: Catherine Spencer
: Meine erste große Liebe
: Cora Verlag
: 9783733749132
: Romana Herzensbrecher
: 1
: CHF 2.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Von wegen Dolce Vita! Als Matteo plötzlich auf Ischia auftaucht, versucht Stephanie mit aller Kraft, kühl zu bleiben. Denn sie fürchtet, dass sich ihre feine Familie wieder zwischen sie und den Mann stellen wird, in dessen Nähe sie noch immer weiche Knie bekommt ...



<p>Zum Schreiben kam Catherine Spencer durch einen glücklichen Zufall. Der Wunsch nach Veränderungen weckte in ihr das Verlangen, einen Roman zu verfassen. Als sie zufällig erfuhr, dass Mills& Boon Autorinnen sucht, kam sie zu dem Schluss, diese Möglichkeit sei zu verlockend, um sie verstreichen zu lassen. Sie wagte den Sprung ins kalte Wasser, kündigte ihre sichere Stelle als Highschool-Englischlehrerin und schickte ihren ersten Entwurf an den englischen Verlag Mills& Boon. Ihre ersten beiden Romankonzepte wurden abgelehnt. Doch schon mit dem dritten Versuch schaffte sie es, zu überzeugen. Seitdem veröffentlichte sie mehr als 25 Bücher, die in 17 Sprachen übersetzt wurden und in 30 Ländern erschienen sind. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, einen Roman fristgerecht fertigzustellen, gibt sie Schreibkurse am College oder in Workshops der RWA (Romance Writers of America) in St. Louis und New York. Catherine ist verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann in White Rock, einem Städtchen an der Pazifikküste südlich von Vancouver. Sie hat vier erwachsene Kinder, fünf Enkel, zwei Hunde und eine Katze. In ihrer begrenzten Freizeit genießt sie es, zu schwimmen, zu wandern, zu lesen, Klavier zu spielen, tropische Pflanzen zu züchten und Antiquitäten zu sammeln. Einmal fuhr sie sogar bis nach North Dakota, um eine Woche lang auf der Suche nach Antiquitäten für ihr gemütliches Heim durch Kleinstadtauktionen zu ziehen.</p>

1. KAPITEL

Der Mann trat plötzlich aus der Baumgruppe heraus, die sich etwa zwanzig Meter weiter an der Weggabelung befand. Von dort aus gelangte man in der einen Richtung zur Nachbarvilla, in der anderen zum Strand. Trotz der Entfernung und obwohl die Nachmittagssonne sie blendete, wirkte er so vertraut, dass Stephanie einen erschrockenen Laut ausstieß. Vielleicht waren es die stolze Kopfhaltung oder seine kraftvollen, geschmeidigen Bewegungen. Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund und versteckte sich schnell hinter einem großen Strauch, von wo aus sie mit klopfendem Herzen durch das dichte Blattwerk spähte.

Erkonnte es nicht sein!

Bestimmt spielte ihre Fantasie verrückt, weil sie sich in Italien befand. Inseinem Land mitseiner Sprache undseiner Kultur. Denn nüchtern betrachtet, war der Gedanke absurd. Er lebte in einem kleinen Nest in der Toskana und verbrachte seine Tage in den Steinbrüchen von Carrara, wo der weltberühmte Marmor abgebaut wurde. Ein einfacher Arbeiter, der in Kanada selbst während seines kurzen Aufenthalts im Sommer immer nur in staubigen Jeans und verschwitzten T-Shirts herumgelaufen war.

Sie hingegen hielt sich mehrere Hundert Meilen weiter südlich auf der Insel Ischia auf, und der Mann in der beigefarbenen Leinenhose und dem weißen Hemd, der gerade den Blick über das azurblaue Meer schweifen ließ, sah nicht im Entferntesten wie ein Arbeiter aus. Er wirkte eher wie einer jener reichen Italiener, die das von Touristen überfüllte Capri mieden und den Sommer lieber auf dieser kleinen, aber wunderschönen Insel verbrachten.

Was ihn jedoch noch lange nicht berechtigte, das von ihren Großeltern gemietete Privatgrundstück zu betreten! Warum also versteckte sie sich dann vor ihm wie eine Diebin, anstatt ihm offen gegenüberzutreten und eine Erklärung für seine Anwesenheit zu verlangen?

Sie tat es, weil sein Anblick eine Flut von Erinnerungen in ihr geweckt hatte. Erinnerungen, die sie jäh in jenen heißen Sommer in Ontario zurückversetzten …

Es war das Jahr, in dem sie neunzehn geworden war. Wie immer verbrachte sie ihre Sommerferien im Haus ihrer Großeltern in Bramley-On-The-Lake. Täglich war die Quecksilbersäule des Thermometers höher geklettert, und die Nächte waren so schwül gewesen, dass niemand Schlaf finden konnte.

Wieder war Stephanie ängstlich und aufgeregt zugleich, wie jedes Mal, wenn sie sich nachts aus dem Haus gestohlen hatte und die Leiter zum Heuboden hinaufgeklettert war. Wie damals spürte sie die raue Pferdedecke unter ihrem nackten Rücken, während sie sich selbstvergessen einem Mann hingegeben hatte, der sechs Jahre älter und unendlich erfahrener war als sie.

Aus dem Nebel der Zeit tauchte der Klang einer sinnlichen Stimme mit einem fremden Akzent auf, und einen verrückten Moment lang empfand sie erneut die Lust, die sie in jenen gestohlenen Stunden der Leidenschaft mit ihm erlebt hatte. Die vibrierende Kraft seines Körpers. Die atemlose Erwartung.

Und bevor es ihr gelang, die Bilder zu verdrängen, packte sie erneut der Schmerz über seine Zurückweisung, und ihr Herz krampfte sich zusammen …

Stephanie zwang sich, tief durchzuatmen und wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Sie würde nicht zulassen, dass die schmerzlichste Zeit ihres Lebens sie nach so vielen Jahren einholte, und das nur, weil am Tag ihrer Ankunft in Italien zufällig ein Mann mit schwarzem Haar und breiten Schultern in ihr Blickfeld geraten war. Wenn sie sich schon von einem so unbedeutenden Zwischenfall derartig aus der Fassung bringen ließ, würde sie am Ende dieses Monats nur noch ein Nervenbündel sein. Und dafür war sie ganz bestimmt nicht mit ihrem Sohn von Kanada hierhe