PROLOG
Vor zehn Jahren
In rasantem Tempo fuhr ein Auto nach dem anderen vom Daisy Inn weg. Schließlich war heute Abschlussball, die Nacht der Nächte: voller Träume und Hoffnungen, verbotenem Alkohol und verlorener Unschuld. Der absolute Höhepunkt der ganzen High-School-Zeit.
Es sei denn, man gehörte zu den Tremaines.
Besonders schlimm war es, in Pleasantville, Ohio, einweibliches Mitglied dieser Familie zu sein.
Cassie Tremaine Montgomery betrachtete Biff Walters, mit dem sie sich für heute verabredet hatte. Kaum zu glauben, dass eine Mutter ihren neugeborenen Sohn so wenig mochte, dass sie ihn Biff nannte. Cassie hatte nur aus einem Grund zugestimmt, mit dem gut aussehenden Footballstar – der leider nicht der Hellste war – zum Ball zu gehen. Es lag an dem Geschenk, das er von seinem Vater zum Schulabschluss bekommen hatte: ein kirschrotes Cabrio.
Da Cassie alle teuren und für sie unerschwinglichen Dinge liebte, hatte das Cabrio eine unwiderstehliche Wirkung auf sie ausgeübt.
„He, Baby.“ Biff suchte ihren Blick und legte eine große, schwitzende Hand auf ihren Oberschenkel. „Du siehst heute Abend wirklich scharf aus.“
Wie originell! Cassie war nun mal blond, groß und attraktiv wie ein Model aus demPlayboy. Deshalb waren die Männer seit vier Jahren hinter ihr her. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr. Außerdem hielt man alle Frauen der Tremaines für Flittchen. Ausnahmslos.
Sie hatte die Wahl, mit dem Makel zu leben oder aus Pleasantville zu verschwinden.
Leider hatte sie es sich als Kind nicht aussuchen können. Zusammen mit ihrer Cousine Kate war sie in Pleasantville aufgewachsen, und beide Mädchen hatten ihre Lektion gelernt. Schon vor langer Zeit hatte Flo, Cassies Mutter, das Schicksal ihrer Tochter besiegelt. Sie war als Vamp der Stadt verschrien und hatte ungeniert so viele Ehemänner wie nur möglich verführt.
Klar, dass Cassie ebenso unbeliebt wie ihre Mutter war – oder eben beliebt, wenn es nach den Männern ging.
„Willst du an den See?“, fragte Biff hoffnungsvoll.
Bloß nicht! Der See warder Platz außerhalb der Stadt, an dem wild herumgeknutscht wurde.
Nein danke! Das war nichts für sie. Cassie teilte nicht die Schwäche ihrer Mutter für Männer.
„Natürlich willst du. Du bist doch eine Tremaine.“ Biff lachte schallend. Er kniff ihr in den Oberschenkel, dann wanderten seine Finger nach oben und hinterließen eine feuchte Spur auf dem Seidenkleid, das sie heimlich im Billigkaufhaus erstanden hatte.
„Alle Tremaines stehen auf Sex.“ Biff war sich absolut sicher. „Je wilder, desto besser. Deshalb habe ich dich doch eingeladen. Komm schon. Zeig, was du hast, Baby.“ Er beugte sich über sie