Vorwort
Übermenschliche Wesen werden im Laufe des 21. Jahrhunderts entstehen – so jedenfalls der transhumanistische Glaube. Andere Überlegungen gehen noch weiter und prognostizieren eine zukünftige Evolution ohne den Menschen: Künstliche Intelligenzen würden sich zu göttlicher Potenz aufschwingen und den Menschen weit hinter sich lassen. In vielen Science-Fiction-Romanen und -Filmen wird dieser trans- und posthumanistische Glaube schon vorweggenommen, er ist der Hintergrund, vor dem sich die Handlungen abspielen. Beispielsweise beschreibt Al Robertson in dem Science-Fiction-RomanDunkler Orbit eine Menschheit, die von KI-Göttern regiert wird; diese ziehen im Hintergrund des Lebens die Fäden.
Solche Gedanken sind alles andere als neu. Als 1859 Charles Darwin (1809 – 1882) sein epochales WerkDie Entstehung der Arten veröffentlichte, kam alsbald die Idee auf, dass auch Maschinen eine solche Evolution vollziehen könnten. In deren Verlauf würde der Mensch verschwinden, so wie einst die Saurier. Samuel Butler (1835 – 1902) veröffentlichte 1863 diesen Gedanken und beschrieb ihn später ausführlich in seinem sehr bekannt gewordenen RomanErewhon.1 Rund hundert Jahre später, 1964, griff der polnische Philosoph und Schriftsteller Stanislav Lem (1921 – 2006) dieses Motiv in seinem meisterhaft erzählten RomanDer Unbesiegbare auf.2 Auch in der seit 1961 wöchentlich erscheinenden Science-Fiction-KultseriePerry Rhodan – mit über einer Milliarde verkaufter Exemplare die erfolgreichste Heftroman-Serie der Welt – wird mit der Beschreibung der extraterrestrischen Posbis eine rein maschinelle Evolution beschrieben. Solche Beispiele ließen sich beliebig vermehren.
Der Philosoph Günther Anders (1902 – 1992) machte in seinen scharfsinnigen Analysen auf eine in der Science-Fiction-Literatur liegende Signatur aufmerksam. Er bezeichnete die Science-Fiction-Autoren als Herolde – als Boten eines Lehnsherrn –, welche die Ideen von den Reißbrettern der Ingenieure stehlen und die Menschen auf die von den Technikern gerade entwickelte Zukunft vorbereiten.3
In der Tat sind trans- und posthumanistische Gedanken die Leitideen bei vielen Forschungsprojekten. Larry Page und Sergey Brin, die beiden Gründer von Google, sahen von Anfang an ihre Suchm