: Anne Mather
: So unwiderstehlich reizvoll
: Cora Verlag
: 9783751504713
: Digital Edition
: 1
: CHF 2.20
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Niemals wird Raphael auf das Lächeln der schönen Juliet hereinfallen. Schließlich hält er sie für die Verlobte seines verhassten Cousins. Geht es ihr nur um das Herrenhaus seiner Großmutter? Doch dann ist er mit Juliet allein - und plötzlich liegt sie in seinen Armen ...



Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken - und das war's. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier - nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.

1. KAPITEL

Wie es sich wohl um diese trübe Jahreszeit auf den Cayman-Inseln lebte? Juliet ließ ihrer Fantasie freien Lauf.

Fraglos war es in der Karibik schöner als hier – in der Londoner Arbeitsagentur. Ein trister Warteraum und ein abgetretener Teppich, nichts glich dem gediegenen Luxus, den Juliet von klein auf kannte. Tränen des Selbstmitleids stiegen ihr in die Augen. Augen, die ihren Vater stets an Veilchen erinnert hatten. Juliet hatte sie von ihrer Mutter geerbt, an die sie sich aber nicht erinnern konnte. Ihre Mutter war gestorben, als Juliet noch ein Baby war. Wie lange das alles zurücklag.

Würde ihr Vater noch leben, hätte ein Mann wie David Hammond sie nicht so hintergehen können. Doch leider starb er an einem Hirntumor, kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag. Ein Jahr später war sie David begegnet und hatte ihn für den Mann ihres Lebens gehalten.

Dass er sich nur für ihr Aktienerbe interessierte, hatte sie nicht bemerkt. Ihre Hochzeit mit David war als großes gesellschaftliches Ereignis gefeiert worden. Keine drei Jahre später war er mit der Frau durchgebrannt, die er ihr als seine Sekretärin vorgestellt hatte. Die beiden hatten alles von langer Hand geplant. David hatte Juliets Vertrauensseligkeit ausgenutzt und vor seiner Flucht ihr gesamtes Vermögen so im Ausland angelegt, dass sie nicht daran kam.

Wie hatte sie nur so naiv sein können! Blind für seinen wahren Charakter, war sie Davids jungenhaften Charme erlegen. Hinweise ihrer Freunde über Davids Seitensprünge hatte sie nicht einmal überprüft. Jetzt stand sie da mit dem lächerlich geringen Betrag, den er auf dem gemeinsamen Konto gelassen hatte und der bald aufgebraucht sein würde.

Natürlich besaß Juliet Freunde, die zu ihr standen und ihr auch finanziell Unterstützung anboten, was sie jedoch strikt ablehnte. Sie wollte ihre Freundschaften nicht derartigen Belastungen aussetzen und sah nur eine Lösung: Sie brauchte eine eigene Existenzgrundlage. Wie sie die ohne jegliche Qualifikationen bekommen sollte, war ihr allerdings schleierhaft. Nach der Begegnung mit David hatte sie, unerfahren, wie sie war, alle beruflichen Überlegungen in den Wind geschlagen.

Verstohlen sah Juliet sich in dem Wartezimmer um. Was wohl die anderen Wartenden, drei Männer und zwei Frauen, an Zeugnissen vorzuweisen hatten? An der trostlosen Umgebung jedenfalls schienen sie sich nicht zu stören. Juliet wurde den Verdacht nicht los, dass zumindest die Frau in den zerrissenen Jeans und dem grellen T-Shirt unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen stand. Ein größerer Kontrast zu Juliets korrekte