: Valentine Imhof
: Aus lauter Zorn Kriminalroman
: Polar Verlag
: 9783948392079
: 1
: CHF 16.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alexis Fjærsten, norwegische Kindheit, französische Jugend, Freelancer und Musikjournalistin, tätowiert zieht von Festival zu Festival. In Louisiana ist sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden und hat schwerstverletzt überlebt. Traumatisiert von dem Geschehen, fühlt sie sich in ihren Innersten erniedrigt, und gedemütigt. Sexuelle Begegnungen lassen das Trauma erneut aufkeimen. Auf den Shetland-Inseln während des Up Helly Aa-Festivals tötet sie einen amerikanischen Musiker, als er im Bett will, dass sie ihm eine Krawatte um den Hals legt und zuzieht, um seine Lust zu steigern. Sie flieht und begibt sich in die Hände eines virtuosen Tätowierers. Ihr Wunsch ist es, sich zu häuten, das Erlittene auszulöschen. Dafür lässt sie sich den Hals, die Unterarme und Waden tätowieren und wählt Texte aus der Weltliteratur aus. Als Symbol der Wiederauferstehung. Valentine Imhof beschreibt eine Szenerie der Verdammnis, voller literarischer und musikalischer Bezüge. Ein ergreifendes und gewalttätiges Frauenporträt.

Valentine Imhof, 1970 in Nancy geboren, zog 2000 nach Saint- Pierre-et-Miquelon, wo sie als Literaturwissenschaftlerin tätig ist. Davor lebte sie in den Vereinigten Staaten und reiste viel in Skandinavien. Sie ist Autorin einer Biographie über Henry Miller, La rage d'e?crire (2017).

Kapitel 1


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4. November 2006, Nancy, Hotel, Zimmer 107


Nun sind beide nackt. Klamotten liegen im ganzen Zimmer verstreut. Ein blödes Trinkspiel. Man gesteht etwas, das man gemacht hat und auf das man nicht stolz ist. Wenn der andere einen ähnlichen »Fehltritt« begangen hat, leert er sein Glas, eine Art von Geständnis, wenn nicht, trinkt der Erste und spielt die Partie weiter, indem er ein neues schändliches kleines Geheimnis preisgibt.

Alex hat die ganze Zeit geschummelt.

Es kommt nicht in Frage, irgendetwas Wahres mit diesem Typen zu teilen. Deswegen sind sie nicht hier, weder sie noch er. Sie hat ihm nicht einmal ihren Vornamen gesagt. Er hat sie übrigens auch nicht danach gefragt. Er kennt ihn bereits, das ist gewiss. Den Vornamen und all die Infos, die der andere Bastard ihm bestimmt gegeben hat.

Wie vereinbart holte er sie vor dem kleinen Bahnhof des Kaffs ab, dessen Namen sie ihm neulich Abend bei dem Konzert genannt hatte. Sie fuhren ein Stück mit seinem Mietwagen, der nach einem Autodeo roch, das zum Kotzen war. Um den Schein zu wahren, befragte sie ihn zu dem Artikel über Trent Reznor, den sie angeblich schreiben wollte.

Die Antworten des Typen waren ausweichend und zögerlich, doch sie spielte weiter das Groupie, das von den Pseudoerinnerungen fasziniert war, die er ihr auftischte, und machte sich daran, eifrig unlesbare Notizen in ihr Heft zu kritzeln. Dann schlug er vor, bei einem Café auf dem Land anzuhalten, um etwas zu trinken. Weil er sich freue, in Frankreich zu sein, das sich so sehr von den Vereinigten Staaten unterscheiden würde … Ja, sie weiß. Also gut.

Das Café des Amis. Ein gelber Plastiktresen, ein großer L’Héritier-Guyot-Frosch, der in der Mitte lächelt, drei rote Plastiktische, zwei Opas mit Hüten, die vor einem Blanc Limé stehen, eine Oma hinter der Theke.

Das ewige Frankreich, da