Kapitel 2: Von Gott und der Welt
Schöpfung 7.0 – die Evolution Gottes, Quantenmechanik und schwarze Löcher
Dass die Welt in sechs Tagen von Gott geschaffen wurde, betonen heute vor allem Fundamentalisten und Kreationisten. Kreationisten missverstehen die Schöpfungsberichte der Bibel als quasi naturwissenschaftliche Beschreibung und glauben, das habe sich alles genau so zugetragen: vor ungefähr sechstausend Jahren, an sechsmal vierundzwanzig Stunden von einem Sonntag bis zu einem Freitag, und am Samstag war Ruhetag. Der Kreationismus ist dabei vor allem in den USA Teil einer politisch rechts orientierten Bewegung, die darauf dringt, dass neben der Evolutionslehre (wenn nicht gleich an ihrer statt) die biblischen Schöpfungsberichte im Schulunterricht behandelt werden als Erklärung dafür, wie die Welt entstanden sei. Wissenschaftliche Erklärungen haben in der »postfaktischen« Welt in manchen Bereichen kräftig an Bedeutung eingebüßt.
Wenn ich hier von Schöpfung rede, dann geht es mir nicht darum, ob die Bibel »Recht hat«. Es geht mir um die Grundfrage der Philosophie: Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts? Und damit geht es letztlich um die Sinnfrage: Warum und wozu sind wir Menschen da, warum und wozu lebe ich?
Materialistisch gesinnte,ORANGE Atheisten stellen diese Fragen gar nicht. Sie gehen davon aus, dass alles, was ist, einfach da ist, Punkt. Und die Frage nach einem Sinn halten sie für absurd, zumindest aber gehen sie davon aus, diese Frage sei grundsätzlich nicht zu beantworten. Die Welt ist gegeben, sie hat keinen erkennbaren Ursprung und kein Ziel. Wie es zum Urknall gekommen ist, kann nicht beantwortet werden. Ja, die Frage ist an sich sinnlos, denn mit dem Urknall entstehen erst die Naturgesetze, Raum und Zeit. Es gibt also kein »vor« dem Urknall, die Frage nach dem Grund setzt aber immer ein Vorher–Nachher voraus. Schließlich liegt die Ursache zeitlich vor der Wirkung.1 Nach einer Ursache zu fragen, die außerhalb der Zeit liegt, ist in diesem Zusammenhang sinnlos.
Gläubige Menschen dagegen stellen die Frage nach dem Ursprung und dem Sinn, und sie haben auch eine Antwort: Gott hat am Anfang alles geschaffen und Gott gibt dem Leben der Menschen Sinn. So steht es schließlich in der Bibel, egal was die Wissenschaft sagt, so lautet die Argumentation der fundamentalistisch gesinnten Christen. Aber auch weniger fundamentalistische Christen gehen davon aus, dass Gott die Welt »aus dem Nichts« geschaffen hat. Diese Vorstellung eines Schöpfers, der »etwas« erschafft, sieht den Schöpfer als Subjekt und das Erschaffene als Objekt. Subjekt und Objekt sind voneinander unterschieden und stehen einander gegenüber. Es gibt da etwa das Bild vom Töpfer und dem Gefäß, das er schafft.2 Hier also der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde, und