismus unbekannten Ort wie Holm sei zumindest unwahrscheinlich – aber so sei der Zufall eben nun mal, oder nicht? Das sei doch wohl ein typisches Merkmal. Und seine deutsche Großmutter habe auch schon immer gesagt: Unverhofft kommt oft.
Außerdem solle der Ermittler doch nach so viel Kaffee lieber noch etwas essen.
Das sei gut für den Magen. Und gerade heute habe er so leckere Smörebröd im Angebot.
»Oder Toast? Wie wäre es mit einem Toast Skagen? Meine Frau bereitet ihn dir ganz frisch zu!«
Bernt gab auf und ging zur Toilette.
Britta Lilliehöök wurde von einer entrüsteten Haushälterin zum Tee ins Pfarrhaus gebeten.
»Seit über zwanzig Jahren mach ich nun für den Herrn Pfarrer den Haushalt – aber so was ist uns noch nie untergekommen. Wir waren schon in ein paar Gemeinden, das ist ja so üblich in einem Pfarrerleben – aber außer ein paar Prügeleien und Familienzwistigkeiten ist nichts Außergewöhnliches passiert. Du weißt schon: wenn der Alkohol das Regiment übernimmt, da bleibt das oft nicht aus. Aber ein Mord!«
Die dralle Wirtschafterin bugsierte Britta ins gemütliche Wohnzimmer. Der Inspektorin kam es vor, als träte sie durch ein Zeitfenster in ein Zimmer aus einem vergangenen Jahrhundert. Hier sah es genauso aus wie in eine