: Kazuo Ishiguro
: Was vom Tage übrig blieb Roman
: Blessing
: 9783641280758
: 1
: CHF 9.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Stevens dient als Butler in Darlington Hall. Er sorgt für einen tadellosen Haushalt und ist die Verschwiegenheit in Person: Niemals würde er auch nur ein Wort über die merkwürdigen Vorgänge im Herrenhaus verlieren. Er stellt sein Leben voll und ganz in den Dienst seines Herrn. Auch die vorsichtigen Annäherungsversuche von Miss Kenton, der Haushälterin, weist er brüsk zurück. Viele Jahre lang lebt er ergeben in seiner Welt, bis ihn eines Tages die Vergangenheit einholt. Das kritische Portrait einer von Klasse und Hierarchien geprägten Gesellschaft und eine bittersüße Liebesgeschichte, erzählt von einem, der seinen Stand nie hinterfragt und der nie auch nur geahnt hat, dass er liebte.

Kazuo Ishiguro, 1954 in Nagasaki geboren, kam 1960 nach London, wo er später Englisch und Philosophie studierte. 1989 erhielt er für seinen Weltbestseller 'Was vom Tage übrigblieb', der von James Ivory verfilmt wurde, den Booker Prize. Kazuo Ishiguros Werk wurde bisher in 50 Sprachen übersetzt. Er erhielt 2017 den Nobelpreis für Literatur. Der Autor lebt in London.

VORWORT

von Salman Rushdie

Ich habe sehr bewusst versucht, für ein internationales Publikum zu schreiben«, sagt Kazuo Ishiguro zuWas vom Tage übrigblieb in seinem Interview mit derParis Review (»The Art of Fiction«, No. 196). »Eine der Möglichkeiten, von der ich meinte, damit könne es mir gelingen, war, mich eines englischen, weltweit bekannten Mythos anzunehmen – in diesem Fall dem des englischen Butlers.«

»Jeeves hatte einen großen Einfluss.« Dies ist ein unerlässlicher Kniefall. Kein literarischer Butler kann je dem Gravitationsfeld von Wodehouse’ schillerndem Reginald, dem »gentleman’s gentleman«par excellence, entkommen, der so oft Bertie Woosters gefährdeten Schinkenspeck rettet. Aber selbst in Wodehouse’ Kanon steht Jeeves nicht allein. Hinter ihm lässt sich die eher fragwürdige Figur des Dieners von Lord Emsworth entdecken, Sebastian Beach, der sich in der Anrichtekammer von Schloss Blandings ein heimliches Gläschen genehmigt. Und weitere Butler – Meadowes, Maple, Mulready, Purvis – strömen in die Wodehouse-Welt hinein und wieder hinaus, nicht alle sind Säulen der Redlichkeit. Der englische Butler, der sprechende Schatten, ist wie alle guten Mythen vielschichtig und widersprüchlich. Es drängt sich der Gedanke auf, Gordon Jacksons Darstellung des stoischen Hudson in der FernsehserieUpstairs, Downstairs (Deutsch:Das Haus am Eaton Place) aus den Siebzigerjahren könnte für Ishiguro ebenso wichtig gewesen sein wie Jeeves: der Butler als Grenzgestalt zwischen der »oberen« und der »unteren« Welt, »Mr Hudson« für das Personal, schlicht »Hudson« für die Herrschaften, denen er dient.

Nun, da die Beliebtheit einer anderen Fernsehserie,Downtown Abbey, eine neue Generation mit der Bizarrerie des englischen Klassensystems vertraut gemacht hat, liefert Ishiguros kraftvoller, unaufdringlicher Eintritt in diese untergegangene Zeit – um, wie er sagt, das Porträt eines »vergeudeten Lebens« zu zeichnen – einen heilsamen, entzauberten Gegenpart zu der weniger skeptischen Herangehensweise von Julian Fellowes’TV-Drama.Was vom Tage übrig blieb zerstört auf seine ruhige, nahezu verstohlene Art das Wertesystem der ganzenUpstairs-Downstairs-Welt.

(Es sollte erwähnt werden, dass Ishiguros Butler in seiner Art wie Jeeves eine vollkommen fiktive Figur ist. So, wie Wodehouse eine Welt, die außer in seiner Fantasie niemals existierte, unsterblich machte, so projiziert auch Ishiguro seine Vorstellungskraft in einen nur spärlich dokumentierten Bereich. »Ich war überrascht«, sagt er, »wie wenig Hausangestellteüber Hausangestellte geschrieben haben, gemessen an der Tatsache, dass ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung dieses Landes bis zum Zweiten Weltkrieg als Bedienstete beschäftigt war. Es war erstaunlich, dass nur so wenige von ihnen gedacht hatten, ihr Leben sei es wert, aufgeschrieben zu werden. Darum ist das meiste vonWas vom Tage übrig blieb … frei erfunden.«)

Die Oberfläche vonWas vom Tage übrig blieb ist fast vollkommen ruhig. Stevens,