: Sigmund Freud
: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie
: Andhof
: 9783736428478
: 1
: CHF 0.90
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 60
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Drei Abhandlungen zu Sexualt III. Die Umgestaltungen der Pubertät. Freud begann seinen ersten Essay über 'Die sexuellen Abirrungen', indem er zwischen dem sexuellen Objekt und dem sexuellen Ziel unterschied - und darauf bemerkte, dass Abweichungen von der Norm in Bezug auf beide auftreten könnten. Das sexuelle Objekt wird darin als ein gewünschtes Objekt definiert, und das sexuelle Ziel als das, was mit diesem Objekt gewünscht wird. Er spricht über die Wahl von Kindern und Tieren als Sexobjekte - Pädophilie und Bestialität - und stellt fest, dass die meisten Menschen es vorziehen würden, diese Perversionen auf den Wahnsinnigen 'aus ästhetischen Gründen' zu beschränken, aber dass sie bei normalen Menschen so existieren. Er untersucht auch Abweichungen von sexuellen Zielen, wie in der Tendenz, über vorbereitende sexuelle Aspekte wie Schauen und Berühren zu verweilen. Was die Neurotiker ergebe, betonte Freud, dass in ihnen Tendenzen zu jeder Art von Perversion als unbewusste Kräfte nachgewiesen werden können... Neurose ist sozusagen das Negative der Perversion. Freud weist auch darauf hin, dass Menschen, die verhaltensauffällig sind, in der Erfahrung immer sexuell abnorm sind, aber dass viele Menschen, die sonst normal verhalten sind, sexuell abnorm sind. Freud kam zu dem Schluss, dass 'eine Disposition zu Perversionen eine originelle und universelle Disposition des menschlichen sexuellen Instinkts ist und dass... diese postulierte Konstitution, die die Keime aller Perversionen enthält, wird nur bei Kindern nachweisbar sein. Sein zweiter Essay über 'Infantile Sexualität' argumentiert Freud, dass Kinder sexuelle Triebe und Emotionen, wie Daumensaugen, Autoerotik und Geschwisterkonkurrenz, haben, aus denen erwachsene Sexualität erst allmählich durch psychosexuelle Entwicklung entsteht. In seinem dritten Essay 'Die Umgestaltungen der Pubertät' formalisierte Freud die Unterscheidung zwischen den 'Vorfreuden' der infantilen Sexualität und dem 'Endvergnügen' des Geschlechtsverkehrs. Er demonstrierte auch, wie die jugendlichen Jahre die sexuelle Identität unter der Dominanz der Genitalien festigen.

Sigmund Freud, geboren in Freiberg in Mähren als Sigismund Schlomo Freud und gestorben in London, österreichischer Arzt, Neurophysiologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker, ist der Begründer der Psychoanalyse und gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts.

»Schaff’ mir ein Halstuch von ihrer Brust,

Ein Strumpfband meiner Liebeslust!«

(Faust.)

Der pathologische Fall tritt erst ein, wenn sich das Streben nach dem Fetisch über solche Bedingung hinaus fixiert und sich an die Stelle des normalen Zieles setzt, ferner wenn sich der Fetisch von der bestimmten Person loslöst, zum alleinigen Sexualobjekt wird. Es sind dies die allgemeinen Bedingungen für das Übergehen bloßer Variationen des Geschlechtstriebes in pathologische Verirrungen.

In der Auswahl des Fetisch zeigt sich, wie Binet zuerst behauptet hat und dann später durch zahlreiche Belege erwiesen worden ist, der fortwirkende Einfluß eines zumeist in früher Kindheit empfangenen sexuellen Eindruckes, was man der sprichwörtlichen Haftfähigkeit einer ersten Liebe beim Normalen (»On revient toujours à ses premiers amours«) an die Seite stellen darf. Eine solche Ableitung ist besonders deutlich bei Fällen mit bloß fetischistischer Bedingtheit des Sexualobjektes. Der Bedeutung frühzeitiger sexueller Eindrücke werden wir noch an anderer Stelle begegnen(18).

