: Mechthild Baumann, Frederike Potts
: War mein Schnitzel glücklich? Unsere Haltung zum Tierwohl
: TWENTYSIX
: 9783740797409
: 1
: CHF 5.30
:
: Gesellschaft
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Diskussion um das Tierwohl erreicht immer mehr Menschen. Verbraucher werden immer häufiger mit dem Thema Tierwohl konfrontiert: auf Fleischpackungen im Supermarkt, in der Zeitung, bei Demonstrationen. Nicht immer geht es dabei sachlich zu. Die Kontroverse beginnt schon bei der Definition: Was ist überhaupt unter Tierwohl zu verstehen? Woran erkennen wir, ob es einem Tier gut geht? Ein glänzendes Fell? Schwanzwedeln? Wedeln Kühe überhaut mit dem Schwanz, wenn sie sich wohlfühlen? Womit wedelt ein Huhn? Das Problem ist: Eine allgemeingültige Definition von Tierwohl gibt es nicht. Klar ist nur eines: Der Diskurs über das Tierwohl ist ein Kampf um die Deutungshoheit. Dieses Buch bildet den aktuellen Diskurs über das Tierwohl mit seinen gegensätzlichen Meinungen ab, liefert auf unterhaltsame Weise Fakten und ordnet diese ein. In diesem Buch kommen Menschen zu Wort, die ganz unterschiedliche Haltungen zum Tierwohl haben: Veganerin und Jägerin, Landwirtin und Tierrechtler, Wissenschaftler und Schlachthofbesitzer. Das Buch bietet die Chance, unterschiedliche Perspektiven zu diesem kontroversen Thema zu entdecken.

Dr. Mechthild Baumann ist promovierte Politikwissenschaftlerin und hat zwanzig Jahre als Studienleiterin in der europapolitischen Erwachsenenbildung gearbeitet. Ein Aspekt ihrer Arbeit war die Auseinandersetzungen mit gesellschaftspolitischen Kontroversen aus der Landwirtschaft, wie z. B. die Energiepolitik, das Tierwohl oder die Frage'Wem gehört das Land?'. Heute arbeitet Mechthild Baumann als Beraterin, Autorin und Dozentin.

Hans Nehoda, Wissenschaftler und Berater im Gesundheitswesen:
„Die Lohnmästerei gehört abgeschafft und dafür müssen die echten
Bauern mehr gefördert werden.“


von Mechthild Baumann

Es ist ein frostklarer Nachmittag in Berlin. Die Sonne scheint, der Himmel strahlt in seinem schönsten Blau und doch ist der Blick auf Professor Nehoda vernebelt von Stein- und Zementstaub. Der Wissenschaftler wartet vor einem Nebengebäude der Humboldt-Universität unter einem Baugerüst. Er hat die Arme um seinen Oberkörper geschlungen, die Schultern bis hoch zu den Ohren gezogen und tritt von einem Fuß auf den anderen. Gerade in Berlin kann es eisig kalt sein, der Wind tut sein Übriges und weht uns, bevor meine Kollegin und ich ihn begrüßen können, eine große Staubwolke und den Lärm eines Presslufthammers entgegen. Wir schütteln kurz die Hände und schon schiebt Nehoda uns durch eine alte, schwere Holztür ins Innere des Gebäudes. Erst im Inneren des großzügig gestalteten Foyers, aus dessen Zentrum sich eine rote Marmortreppe elegant nach oben schwingt, wird klar, dass wir uns in einem historischen Gebäude befinden. Der architektonische Eindruck des 18. Jahrhunderts wird jedoch schnell überlagert vom Geruch der neueren Geschichte. Noch 30 Jahre nach der Wende riecht es hier nach DDR, ein wenig verstaubt. In einem knarzigen, windschiefen Aufzug zuckeln wir dicht aneinandergedrängt in das oberste Stockwerk.

Durch einen verwinkelten, dunklen Gang gelangen wir schließlich in Doktor Nehodas Büro, das er sich mit seinem 86 Jahre alten Doktorvater teilt. Wer Klischees über Wissenschaftler sucht, der findet sie hier, in diesem kleinen Eckzimmer, das vom Boden bis unters Dach mit Büchern, Papieren und Aktenordnern vollgestopft ist. Ein betagter Professor mit schlohweißem Haar und akkurat schief sitzender Baskenmütze empfängt uns herzlich und „verzieht sich“ sogleich, um uns Platz zu schaffen in seinem „Refugium“. Nicht jedoch, ohne uns stolz