: Honoré de Balzac
: Vater Goriot
: Anaconda Verlag
: 9783641276478
: Große Klassiker zum kleinen Preis
: 1
: CHF 2.60
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vater Goriot liebt seine Töchter abgöttisch, und das ist ein Fehler: Beide zieht es in die höhere Gesellschaft von Paris, wozu sie ihn bis auf den letzten Sou erleichtern. Balzac ist ein Meister des literarischen Gesellschaftsporträts. Auf der ewigen Bestenliste seines Gesamtwerks steht 'Vater Goriot' ganz oben.

Honore de Balzac (1799-1850), eigentlich der Generation der Romantiker angehörend, bildet zusammen mit Stendhal und Flaubert das große Dreigestirn der französischen Realisten. Ruinöse Unternehmungen als Verleger und Spekulant sowie sein hemmungslos verschwenderischer Lebensstil stürzten Balzac schon in jungen Jahren in gewaltige Schulden und zwangen ihn zeitlebens zu rastloser literarischer Arbeit. Seine fast hundert Titel umfassende, als universelles Sittengemälde seiner Zeit angelegte 'Comédie humaine', ist Geniestreich der Selbstvermarktung und virtuoses Monumentalwerk der Weltliteratur in einem.

 

Madame Vauquer, geborene de Conflans, ist eine alte Frau, die seit vierzig Jahren in Paris, und zwar in der Rue Neuve-Sainte-Geneviève, zwischen dem Quartier Latin und dem Faubourg Saint-Marceau, eine Familienpension leitet. Diese unter dem Namen Haus Vauquer bekannte Pension beherbergt Männer wie Frauen, Jünglinge und Greise, ohne dass bisher die geringste üble Nachrede über die Moral dieses achtbaren Unternehmens laut geworden wäre. So hatte man denn auch dreißig Jahre hindurch kein junges Mädchen in dem Hause gesehen, und wenn ein junger Mann dort mietete, so geschah es nur deshalb, weil er nur einen überaus schmalen Wechsel erhielt. Im Jahre 1819 jedoch, zur Zeit, wo unser Drama beginnt, wohnte in dem Hause ein armes junges Mädchen. Der Begriff ›Drama‹ ist nun zwar durch den Missbrauch, den unsere heutige, auf die Tränendrüsen wirkende Literatur mit ihm getrieben hat, in Verruf geraten: Trotzdem muss man ihn hier aber anwenden. Nicht weil etwa unsere Geschichte im eigentlichen Sinne des Wortes dramatisch wäre. Aber wenn wir an ihrem Ende stehen, wird man doch vielleicht einige Tränen vergossen haben:intra muros et extra, das heißt also nicht nur hier in Paris, sondern auch in der Provinz. Wird sie außerhalb von Paris aber verstanden wer