In anderen Fällen ist es eine dem Betroffenen meist nicht bewußte symbolische Gedankenverbindung, welche zum Ersatz des Objektes durch den Fetisch geführt hat. Die Wege dieser Verbindungen sind nicht immer mit Sicherheit nachzuweisen (der Fuß ist ein uraltes sexuelles Symbol, schon im Mythus(19), »Pelz« verdankt seine Fetischrolle wohl der Assoziation mit der Behaarung des Mons veneris); doch scheint auch solcheSymbolik nicht immer unabhängig von sexuellen Erlebnissen der Kinderzeit(20).

b) Fixierungen von vorläufigen Sexualzielen.

Auftreten neuer Absichten.

Alle äußeren und inneren Bedingungen, welche das Erreichen des normalen Sexualzieles erschweren oder in die Ferne rücken (Impotenz, Kostbarkeit des Sexualobjektes, Gefahren des Sexualaktes), unterstützen wie begreiflich die Neigung, bei den vorbereitenden Akten zu verweilen und neue Sexualziele aus ihnen zu gestalten, die an die Stelle des normalen treten können. Bei näherer Prüfung zeigt sich stets, daß die anscheinend fremdartigsten dieser neuen Absichten doch bereits beim normalen Sexualvorgang angedeutet sind.

Betasten und Beschauen.

Ein gewisses Maß von Tasten ist wenigstens für den Menschen zur Erreichung des normalen Sexualzieles unerläßlich. Auch ist es allgemein bekannt, welche Lustquelle einerseits, welcher Zufluß neuer Erregung anderseits durch die Berührungsempfindungen von der Haut des Sexualobjektes gewonnen wird. Somit kann das Verweilen beim Betasten, falls der Sexualakt überhaupt nur weiter geht, kaum zu den Perversionen gezählt werden.

Ähnlich ist es mit dem in letzter Linie vom Tasten abgeleiteten Sehen. Der optische Eindruck bleibt der Weg, auf dem die libidinöse Erregung am häufigsten geweckt wird, und auf dessen Gangbarkeit – wenn diese teleologische Betrachtungsweise zulässig ist – die Zuchtwahl rechnet, indem sie das Sexualobjekt sich zur Schönheit entwickeln läßt. Die mit der Kultur fortschreitende Verhüllung des Körpers hält die sexuelle Neugierde wach, welche danach strebt, sich das Sexualobjekt durch Enthüllung der verborgenen Teile zu ergänzen, die aber ins Künstlerische abgelenkt (»sublimiert«) werden kann, wenn man ihr Interesse von den Genitalien weg auf die Körperbildung im ganzen zu lenken vermag(21). Ein Verweilen bei diesem intermediären Sexualziel des sexuell betonten Schauens kommt in gewissem Grade den meisten Normalen zu, ja es gibt ihnen die Möglichkeit, einen gewissen Betrag ihrer Libido auf höhere künstlerische Ziele zu richten. Zur Perversion wird die Schaulust im Gegenteil,a) wenn sie sich ausschließlich auf die Genitalien einschränkt,b) wenn sie sich mit der Überwindung des Ekels verbindet (Voyeurs: Zuschauer bei den Exkretionsfunktionen),c) wenn sie das normale Sexualziel, anstatt es vorzubereiten, verdrängt. Letzteres ist in ausgeprägter Weise bei den Exhibitionisten der Fall, die, wenn ich nach einer einzigen Analyse schließen darf, ihre Genitalien zeigen, um als Gegenleistung die Genitalien des anderen Teiles zu Gesicht zu bekommen(22).

Bei der Perversion, deren Streben das Schauen und Beschautwerden ist, tritt ein sehr merkwürdiger Charakter hervor, der uns bei der nächstfolgenden Abirrung noch intensiver beschäftigen wird. Das Sexualziel ist hiebei nämlich in zweifacher Ausbildung vorhanden, inaktiver und inpassiver Form.

Die Macht, wel