Selbstversuch Alters-WG
Jahr für Jahr– immer wieder auf den gleichen alten Pfaden unterwegs…
Teilen tröstet. Teilen schont Ressourcen. Teilen macht stark. Wenn wir über Alters-WGs sprechen, sprechen wir auch über Freundschaft. Über echte Freundschaft.
»Year after year
Running over the same old ground
What have we found?
The same old fears
Wish you were here.«
Pink Floyd
Ein grandioser Song, den Pink Floyd da schrieb. Eine Hymne an Syd Barrett, Gründungsmitglied der Band. Acht der elf Lieder auf dem 1967er Debütalbum ›The Piper At The Gates Of Dawn‹ stammen von ihm, er war ein Genie und Exzentriker. Syd gab Pink Floyd einen eigenen Stil. Doch er war ohne Maß. Nicht zu bändigen. Extrem. Und rauschanfällig. Die Drogen brachten ihn an den Rand der Zurechnungsfähigkeit. Syd musste die Band verlassen. ›Wish you were here‹ verbeugt sich vor ihm, dem alten Gefährten, besingt seine tragische Abkehr vom Leben. Genauso wie später der Song ›Shine on you crazy diamond‹. Beide Lieder sind wohl auch eine Hymne an die Freundschaft, an gemeinsame Wurzeln, an ewige Nähe.
Wir sind in Bremen und denken an dieses Lied, das unsere Jugend prägte. Auch so ein Song, der zum Lebensbegleiter wurde. Nie erloschen. Immer wieder da.
Es ist ein strahlender Tag. Die Holzbretter der Bank, auf der wir sitzen, sind von der Sonne gewärmt. Der Himmel blau und wolkenlos. Wir schweigen und beobachten die tanzenden Lichter im Wasser. Enten durchkreuzen das Glitzern. Auf der Wiese neben dem Teich umarmen sich verliebte Paare. Ein Fahrradfahrer fährt pfeifend an uns vorbei. Ab und an summt eine Biene über den Himbeerkörbchen auf unserem Schoss, wie eine fröhliche Verheißung, die sich über diesen Tag spannt. Ein Bild wie aus einem dieser Kinder-Wimmelbücher. Ein Sommertag in der Stadt. Idylle im Park. Doch es ist eine Szene im echten Leben.
Wir essen schweigend. Übereinstimmend. Eine dicke, sonnendurchtränkte Himbeere nach der anderen. Es ist ein nachdenklicher Moment, der uns in dieser Kulisse nach unserem Besuch bei Henning Scherf so leise grübeln lässt über das, was Freundschaft für uns bedeutet. Darüber, was sie ist in unseren Leben. So wichtig. So existentiell. So erfüllend. So glücklich machend. Und wie unendlich oft in der Vergangenheit– das rettende Ufer.
Lange haben wir mit Henning Scherf, dem ehemaligen Bürgermeister Bremens, gesprochen. Er hat uns alles gezeigt und sehr viel erzählt über die Geschichte ihrer Hausgemeinschaft, ihrer Alters-WG inmitten der Stadt, die nun seit 30 Jahren währt. Eine spannende, inspirierende Geschichte für uns.
Mit 50 beschlossen er und seine Frau mit weiteren acht Freunden gemeinsam alt zu werden. Lange suchten sie nach einem geeigneten Platz, denn alle wollten in der Stadt bleiben. Möglichst zentrumsnah. Drei Jahre hat es gedauert, bis sie in einer mäßig schönen Gegend nahe Bremens Bahnhof ein überbordend schönes Haus fanden. Henning Scherf will das Haus damals begeistert in eine große Wohngemeinschaft umbauen lassen. Mit gemeinsamer Küche für alle. Doch die anderen Mitstreiter sind strikt dagegen, weil sie Alltagsfriktionen befürchten. Kleinmist, der ihren Plan ausgehebelt hätte.
Also bekam jede Partei ihre eigene Wohnung, die umgehend altersgerecht und barrierefrei ausgebaut und eigens bezahlt wurde. Den Aufzugschacht für den späteren Fahrstuhl bedachten sie gemeinsam gleich mit. Henning Scherf und seine Frau Luise leben im ersten Stock. Eine große Wohnung mit großer Terrasse, die hinten in den gemeinsamen G