1.
Georg Murmelsteins Meisterküche
Luna wurde von lautem Bellen wach. Sie hörte ihre Mutter über den Lärm draußen schimpfen, dann knallte das Küchenfenster zu.
Dicke Luft im Hause Murmelstein? Na so was. Das kam nicht sehr häufig vor.
Verschlafen setzte sich Luna auf die Bettkante und rieb sich ihre müden Augen. Sie hatte gestern noch spätabends an dem Geburtstagsgeschenk für Melody gewerkelt.
Die wollte später unbedingt Naturforscherin werden. Deswegen hatte Luna für ihre beste Freundin viele bunte Blätter und Blüten gesammelt, getrocknet und daraus ein Bild gebastelt.
Es zeigte die beiden zusammen im Wald, an ihrer Lieblingsstelle, dem Wasserfall. Sich selbst und Melody hatte Luna mit Aquarellfarben gezeichnet und auch das Grünblau des Wassers damit gemalt. Durch die getrockneten Pflanzen, die sie um die Zeichnung geklebt hatte, sah das Bild sehr stimmungsvoll aus. Fast wie ein richtiger Wald. Zu Melodys Füßen saß der junge Fuchs Valentino. Auf dem Bild spielte Luna für Melody ein Geburtstagsständchen auf ihrer Zauberflöte.
Wann immer Luna die Flöte zur Hand nahm, rief sie mit ihren schönen Klängen die Tiere des Waldes herbei, sodass sie sich mit ihnen unterhalten konnte. Melody war die Einzige, die Lunas Geheimnis kannte. Bei ihr war es gut aufgehoben, denn sie liebte den Wald und die Natur mindestens so sehr, wie Luna es tat.
Anfangs war Melody eifersüchtig gewesen, dass Luna allein dafür bestimmt war, mit den Tieren zu sprechen. Aber inzwischen machte es ihr großen Spaß, Luna zu helfen, die Sorgen und Wünsche der Waldbewohner an Herrn Murmelstein weiterzugeben, ohne dass dieser dahinterkam, woher seine Tochter so genau Bescheid wusste.
Luna fand es ziemlich lustig, dass man im Dorf munkelte, der Förster wäre ja wohl ein echter Tierflüsterer, so friedlich lief es im Wald unter seiner Obhut.
Sophia Murmelstein ging es heute Morgen allerdings gar nicht gut. Als Luna in die Küche kam, rannte ihre Mutter mit Kopfhörern auf den Ohren nervös auf und ab, guckte immer wieder in ihr Notenbuch und sang vor sich hin. Das war kein gutes Zeichen, denn normalerweise war Frau Murmelstein sehr entspannt und fröhlich.
„Morgen, Mama, alles okay?“, rief Luna und umarmte ihre Mutter stürmisch.
Sophia Murmelstein guckte einen Moment so verwirrt, als hätte sie ihre Tochter gar nicht erwartet. Dabei war ein ganz normaler Schultag.
„Luna!“, sagte Frau Murmelstein überrascht und nahm die Kopfhörer ab.
Luna lachte verwundert und schaute auf den Küchentisch, der abgesehen von einer Tasse Kaffee leer war. „Wo ist denn mein Frühstück?“
Sophia Murmelstein starrte auf den Tisch, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
„Dein Frühstück“, wiederholte sie. „Natürlich. Das wollte Papa heute für dich machen. Aber der ist ja mal wieder mit was anderem beschäftigt. Bist du von dem Krach draußen aufgewacht? Die Dackel haben ein Wühlmäuse-Versteck aufgestöbert und schrecklichen Rabatz gemacht.“
Sie öffnete das Küchenfenster und beugte sich hinaus. „Georg!“, rief