1. KAPITEL
Wenn mein Liebesleben doch nur auch so perfekt wäre wie die Weihnachtsdekoration von Selfridges …
Cassie Fitzgerald betrachtete die überbordende Fülle von Weihnachtsglitzerzeug in der Auslage des berühmten Londoner Kaufhauses und seufzte sehnsuchtsvoll auf. Auf der Schulter einer gut gebauten männlichen Schaufensterpuppe im Smoking saß die Zuckerfee und war wie wild am Flirten. Ihre winzigen Flügel funkelten dabei im Licht der silbernen Schneeflockenlämpchen. Für einen Moment wurde es Cassie warm ums Herz. Wenigstens auf die Weihnachtsdekoration von Selfridges war noch Verlass. Hier zeigte sich das Fest der Liebe in seiner schönsten Pracht.
Sie riss sich zusammen. Okay, ihr Liebesleben war vielleicht nicht perfekt – genau genommen existierte es zurzeit gar nicht –, aber im Vergleich zum Vorjahr war das durchaus ein Fortschritt.
Beim Gedanken an das, was sie sich im Jahr zuvor an derselben Stelle zu Weihnachten gewünscht hatte, runzelte sie die Stirn. Ein Heiratsantrag von Lance, ihrem langjährigen Freund, war ihr sehnlichster Wunsch gewesen.
Cassie verzog angewidert das Gesicht, sodass ihre eiskalten Wangen schmerzten. Vor ihrem inneren Auge erschien wieder das Bild von Lance und Tracy. Auf dem Sofa in ihrer Wohnung. Als Nahaufnahme mit allen Details. Einen Monat nach dem Valentinstag, einen Monat nachdem er ihr den ersehnten Heiratsantrag gemacht und sie Ja gesagt hatte.
Der Schock von damals trieb ihr erneut die Röte ins Gesicht, gefolgt von Scham über ihre eigene Dummheit.
Welcher Teufel hatte sie damals eigentlich geritten, eine Niete wie Lance heiraten zu wollen?
Zweifelsohne war das einer der dümmsten Weihnachtswünsche gewesen, die sie je gehabt hatte. Dümmer noch als die Inlineskates, die sie sich mit acht gewünscht hatte – und die ein gebrochenes Handgelenk und vier Stunden in der Notaufnahme am ersten Weihnachtstag nach sich gezogen hatten. Die Ehe mit Lance wäre garantiert ein Fiasko geworden, aber romantisch veranlagt, wie sie nun einmal war, hatte sie über all seine Mängel hinweggesehen und sich eingeredet, dass er der Richtige sei.
Cassie zog die Schultern hoch, um sich vor dem eiskalten Wind zu schützen. Von nun an würde sie das Leben nicht mehr durch die rosa Brille sehen. Die machte sie nur blind für die Realität. Und auf einen Wunsch zu Weihnachten würde sie dieses Jahr auch verzichten – womöglich würde er sonst noch in Erfüllung gehen!
Das Dumme war nur, dass sie so am ersten Weihnachtstag allein aufwachen würde. Und davor graute ihr schon seit Tagen. Denn was gab es Schöneres, als aus dem Bett zu springen, sich eine Tasse Apfeltee mit Weihnachtsgewürzen aufzugießen und dann die Geschenke auszupacken, die liebevoll arrangiert unter dem Baum lagen? Allein machte das doch nur halb so viel Spaß.
Aber ihre beste Freundin Nessa hatte schon recht: besser allein als mit Lance dem Loser. Cassie wickelte den Mantel enger