: Günter Huth
: Der Schoppenfetzer und der untote Winzer Erich Rottmanns achtzehnter Fall
: Echter Verlag
: 9783429064945
: 1
: CHF 8.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 178
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Winzer Gernot Siebenheilig ist in einem seiner Weinberge verunglückt, doch bleibt er seit seinem Unfall unerklärlicherweise verschollen. Daher bittet die Winzergattin ihren Freund Erich Rottmann um Hilfe. Kaum hat der Ex-Kommissar sich des Falles angenommen, geschieht Seltsames auf dem Weingut: der Kellermeister wird tot in der Trommelpresse der Kelter gefunden, der Cousin des Weinbaupräsidenten, ebenfalls tot, aus einem Bottich mit Maische herausgefischt. In beiden Fällen liegen Gewalttaten vor, doch vom Täter keine Spur! Ein Fall, der den nüchtern denkenden Ex-Kommissar über den Glauben an untote Winzer nachdenken lässt, er einem körperlichen Angriff ausgesetzt und darüber hinaus massiv mit Elvira Starks Eifersucht konfrontiert wird.

Günter Huth, geboren 1949, war Rechtspfleger von Beruf und ist Autor zahlreicher Jugend- und Sachbücher. Mit der Regional-Krimi-Reihe 'Der Schoppenfetzer' begeistert er seit Jahren seine Leser. Darüber hinaus zeigt er mit seinen Spessart -Thrillern rund um Simon Kerner, dass er auch mit spannungsgeladenen und härteren Stoffen fesseln kann.

Reinhard Pleiner erwachte durch eine Amsel, die in einer Hecke in seiner Nähe lautstark ihren Morgengesang verrichtete. Seine Augenlider waren schwer wie Blei und in seinem Kopf spielte ein Verrückter Trommel wie bei einem Kater. Er hatte gestern doch keinen Alkohol getrunken? Es war fast vollständig hell. Ein Blick auf die Armbanduhr zeigte ihm, dass bereits sechs Uhr überschritten war. Er sah sich mit steifem Hals um. War er etwa eingeschlafen? Etwas schwerfällig erhob er sich. Seine beiden Waffen waren noch da. Wäre ihm das in Afghanistan auf Wache passiert, hätten ihm die Taliban wahrscheinlich die Kehle durchgeschnitten. Offenbar wurde er langsam alt. Zwei durchwachte Nächte schaffte er anscheinend nicht mehr. Sein Blick ging automatisch zur Kelterhalle. Sicherheitshalber wollte er dort nachsehen, ob alles in Ordnung war, und betrat das Gebäude steifbeinig. Er atmete auf, diesmal lag keine Überraschung in der Kelteranlage. Er zog die Stirnlampe vom Kopf und steckte sie in seine Jackentasche. Vorsorglich würde er noch einen Kontrollgang über das Weingut machen. Er betrat den kühlen Weinkeller. Etwas abseits von den Edelstahltanks standen zwei große Holzbottiche mit Rotweinmaische. Beim zweiten Bottich irritierte ihn etwas. Es dauerte einen Moment, bis er erfasste, was er da sah. Etwa in der Mitte war die hellrote Maischeschicht durchbrochen und aus der dunkelroten Flüssigkeit ragte ein Gesicht. Die blutrot wirkenden Augen starrten blicklos gegen die Decke des Kellers. Pleiner stieß einen bösen Fluch aus. Wie konnte ihm das passieren? Wie war es möglich, dass er so tief schlief, dass man eine Leiche an ihm vorbeitragen konnte? Dieser Killer musste Nerven wie Stahl haben und sich völlig lautlos bewegen! Die Tatsache, von diesem Menschen regelrecht übertölpelt worden zu sein, erschütterte Pleiner fast noch mehr als der Umstand, wieder eine Leiche auf dem Weingut vorzufinden. Er warf dem Gesicht nochmals einen prüfenden Blick zu. Um Gernot handelte es sich auf jeden Fall nicht, das sah er sofort. Diese Gesichtszüge schien er aber irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Aber dieser Eindruck blieb sehr vage. Pleiner machte keine Anstalten, die Leiche anzufassen. Es war offensichtlich, dass hier nichts mehr zu retten war. Der Mann schwamm wahrscheinlich schon seit Stunden im Rotwein. Pleiner verließ den Weinkeller und sperrte das Tor zu, damit nicht versehentlich eine der Frauen auf den Toten stieß. Der Schock würde auch so groß genug sein. Er packte seine Waffen, trug sie in seine Wohnung und verwahrte sie. Danach eilte er zum Wandtelefon in der Packhalle. ‚Langsam entwickele ich im Melden von Leichen eine gewisse Routine‘, dachte er sarkastisch. Erfahrungsgemäß würde es einige Zeit in Anspruch nehmen, ehe die Mordkommission den Hof erreichte. In der Zwischenzeit musste er noch die unangenehme Aufgabe meistern, Lieselotte und Leonie von dem Leichenfund zu erzählen. Leonie könnte langsam wach sein. Für gewöhnlich joggte sie am frühen Morgen eine Stunde durch die Weinberge. Pleiner seufzte. Irgendwie musste er diesen Job hinter sich bringen. Wahrscheinlich waren das heute die letzten verhältnismäßig ruhigen Minuten, bevor die Mordkommission wieder mit ihrem Tross über das Weingut herfiel. Er trat an die Haustür und klopfte dezent. Die Türklingel wollte er nicht benutzen, weil