EINFÜHRUNG: SEI GANZ DU SELBST
»Die größte Freiheit ist, man selbst zu sein.«
Jeanne Moreau
Lassen Sie mich raten, warum Sie gerade dieses Buch in der Hand halten. Ich vermute, aus dem gleichen Grund, aus dem auch mich dieses Thema gepackt hat: Sie haben eine tiefe Sehnsucht danach, sich endlich einmal selbst innerlich in den Mittelpunkt zu stellen. Sich damit zu befassen, wasSie wollen, wasSie glücklich macht. Frei zu entscheiden, wie Sie Ihre Zeit und Ihre Kraft investieren und welche Menschen Sie um sich haben möchten. Ihre Talente und Fähigkeiten ernsthaft einzusetzen, nicht nur nebenbei und als Hobby. Authentisch zu sein und Ihre Meinung klar zu äußern. Ihre Träume und Herzenswünsche zu realisieren.
Wahrhaftig ein anspruchsvolles Programm! Aber auch wenn Sie vielleicht nur einen Teil davon verwirklichen wollen, wäre das bereits ein Riesenschritt, der meist auch noch mit Schuldgefühlen belastet ist. Wir Frauen sind es nämlich gewohnt, uns eher für das Wohlergehen der Menschen um uns herum verantwortlich zu fühlen, in der Partnerschaft, in der Familie, im Freundeskreis und im Beruf. Unsere eigenen Bedürfnisse stellen wir weitgehend zurück. Mir ist bewusst, dass das sehr nach gestern klingt. Man sollte meinen, wir seien dank der Emanzipation heute doch schon viel weiter. Doch auch wenn es von außen oft anders aussieht, lassen Sie sich bitte nicht täuschen. Die historisch gewachsene weibliche Neigung zur Anpassung hat sich zwar im Laufe der Zeit abgeschwächt, ist aber noch längst nicht aus unserem Denken und Fühlen verschwunden. So schrieb mir auf meinem Youtube-Kanal »Dr. Wlodarek Life Coaching« eine Frau diesen Kommentar: »Bedürfnisse total hintanstellen und das Leben der anderen führen, habe ich (wie viele, sehr viele andere Frauen auch) viel zu lange erlebt.« Doch seien wir ehrlich, nicht nur edles Verantwortungsgefühl führt dazu, es ist uns auch wichtig, geliebt, gemocht oder akzeptiert zu werden. Der Preis ist, dass wir uns weitgehend den Vorstellungen unserer Umgebung anpassen. Zu einem Video zum Thema Anpassung kommentierte eine Frau: »Ist Everybody’s Darling sein zu wollen eher ein weiblicher Wunsch? Ich stelle oft fest, dass Männer im Allgemeinen anders mit den Wünschen anderer umgehen.« Ich kann ihre Beobachtung nur bestätigen. Die amerikanische Soziolinguistin Deborah Tannen bringt diese wie eine Kompassnadel auf andere Menschen ausgerichtete Einstellung auf den Punkt und sieht dabei einen fundamentalen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer leben in einer »Statuswelt«, Frauen in einer »Beziehungswelt«. In der Statuswelt kämpft man darum, sich günstig zu positionieren, in der Beziehungswelt geht es vor allem um Gemeinsamkeit. Als Bewohnerin der Beziehungswelt sind gewiss auch Sie darauf gepolt, die anderen im Blick zu haben und für gute Verbindungen zu sorgen. Dagegen ist im Prinzip gar nichts einzuwenden, emotionale Intelligenz und Empathie sind ja erwiesenermaßen unsere besonderen weiblichen Fähigkeiten. Nur geraten Sie dadurch auch verstärkt in Gefahr, sich selbst aus den Augen zu verlieren.
Es sollte mich nicht wundern, wenn es auch Ihnen schwerfiele, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen und konsequent Ihren Weg zu gehen. Ein Vorwurf, der uns schon bei der kleinsten Rebellion besonders trifft, lautet: »Du bist so egoistisch.« Sicher, die meisten von uns sind keine verhuschten Mäuschen, wir treten selbstbewusst auf, sind tüchtig und durchaus erfolgreich. Aber wer von uns wagt es schon, wirklich das auszuleben, w