1. KAPITEL
„Und? Hast du deinen Cowboy schon gefunden?“
Seraphina Martinez lenkte das geliehene Cabrio auf die Straße, die zur Blackwood Hollow Ranch führte, und drückte das Gaspedal durch. Lulu schrie auf.
„Nicht so schnell, Fee. Ich will nicht auf einer einsamen Straße im Osten von Texas sterben.“
„Entspann dich. Die Straße ist frei“, erwiderte Fee, froh darüber, dass sie ihr volles Haar zu zwei Zöpfen geflochten hatte – im Gegensatz zu Lulu, die gegen den Wind kämpfte und verlor.
Lulu hielt die Haare aus dem Gesicht und starrte Fee an. „Ich sehe aus, als wäre ich durchs Gebüsch gekrochen, wenn wir ankommen.“
Fee zuckte mit den Achseln.
Perfektes Make-up, perfekte Kleidung, perfekte Frisur – Star einer Reality-TV-Show zu sein, war harte Arbeit, verdammt.
„Also, hast du?“, fragte Fee.
„Einen Cowboy gefunden? Nein, noch nicht“, erwiderte Lulu.
„Was ist mit diesem Anwalt, der überall dort zu sein scheint, wo wir uns gerade befinden?“ Wo auch immer sie sich nach einem Drehort für „Das geheime Leben der New Yorker Ex-Ehefrauen“ umsahen, so war der Anwalt des verstorbenen Buckley Blackwood ebenfalls da und ließ Miranda Dupree, den Rest der Besetzung und die Crew nicht aus den Augen.
„Kace LeBlanc?“, fragte Lulu und gab sich betont lässig.
Fee warf ihrer besten Freundin einen amüsierten Blick zu. Sie hatte die Blicke gesehen, die Lulu Kace zuwarf, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Lulu fand den Anwalt offensichtlich heiß. Und mit seinem widerspenstigen braunen Haar und den wunderschönen braunen Augen war er es auch … bis er den Mund aufmachte. Dann verhielt er sich, als würde das Fernsehteam sein geliebtes Städtchen Royal zerstören.
„Der Typ ist ein Griesgram“, sagte Lulu und seufzte dann. „Ja, er ist heiß, aber er ist ziemlich nervig.“
Fee stimmte ihr zu, aber sie bewunderte auch Kace’ Entschlossenheit, sich um die Interessen des verstorbenen Buck Blackwood zu kümmern und sicherzustellen, dass sein letzter Wille eingehalten wurde. Sie kannte zwar nicht die Einzelheiten des Testaments, aber die wenigen Details, die ihr bekannt waren, schienen unglaublich zu sein. Sie konnte es Bucks Kindern nicht verübeln, deswegen sauer zu sein, dass Buck alles seiner Ex-Frau Miranda vererbt hatte, die eine New Yorkerin wie sie und Lulu war. Es musste ein Schlag ins Gesicht für seine Kinder gewesen sein, die in Texas geboren und aufgewachsen waren.
Wenn sie diese Geschichte in „Das heimliche Leben der New Yorker Ex-Ehefrauen“ aufgenommen hätte, dann würden ihre Zuschauer denken, alles wäre erfunden: Alternder Milliardär hinterlässt alles seiner viel jüngeren zweiten Frau, anstatt seinen Kindern. Zu allem Überfluss sollte Buck angeblich auch noch einen unehelichen Sohn haben. Diese Nachricht schien jedoch niemanden zu überraschen. Buck hatte offensichtlich die Frauen geliebt.
Lulu blickte nach rechts, wo eine Herde Longhorn-Rinder ihre Aufmerksamkeit erregte.
„Hast du jemals in Texas gelebt?“, fragte Lulu. Sie hielt immer noch ihr Haar mit den Händen zurück.
Fee ließ sich Zeit mit der Antwort. Als Kind eines Militärs hatte sie im ganzen Land gelebt und in zwölf Jahren vierzehn verschiedene Schulen besucht. Aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals in Texas gelebt zu haben.
„Ich glaube, wir waren kurz in New Mexico“, erwiderte Fee. „Aber ich war noch klein. Ich kann mich nicht an viel erinnern.“
Lulu drehte sich auf ihrem Sitz, und Fee spürte ihren Blick. „Ich bin immer noch erstaunt darüber, wie gern du neue Orte aufsuchst. Bist du die ganze Reiserei nicht irgendwann leid? Vermisst du nicht dein eigenes Bett?