Abends vorm Einschlafen Papiergeknister in allen Betten. Briefe von daheim, die noch einmal gelesen wurden. Licht aus und Gedanken zwischen Angst und Heimweh: Wie mochte es zu Hause wirklich gehen? Alle Nachrichten waren längst überholt, wenn sie im Lager ankamen. Immer also die Sorge: War ein Angriff gewesen? Sind sie noch am Leben?
Und immer war die Nacht zu kurz, aber das Schlimmste war der Frühdienst.
Wecken um halb fünf, noch benommen von schwerer Müdigkeit durchs leere, dunkle, eiskalte Haus in die finstere Küche, die im elenden Licht ihrer trüben Birne wie die Vorhölle wirkte.
Sie waren immer zu dritt. Eine Führerin und zwei Maiden.
Eine Maid füllte die Aluminiumtöpfe mit Wasser für den Muckefuck. Die Führerin machte das Frühstück zurecht. Brot mit Butter und Marmelade, manchmal auch mit Quark. Am Wochenende wurde aus Marmelade und Margarine eine Creme gerührt, und jede Maid bekam einen rosa Klacks auf den Teller gelöffelt und konnte ihn sich auf so viele Brötchen verteilen, wie es gab oder wie sie erwischte. Das Cremerühren war die einzig beliebte Arbeit in der Küche, denn wenn man geschickt war, konnte man sich dabei satt schlecken.
Am unbeliebtesten war das Feuermachen. Zuerst die kalte Asche aus der Herdstelle kratzen, dann aus gehamstertem Kleinholz, Kohlenanzündern und Kohlen eine Pyramide bauen, das Holz anzünden und pusten und beten, dass das Holz nicht fröhlich zerknisterte, ehe die Anzünder, die in Friedenszeiten vielleicht funktioniert haben mochten, Feuer gefangen hatten und ihrerseits die kalten schweren Kohlenbrocken in Glut setzten. Pusten und Klappe zu, Zugschieber auf, warten, auf das Knistern lauschen, vorsichtig nachschauen, etwas vom kostbaren Holz nachschieben, wieder pusten. Dann schon die ung