Assimilation – Koexistenz – Unzugänglichkeit. – Soziologische Betrachtungen zur Erfahrung des Fremden in STAR TREK
Roland Bausch
Die Soziologie der Zukunft ist längst in die Science-fiction ausgewandert. (Florian Rötzer 1998, 205)
Der Kontakt mit dem Fremden ist hauptsächlicher Gehalt derStar Trek-Serien, nicht nur nach außen bei der Entdeckung ›neuer Welten und Zivilisationen‹, auch nach innen durch Aufnahme nichtmenschlicher Besatzungsmitglieder in die Sternenflotte. Die in den einzelnen Episoden auftretenden unterschiedlichen Lebewesen können oft im ersten Moment gar nicht als solche wahrgenommen, sondern müssen erst in einem langsamen Kognitionsprozess von den Hauptakteuren als Lebensform (an-)erkannt werden. Bei der Beschreibung der Fremdkontakte besagt meine Ausgangsthese, dass sich inStar Trek implizit soziologische Erklärungsmodelle zur Erfahrung des Fremden finden lassen.15
1. Der Fremde in der Soziologie
Der Begriff des ›Fremdverstehens‹ bezeichnet in der Soziologie das »(phänomenologische) Verstehen des Anderen als alter ego (Fremd-Ich)« (Fuchs-Heinritz/Lautmann/Rammstedt 1995, 215). Der soziologische ›Urtext‹ zu einer Theorie des Fremden ist Georg SimmelsExkurs über den Fremden (1958). Er definiert den Fremden als denjenigen, »der heute kommt und morgen bleibt« (ebd., 509). Der Prototyp des Fremden ist für ihn der reisende Händler, dem er »den spezifischen Charakter der Beweglichkeit« zuschreibt (ebd.). Dieser Fremde hat zwar möglicherweise viele, aber nur lockere Verbindungen zu den Elementen der Gesellschaft, er kann daher eineobjektive Haltung gegenüber den Einheimischen einnehmen. Mit Simmels Ausführungen hat Alfred Schütz’ SchriftDer Fremde. Ein sozialpsychologischer Versuch (1972) gemein, dass der bestimmte Andere als Fremder zunächst einmal Nichtmitglied des klassifizierenden Sozialsystems ist; bei beiden Texten geht es um Fremdheit als sozialen Status. Schütz analysiert die subjektiven Prozesse, die den Fremden in der für ihn ungewohnten gesellschaftlichen Umgebung begleiten, aus der Perspektive des Fremden, während Simmel eher die Perspektive der Gesellschaft betrachtet.
Entscheidend ist, dass Fremdheit durch Begegnung bzw. Erfahrung entsteht und nicht a priori gegeben ist. Es handelt sich immer um Fremdheitsrelationen und nicht um genuine Person- oder Sacheigenschaften: »Fremdheit ist keine Eigenschaft, auch kein objektives Verhältnis zw