: Raphael Zehnder
: Müller und die Schützenmatte Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960417507
: 1
: CHF 8.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 272
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Fußballstadt Basel in Aufruhr. Mit einem kläglichen Rückstand geht der Sportclub Basel in die Winterpause - ohne Trainer Andersen, denn von dem fehlt jede Spur. Müller und sein Team übernehmen den Fall. Haben Fanatiker Andersen aus dem Verkehr gezogen? Was hat es mit der unbekannten Frau auf sich, mit der er zuletzt gesehen wurde? Und wie passt der namlose Tote aus dem Kembser Wasserkraftwerk ins Spiel? Müller Benedikt muss am Ball bleiben, um nicht ins Abseits zu geraten.

Raphael Zehnder wurde 1963 in Baden AG geboren und verdiente sein Geld als Schallplattenverkäufer, Nachtwächter und Musikjournalist, bevor er in französischer Sprach- und Literaturwissenschaft promovierte. Er arbeitet als Redaktor beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF und ist Miterfinder der Zürcher Kriminalnacht. 2015 wurde er mit dem 'Zürcher Krimipreis' ausgezeichnet.

ZWEI

144 olé!

Das Personal der Notfallstation des Universitätsspitals in 4031 hat auch in der Nacht auf Dienstag, den 8. Dezember, für kargen Lohn hart durchgearbeitet. Die junge Frau mit den erzbrutalen Kopfschmerzen hat, wir sagten es, starke Schmerzmittel erhalten und liegt in den frühen Morgenstunden in der Röhre MRI,EKG,EEG, Abklärung. Die Freundin, die sie hergebracht hat, ist übernächtigt direkt zur Arbeit. Das Mitglied der Fechtnationalmannschaft hat ein leichteres Analgetikum erhalten und wird, falls sich die Schwellung ausreichend zurückgebildet hat, voraussichtlich gegen Mittag oder am frühen Nachmittag an der Achillessehne operiert werden. Der Nasenbeinbruch ist gerichtet, geschient, verbunden und nach Hause entlassen. Der Mann mit Herzanfall liegt oben auf der Intensivstation und kann vermutlich heute oder morgen auf die Station überwiesen werden. Nach einigen Tagen wird er in die Reha eintreten, falls in einer Klinik ein Platz frei wird.

Der erschöpfte Mann, Ende vierzig, gross, Marathonläuferstatur, der gestern im Taxi ins Universitätsspital gefahren wurde, liegt an diesem Morgen weiterhin in Koje D21 der Notfallstation. Drei mal vier Meter misst das Abteil. Weisse Wände, die Decke mit fein gelochten weissen Platten verkleidet. Fünfeinhalb Platten in die eine Richtung, viereinhalb Platten in die andere. Das weiss er, weil er immer wieder hochschaut. Die Gesamtzahl der Platten zu zählen schafft er nicht. Die Konzentration. Etwas mehr als zwanzig müssen es sein, versucht er zu rechnen. Fünfeinhalb mal viereinhalb? Fast fünfundzwanzig, denkt er. Das Sedativum, denkt er, verhindert, dass ich das genauer ausrechnen kann. F = a x b. Fünfeinhalb mal viereinhalb. Was ergibt das? Dreht er den Kopf nach rechts, was er in diesem Augenblick tut, sieht er den Monitor. «IntelliVue» ist der Typ, die Marke ist die der Stereoanlage, die er als Kind hatte, war noch in Belgien hergestellt. «Puls», «Blutdruck», «Sauerstoffsättigung», sieht er auf dem Bildschirm. Und Ziffern. Die Werte sagen ihm nichts, obwohl er damit öfter zu tun hat. Laktatwerte, Sauerstoffsättigung der Muskeln, Körperfettanteil, Körperwasser. Er bekommt jeweils die Berichte.

An einem Haken an der Wand hängt ein weisser Plastikbeutel, Effektensack. Durch den Plastik erkennt er sein Handy, den Schlüssel, das Portemonnaie und die Zeitung. Dass er die hierher mitgenommen hat? Daneben ein Gummihandschuhdispenser mit drei Grössen. An der Decke eine Metallschiene, an der das Krankenhauspersonal etwas befestigen kann, ein Gerät, eine Vorrichtung, einen Apparat. Neben der Liege ein verchromter Ständer. Daran hängt ein durchsichtiger Beutel, aus dem durch einen Schlauch eine farblose Flüssigkeit in seine Armbeuge tropft.

Der Kotzbeutel heisst «SicSac» und wird als «Spuckbeutel» bezeichnet. Steht auf dem Behälter an der Wand. Dass es nach Desinfektionsmitteln riecht, erklärt sich von selbst. In allen Büchern über Spitalszenen hängt Desinfektionsmittelgeruch in der Luft. Das ist vorhersehbar und deshalb nicht der Erwäh