: Siri Pettersen
: Vardari - Eisenwolf (Bd. 1)
: Arctis Verlag
: 9783038801429
: Vardari
: 1
: CHF 14.50
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Von der Autorin der Bestsellerserie DIE RABENRINGE: Das nordische Fantasy-Epos über Blut, Begierde, Verrat und Abhängigkeiten Juva hasst Blutleserinnen. Sie werden für ihre Hellsichtigkeit gefeiert, sind aber nichts als Betrügerinnen, die mit den Ängsten der Menschen spielen. Juva stammt zwar selbst von ihnen ab, hat sich aber geschworen, niemals eine von ihnen zu sein. Als jedoch ihre Familie von den Vardari - den Ewigwährenden, niemals Alternden - bedroht wird, begibt sie sich auf die Jagd nach dem Erbe der Blutleserinnen: ein dunkles Geheimnis, das einst die Welt verändert hat und es möglicherweise wieder tun wird. Doch um zu überleben, muss Juva ihr eigenes Trauma bewältigen: Sie hat als Kind den Teufel gesehen ...

Siri Pettersen, geboren 1971, wurde 2013 mit dem Erscheinen des ersten Bands der RABENRINGE-Trilogie schlagartig bekannt. Sie eroberte auch mit den beiden Folgebänden die Bestsellerlisten und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die gelernte Designerin lebt heute in Oslo.

Der Neuling


Der Neuling war von der schlimmsten Sorte. Ein Streuner aus der Stadt, der sich schon nach der ersten Nacht in Svartland für einen Wolfsjäger hielt. Er war ungeschickt, machte krampfhaft auf Kumpel und redete am laufenden Band. Juva war kurz davor, sich die Ohren mit Schnee zuzustopfen, um ihn nicht mehr hören zu müssen.

Stattdessen stand sie auf und rollte die Schlaffelle zusammen. Die anderen konnten gern sitzen bleiben und nachsichtig nicken, wenn der Anfänger wertvolles Tageslicht wegwitzelte. Und dafür war sie in aller Frühe aufgestanden? Hatte das Feuer angemacht, damit die anderen beim Aufwachen Wärme und Essen hatten. Einer nach dem anderen waren sie aus den Schneehöhlen gekrabbelt. Eine Gruppe von sieben diesmal.

Sechs war üblich. Sechs war besser.

Der Neuling war als Letzter auf die Beine gekommen. Trotzdem hatte er seinen Hintern gleich ans Feuer gepflanzt, ohne einen Finger krumm zu machen, und dort saß er immer noch und schwatzte mit vollem Mund. Stattdessen hätte er lieber seine Sachen packen, sich fertig machen sollen, so weit fertig wenigstens, wie er mit dieser Ausrüstung werden konnte.

Juva schmiss die Felle auf den Schlitten, wobei sie heimlich zu ihm hinüberschielte. Seine Lederstiefel waren neu und weit um die Unterschenkel, besser geeignet, um auf den Straßen von Náklav herumzulatschen. Er war gestern bis auf die Haut nass geworden, und das würde ihm heute wieder passieren. Seine Armbrust steckte mit dem Bogen im Schnee, als ob er nicht wüsste, wo bei der oben und unten war. Wenn er denn jemals zum Schießen kommen sollte, wäre der Bolzenlauf mit Eis verstopft. Die Bolzen lugten aus einem Köcher an seiner Hüfte, und sie klickerten bei jeder Bewegung gegeneinander. Der einzige Wolf, in dessen Nähe sie kommen würden, musste ein taubes Tier sein.

Juva guckte zu den anderen hinüber und stellte fest, dass Broddmar sie beobachtete, als er den letzten Löffel Sauergrütze aus seiner Schüssel kratzte. Sie kehrte ihm den Rücken zu und schnallte sich das Geschirr um. Es war für sie schon immer etwas zu breit gewesen, weil es Vater gehört hatte; aber das Leder war weich gewetzt und hatte schon längst aufgehört zu scheuern. Sie hatte es außerdem gut für sich angepasst: hatte einen Riemen über der Brust angebracht, der das Gewicht der Armbrust auf dem Rücken erleichterte, eine größere Tasche und ein Futteral fürs Schindermesser am Hüftgürtel. Sie zog die Schnalle enger, die die Bolzen am Schenkel festhielt. Sie waren nebeneinander aufgereiht, die giftbraunen Stahlspitzen sicher verborgen. Sie mussten leicht herauszuziehen sein, aber fest genug sitzen, um bei einem Sturz nicht herauszufallen. Sie hoffte für den Neuling, dass er sich keine Giftbolzen umgeschnallt hatte, denn dann würde er sich wohl selbst umbringen, sobald er stolperte.

Sie hörte hinter sich Broddmars Schritte im Schnee.

»Du, Juva …«

»Nein, ich nehme ihn nicht.«

Broddmar reagierte nicht gleich, er dachte immer erst nach, bevor er den Mund aufmachte, im Gegensatz zum Neuling. Er war aber auch so alt, dass er ihr Großvater hätte sein können, im Lauf der Jahre wurde man wohl stark und wortkarg. Darum hatte er das Sagen. Und jetzt hatte er beschlossen, einen Grünschnabel mitzunehmen, der die Jagd im besten Fall vergeblich und im