Erinnern Sie sich an die Schlussszene im Film »Bodyguard«? Der Bodyguard verabschiedet sich auf dem Flughafen von seiner Auftraggeberin, die er liebt. Noch einmal umarmen, dann steigt sie ein. Er hatte ihr unter dramatischen Umständen das Leben gerettet, sie aus dem Saal getragen und war dabei verletzt worden. Der Eindruck eines starken Bodyguards ist in dieser Schlussszene weit weg – da sieht ein trauriger, verletzter Mann seiner Liebe nach. Und dann endlich: Das Flugzeug hält an, die Türe öffnet sich und die »Lady« stürzt in seine Arme. Wenn es doch immer so wäre! Im realen Leben für alle Liebenden. Und auch in Bezug auf Gott.
Der heilige Gott, der ist stark wie der stärkste Bodyguard: Er lässt die Welt erzittern und hat alle Macht auf Erden. Er setzt das Recht und er setzt es durch. Er sagt, was richtig ist und was falsch. Aber er erhört auch Menschen in ihrer Not. Er vergibt ihre Schuld. Er ist »ein ihre Taten ausgleichender Gott« (V. 8 Übers. von Erich Zenger). Er ist einer, der die Menschen trägt von Anfang an: durch seine Regeln in den Geboten am Sinai, durch sein Mitwandern in der Wüste in Wolken- und Feuersäule, durch seine Barmherzigkeit und sein ausgleichendes Wirken. Gott trägt »auf Adlersflügeln« (Ex 19,4).
Er ist der heilige Gott, kann alles, darf alles – und hat sich doch klein gemacht, an seine Gebote gebunden, setzt sein Recht nicht gnadenlos durch, ist barmherzig. Warum das alles? Damit die Menschen ihn erkennen als den guten Gott und gar nicht anders können, als ihn anzubeten. Gott macht sich klein, damit wir erkennen, wie groß er ist. Er gibt alles – auch sein Leben –, damit wir ihn lieben.
Ein bisschen wie beim Bodyguard im Film. Aber eigentlich noch viel mehr, denn Gott ist nicht unser Bodyguard, sondern unser Herr und Schöpfer. Schade nur, dass wir so selten das Flugzeug des Lebens anhalten, aussteigen und in seine Arme fallen. Gott ist heilig! Er wartet auf unsere Anbetung. Heute? Ja, heute! Anhalten!
ANNE OBERKAMPF
Du bist heilig, Herr. Du trägst uns auf A