2. KAPITEL
Am folgenden Tag zuckte Kiley jedes Mal, wenn sich die Tür zum Aufenthaltsraum öffnete, nervös zusammen. Josh hatte Wort gehalten und das Geld dem Konto der Einrichtung gutschreiben lassen. Doch seine Ankündigung, Kiley zu besuchen und sich davon zu überzeugen, wie sie ihren Job machte, zerrte an ihren Nerven. Weder wollte sie Josh wiedersehen noch vor ihm katzbuckeln, um das Geld zu bekommen, das der Kindergarten dringend benötigte. Außerdem wurde sie immer, wenn sie in seine blauen Augen sah, daran erinnert, dass sie beide ein äußerst intimes Geheimnis miteinander teilten – eines, das sie allen Anstrengungen zum Trotz einfach nicht aus ihren Gedanken verbannen konnte.
„Die Kinder haben ihre Spielsachen weggeräumt, und ich bin mit dem Vorlesen fertig. Soll ich ein bisschen mit ihnen rausgehen, bevor wir anfangen zu singen?“, fragte Carrie Kramer.
„Das wäre toll.“ Kiley lächelte der jungen Frau zu, die sie im Royal Diner kennengelernt und vom Fleck weg engagiert hatte. „Während sie sich draußen austoben, bereite ich hier drinnen alles fürs Singen vor.“
Anschließend ging sie in ihr Büro, um die Sachen zu holen, die ihre Schützlinge für das kleine Programm benötigten, das sie anlässlich der Weihnachtsfeier einstudierten. Als sie in den Aufenthaltsraum zurückkehren wollte, war sie so in Gedanken versunken, dass sie buchstäblich in Josh hineinrannte, der vor der Tür ihres Büros stand.
„Du lieber Himmel!“, rief sie aus und schaffte es gerade noch, die Schachtel mit der großen Weihnachtsglocke festzuhalten, die fröhlich vor sich hin läutete.
„Ich hatte nicht vor, Sie zu erschrecken“, entschuldigte Josh sich und umfasste ihre Schultern, um sie zu stützen. „Ich habe Sie gerufen, aber Sie haben mich offenbar nicht gehört.“
Die Wärme seiner Hände schien sich durch das dünne Material ihrer pinkfarbenen Seidenbluse zu brennen, und hastig machte Kiley einen Schritt zurück. „Das habe ich wohl bei diesem Geklingel nicht gehört.“
„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, sagte er und nahm ihr die Schachtel ab. „Wo sind denn die Kinder?“
„Meine Assistentin ist mit ihnen rausgegangen, bevor wir mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsprogramm beginnen“, erklärte sie, während sie den CD-Player sowie einige Zuckerstangen aus Plastik nahm.
Als sie an Josh vorbeiging, streifte sie seinen Arm und hatte mit einem Mal das Gefühl, ihr Herzschlag würde aussetzen. Sie tat ihr Bestes, es zu ignorieren.
„Eigentlich wollte ich ja schon früher vorbeischauen, aber ich hatte auf einer der Baustellen länger zu tun, als ich gedacht hatte.“ Er folgte ihr über den bunten Teppich, auf dem die Kinder sich immer für die Märchenstunde versammelten. „Ich bin nicht sicher gewesen, ob überhaupt noch jemand hier ist. Wann gehen die Kinder eigentlich nach Hause?“
„Normalerweise um halb sechs“, erwiderte sie und setzte die Zuckerstangen und den Player auf einem Tisch ab. „Aber manchmal verspäten die Eltern sich, und ich bleibe natürlich immer so lange, bis alle Kinder abgeholt worden sind.“
„Dann machen Sie also eher selten pünktlich Schluss?“, fragte er und stellte die Schachtel auf den Tepp