: Adib Khorram
: Darius der Große verdient mehr Young Adult vom Feinsten: Der queere Bestseller aus den USA
: Lago
: 9783957622815
: 1
: CHF 9.90
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Darius scheint das große Los gezogen zu haben: Er ist mit seinem ersten Freund Landon zusammen, spielt in der Fußballmannschaft und hat einen Praktikumsplatz in seinem Lieblingsteeladen. Seit seiner Reise in den Iran versteht er sich auch mit seinem Vater viel besser und sein bester Freund Sohrab ist jederzeit über Skype erreichbar. Darius hat seinen Platz gefunden und sein Leben ist okay. Doch ist »okay« alles, was er vom Leben erwarten darf? Vielleicht gibt es noch mehr ... Der zweite Band der Darius-der-Große-Serie macht Mut, das eigene Leben immer wieder neu zu entwerfen und sich zu fragen: Bin ich glücklich?

Adib Khorram lebt in Kansas City, Missouri. Wenn er gerade nicht schreibt (oder seinem Tagesjob als Grafikdesigner nachgeht), versucht er, seinen Schwimmrekord zu brechen, zu lernen, wie man einen Lutz springt oder er macht sich einfach eine Tasse Oolong-Tee ziehen.

DIE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE


Der erste Schnitt ist immer der schwierigste.

»Bist du bereit?«

Ich sah Mikaela im Spiegel in die Augen.

»Jep.«

Die Haarschneidemaschine erwachte summend zum Leben und brummte an meinem Ohr, während sie die Zähne durch die Haare an meinem Hinterkopf schob. Die Locken fielen zu Boden und kitzelten mich im Nacken.

Es war Tradition beim Chapel Hill Highschool Männerfußballteam (Go Chargers!), sich vor dem ersten Spiel der Saison die Haare schneiden zu lassen. Das sollte den Gemeinschaftsgeist des Teams stärken.

Ich musste allerdings an dem Sonntag, als alle anderen ihre neuen Haarschnitte bekamen, bei Rose City Teas sein, wo ich ein Praktikum machte. Ich hatte deshalb einen separaten Termin ausgemacht.

Es war mein erster Haarschnitt seit zwei Jahren.

»Wie hoch soll ich dir den Nacken ausrasieren?«, fragte Mikaela, als sie sich meinen Ohren näherte.

Landon hatte mir Mikaela empfohlen. Sie war wunderschön mit ihrer braunen Haut, den makellosen Flechtzöpfen und dem strahlendsten Lächeln, das ich je gesehen hatte.

Ich zuckte mit den Schultern, aber ich war mir nicht sicher, ob sie das unter dem Plastikumhang sehen konnte. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Was meinst du, was am besten aussehen würde?«

Sie schaltete die Haarschneidemaschine aus und sah mich für einen Moment im Spiegel an. »Bei dir könnte man wahrscheinlich höher schneiden. Um diese schönen Locken am Oberkopf zur Geltung zu bringen.«

»Okay.«

Ich entspannte mich und ließ sie meinen Kopf hin und her drehen, während sie erst mit der Haarschneidemaschine und dann mit einer Schere arbeitete. Als sie fertig war, brachte mich Mikaela zur Haarwaschstation. Ich schätze, die war nicht für große Leute gemacht: Ich musste meinen Hintern an die vordere Kante des Sessels schieben, damit mein Kopf auf der Höhe des Waschbeckens war. Sie wusch meine Haare und massierte meine Kopfhaut (was so ziemlich das Schönste war, was ich je gefühlt hatte), entfernte all die juckenden Haare, und dann brachte sie mich zurück zum Stuhl für das Finish.

»Benutzt du Stylingprodukte?”

Ich schüttelte den Kopf.

Sie zog an einer meiner Locken – sie hatte an den oberen Haaren fast nichts gemacht, hatte sie nur etwas gestutzt – und drehte sie um ihren Finger.

»Landon hat erzählt, du bist … Inder?«

»Iraner. Zur Hälfte.«

»Sorry.« Sie ließ die Locke fallen. »Du glücklicher Junge.«

Meine Wangen erwärmten sich.

»Danke.«

Mikaela drückte etwas, das nach Kokosnuss roch, in ihre Hände und massierte es in meine Haare. Es machte sie etwas glänzender, aber sie blieben weich. Sie nahm eine letzte Locke von ganz vorn und zog sie in Richtung meiner Stirn, wo sie wie ein kleines Fragezeichen herabbaumelte.

»Fertig.«

Ich betrachtete mich im Spiegel. Statt meines üblichen unordentlichen Heiligenscheins hatte ich einen riesigen Haufen Locken auf dem Kopf, aber an den Seiten und am Hinterkopf ging das superkurze schwarze Haar direkt in meine Kopfhaut über.

Die Seiten meines Kopfes hatte ich schon s