: Franziska Steinhauer
: Schloßstraße Berlin-Thriller
: Verlag edition krimi
: 9783946734932
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 330
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine schwarz gekleidete Gestalt erschießt in einem Berliner Einkaufszentrum wahllos Passanten. Während Menschen panisch schreiend durch die Gänge flüchten, verschanzt sich der Täter mit Dutzenden Geiseln in einem der Geschäfte. Seine einzige Forderung: 'Ich spreche nur mit dem Besten!' Man alarmiert Björn Andermatt, einen Spezialisten für Kommunikation und proaktive Intervention. Den Besten. Nach einem Blick auf die Überwachungsvideos beurteilt er die Lage düster. Als dann auch noch Björns Familie unauffindbar ist, eskaliert die Situation und plötzlich steht die Frage im Raum: Kennt der Geiselnehmer Björn persönlich?

Franziska Steinhauer, geboren 1962, war lange als Pädagogin tätig. 1993 zog sie mit ihrer Familie von Baden-Württemberg nach Brandenburg. Ihr erster Roman 'Racheakt' erschien 2006, ihm folgten bis heute weitere 25 Romane. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit absolvierte sie ein Studium der Forensik. Seit 2017 leitet sie als Dozentin einen Schreibworkshop an der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Der Schwerpunkt ihrer literarischen Tätigkeit sind zeitgenössische und historische Kriminalromane an unterschiedlichen Schauplätzen. Die meisten Plots sind in Cottbus und dem Spreewald angesiedelt. Die Autorin nutzt das Genre des Krimis, um gesellschaftliche Entwicklungen, soziale Missstände und menschliches Fehlverhalten zu beleuchten. Ein besonderes Anliegen ist es ihr, die Hintergründe krimineller Taten aufzudecken und die Ursachen individueller psychischer Fehlentwicklungen aufzuzeigen.

2


»Echt? Du hast schon einen konkreten Plan?«, erkundigte ich mich aufgeregt. »Wie sieht der aus?« Ich ruckelte nervös auf meinem Stuhl hin und her, beugte mich weit über den Tisch, um nur nichts zu verpassen. Endlich eine Route!
»Nun, am besten starten wir in Bogotá. Es gibt einen direkten Flug ab Berlin. Wir sehen uns die Stadt an, tauchen ein bisschen ein in den Trubel dieser riesigen Metropole. Nur weil wir aus humanitären Gründen hinfliegen, müssen wir ja nicht darauf verzichten, uns Sehenswürdigkeiten anzusehen. Wer weiß, wann wir später wieder so eine Chance bekommen werden!« Nicolas blaue Augen blitzten voller Vorfreude, er lachte leise. Bei seiner Statur geriet es dennoch laut. Ein sportlicher junger Mann, muskelbepackt, tätowiert, dessen ursprünglich modischer Haarschnitt mit üppiger, zur Seite gewellter Tolle inzwischen einer praktischeren Frisur gewichen war, einer Art Bürstenschnitt mit Seitenscheitel. Unser Plan sah einen Koffer für Pflegeprodukte und Styling-Technik nicht vor. »Es gibt eine Kontaktadresse für Interessenten, die sich bei einer Hilfsorganisation engagieren wollen. Dort habe ich mich bereits hingewandt, die vermitteln uns einen Kontakt vor Ort.«
Ich beobachtete die Kellnerin, die von Tisch zu Tisch lief.
Für jeden hatte sie ein freundliches Wort, erkundigte sich nach Angehörigen. Stammkunden, konstatierte ich. Sie möchte ihnen ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln, Kundenbindung.
Mir kam es so vor, als werfe sie immer wieder misstrauische Blicke in unsere Richtung. Wahrscheinlich entsprachen wir zu wenig dem Bild der »normalen« Cafébesucher. Drei junge Männer mit dunklen Haaren, kurzen Bärten, legerer Kleidung, die konspirativ beieinandersaßen und offensichtlich Pläne schmiedeten. Möglicherweise finstere. Wir waren auf jeden Fall suspekt.
Die Kellnerin trat zu ihrem Kollegen an den Tresen, es entwickelte sich ein kurzes Gespräch zwischen den beiden.
»Wir fallen auf«, erklärte ich den anderen beiden. »Die Kellnerin ist davon überzeugt, dass wir uns hier treffen, um einen Banküberfall zu planen. Das liegt an unserem Aussehen.«
»Quatsch. Warum sollte sie? Dann müsste sie ja auch annehmen, die alten Damen da drüben«, Nicola deutete mit dem Kopf leicht nach links, »gehören zu einem Kinderschmugglerring. Woher willst du überhaupt wissen, was sie denkt? Gedankenlesen war schon immer eine Fähigkeit von dir?«
Nicola eben. Arrogant.
»Nein, ich habe einen Freund, der nach einer Infektion sein Gehör verloren hatte. Ich kann Lippenlesen.«
»Das ist ja toll!« Felipe war ehrlich erstaunt. »Das kann man einfach so lernen?«
»Einfach so nicht. Nur mit Ausdauer«, gab ich mich bescheiden, freute mich aber sehr darüber, wenigstens Felipe beeindruckt zu haben.
»Und der Kollege hinterm Tresen glaubt auch, wir hätten Böses vor?«
»Nein«, konnte ich Nicola beruhigen. »Er glaubt, wir organisieren eine Überraschungsparty für einen Freund.«
»Na, dann ist ja alles geklärt. Kommen wir zum Thema zurück.«
Wir bestellten drei Gin Tonic.
Legten die Speisekarte griffbereit an den Rand des Tisches, signalisierten so, dass wir noch mehr ordern würden.
Das Café in der Schloßstraße war gut besucht.
Die übrigen Gäste schienen an uns sehr interessiert zu sein, es kam mir vor, als versuchten sie zu erlauschen, was wir wohl zu besprechen hatten.
»Vielleicht sollten wir uns etwas leiser unterhalten«, gab ich zu bedenken.
Nicola sa