2 Und Recht hat er gehabt, dass er noch ein bisschen gewartet hat mit dem Reden. Weil mit dem Reden haben dann die Probleme für ihn erst richtig angefangen. Beim Aufwachen hat er im ersten Moment noch geglaubt, er ist in den Himmel gekommen, so eine starke Ähnlichkeit hat der Putzmann mit dem Jimi Hendrix gehabt. Und jetzt diese elendige Streiterei zwischen den beiden Kapazitäten.
Den Brenner hat es wahnsinnig belastet, wie er bemerkt hat, dass der Chirurg und der Psychiater sich derart um ihn streiten. Und da sieht man wieder einmal die gesunde Konstitution vom Brenner. Dass er das in seinem Zustand überlebt hat. Weil das war ein emotionaler Stress, Kugel nichts dagegen.
Ich glaube, manchmal hat es dem Professor Hofstätter schon fast Leid getan, dass er dem Brenner die Kugel so schön herausgefischt hat. Im Grunde hat ihm der Erfolg mit dem Brenner mehr Ärger als Freude bereitet. Ist ja überhaupt ein bisschen verhext, dass die Freude über einen Erfolg nie lange anhält. Einen Ärger kann man schön aufbewahren, der unterhält einen bis ans Lebensende, ja was glaubst du, aber Erfolg schnell beim Teufel. Und den Professor Hofstätter hat es eben wahnsinnig gewurmt, dass die Leute von einem Wunder gesprochen haben.
Sogar derGratisGrazer hat in der Überschrift groß »Wunder« gehabt und erst im Kleingedruckten »chirurgische Meisterleistung«. Und nur das langweilige Passfoto von ihm, nicht mit dem schwarzen Porsche, wie er gehofft hätte. Obwohl ich ehrlich sagen muss, da war der Professor Hofstätter vielleicht auch ein bisschen zu ehrgeizig. Sicher, er hat alles tadellos gemacht, da gibt es gar nichts. Aber trotzdem steht dir ein Hoffnungsloser nicht mehr auf, chirurgische Meisterleistung hin oder her. Ohne Wunder geht da gar nichts.
Im Grunde brauchst du sogar zwei Dinge zusätzlich zur chirurgischen Leistung. Erstens das Wunder, und zweitens, und damit wären wir schon ein bisschen beim Psychiater. Beim Dr. Bonati. Weil wenn ich sage, der Chirurg hat sich über den Brenner gefreut, dann muss ich natürlich auch sagen, der Dr. Bonati hat sich fast noch mehr über den Brenner gefreut.
Weil so ein schönes Beispiel, dass ein Selbstmörder hinterher alles abstreitet und behauptet, er hat es gar nicht selber getan, hat der Dr. Bonati überhaupt noch nie erlebt. Als Psychiater bist du natürlich eine gewisse Sturheit gewohnt, da ist noch der größte Esel stolz auf sein Unglück und will partout keinen Schritt zur Seite gehen, zu der Stelle, wo sein ganzes Glück auf ihn wartet wie bestellt und nicht abgeholt. Und trotzdem, so ein Sturschädel wie der Brenner ist dem Dr. Bonati in fünfzehn Jahren noch nicht untergekommen. Das musst du dir einmal vorstellen, schießt sich einer mit der eigenen Walther ein Loch in den Kopf, Testament und alles am Tisch, und hinterher behauptet er, ich war es nicht, die Grazer Kripo will mich beseitigen.
Du wirst sagen, warum hat er nicht mit seiner Glock geschossen, die er sonst verwendet hat, sondern mit dem uralten Walther-Verbau, den er seit den Polizeischultagen auf dem Dachboden im Puntigamer Großelternhaus versteckt hat. Und siehst du, das hat den Dr. Bonati nur umso sicherer gemacht, weil sentimentaler Waffengebrauch, und nicht die moderne Glock, sondern die verbaute Walther aus der Polizeischule, quasi Waffe der Kindheit.
Die ganze Diskussion natürlich erst ein paar Wochen, nachdem der Brenner aufgewacht ist. Erst wie der Bre