: Edwin Hübner
: Menschlicher Geist und Künstliche Intelligenz Die Entwicklung des Humanen inmitten einer digitalen Welt
: Verlag Freies Geistesleben
: 9783772543555
: 1
: CHF 22.60
:
: Gesellschaft
: German
: 440
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der gegenwärtigen Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, bei der Fähigkeiten des menschlichen Denkens mehr und mehr auf Computer übertragen werden, bindet sich der Mensch immer stärker an ein sich selbst steuerndes, autonom lernendes System. Mit den damit verbundenen Utopien des Transhumanismus, das menschliche Bewusstsein an ein universal vernetztes Computerwesen anzuschließen, wird auch das Überleben des Menschen in seiner bisherigen Form infrage gestellt. Kann sich der menschliche Geist im Zeitalter der KI weiterentwickeln und zu sich selbst finden oder wird er von der Maschinenintelligenz übernommen? Anders gefragt: Kann sich der Mensch als geistiges Wesen in der Zukunft behaupten? Oder geht er in einer globalen artifiziellen Intelligenz auf? In einer umfassenden Studie setzt sich der Medienpädagoge Edwin Hübner mit den heute brennenden Fragen der Künstlichen Intelligenz und des Transhumanismus auseinander. An vielen anschaulichen Beispielen skizziert er aktuelle Tendenzen und künftige Gefahren und zeigt, dass sich uns damit auch die Frage nach dem Wesen des Menschen, nach seinem Selbstverständnis neu stellt.

Edwin Hübner, geboren 1955, studierte Mathematik und Physik in Frankfurt/Main und Stuttgart. Von 1985 bis 2015 war er Lehrer an der Freien Waldorfschule Frankfurt/Main. Er promovierte über anthropologische Medienpädagogik und habilitierte sich zum Thema 'Individualität und Bildungskunst'. Derzeit hat er den von-Tessin-Lehrstuhl für Medienpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart - Seminar für Waldorfpädagogik inne.

Vorwort


Übermenschliche Wesen werden im Laufe des 21. Jahrhunderts entstehen – so jedenfalls der transhumanistische Glaube. Andere Überlegungen gehen noch weiter und prognostizieren eine zukünftige Evolution ohne den Menschen: Künstliche Intelligenzen würden sich zu göttlicher Potenz aufschwingen und den Menschen weit hinter sich lassen. In vielen Science-Fiction-Romanen und -Filmen wird dieser trans- und posthumanistische Glaube schon vorweggenommen, er ist der Hintergrund, vor dem sich die Handlungen abspielen. Beispielsweise beschreibt Al Robertson in dem Science-Fiction-RomanDunkler Orbit eine Menschheit, die von KI-Göttern regiert wird; diese ziehen im Hintergrund des Lebens die Fäden.

Solche Gedanken sind alles andere als neu. Als 1859 Charles Darwin (1809 – 1882) sein epochales WerkDie Entstehung der Arten veröffentlichte, kam alsbald die Idee auf, dass auch Maschinen eine solche Evolution vollziehen könnten. In deren Verlauf würde der Mensch verschwinden, so wie einst die Saurier. Samuel Butler (1835 – 1902) veröffentlichte 1863 diesen Gedanken und beschrieb ihn später ausführlich in seinem sehr bekannt gewordenen RomanErewhon.1 Rund hundert Jahre später, 1964, griff der polnische Philosoph und Schriftsteller Stanislav Lem (1921 – 2006) dieses Motiv in seinem meisterhaft erzählten RomanDer Unbesiegbare auf.2 Auch in der seit 1961 wöchentlich erscheinenden Science-Fiction-KultseriePerry Rhodan – mit über einer Milliarde verkaufter Exemplare die erfolgreichste Heftroman-Serie der Welt – wird mit der Beschreibung der extraterrestrischen Posbis eine rein maschinelle Evolution beschrieben. Solche Beispiele ließen sich beliebig vermehren.

Der Philosoph Günther Anders (1902 – 1992) machte in seinen scharfsinnigen Analysen auf eine in der Science-Fiction-Literatur liegende Signatur aufmerksam. Er bezeichnete die Science-Fiction-Autoren als Herolde – als Boten eines Lehnsherrn –, welche die Ideen von den Reißbrettern der Ingenieure stehlen und die Menschen auf die von den Technikern gerade entwickelte Zukunft vorbereiten.3

In der Tat sind trans- und posthumanistische Gedanken die Leitideen bei vielen Forschungsprojekten. Larry Page und Sergey Brin, die beiden Gründer von Google, sahen von Anfang an ihre Suchm