: Helga Brandt, Thomas Richter, Nina Rogotzki, Petra Friedrich, Mathias Schönhoff, Paul M. Hahlbohm
: Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften Band 2
: Verlag Ludwig
: 9783869351681
: Star Trek und die Wissenschaften
: 4
: CHF 15.30
:
: Fotografie, Film, Video, TV
: German
: 264
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nicht Warpfeldtheoretiker, Exobiologen und Wissenschaftsoffiziere der Sternenflotte sind es, sondern Physiker, Politologen und Soziologen, Philosophen und Philologen, Literatur- und Medienwissenschaftler, die hier das Star Trek-Universum erforschen. Mit derselben Faszination und demselben Forscherdrang, mit denen auch die Crew der Enterprise den (Serien-)Weltraum erkundet, dringen sie dabei in die 'unendlichen Weiten' der erfolgreichsten Fernsehserie der Welt vor. Mit diesem zweibändigen Werk liegt die bis dato umfassendste Textsammlung deutschsprachiger Star Trek-Forschung vor.

Assimilation – Koexistenz – Unzugänglichkeit. – Soziologische Betrachtungen zur Erfahrung des Fremden in STAR TREK


Roland Bausch


Die Soziologie der Zukunft ist längst in die Science-fiction ausgewandert. (Florian Rötzer 1998, 205)

Der Kontakt mit dem Fremden ist hauptsächlicher Gehalt derStar Trek-Serien, nicht nur nach außen bei der Entdeckung ›neuer Welten und Zivili­sationen‹, auch nach innen durch Aufnahme nichtmenschlicher Besatzungsmitglieder in die Sternenflotte. Die in den einzelnen Episoden auftretenden unterschiedlichen Lebewesen können oft im ersten Moment gar nicht als solche wahrgenommen, sondern müssen erst in einem langsamen Kogni­tions­prozess von den Hauptakteuren als Lebensform (an-)erkannt werden. Bei der Beschreibung der Fremdkontakte besagt meine Ausgangsthese, dass sich inStar Trek implizit soziologische Erklärungsmodelle zur Erfahrung des Fremden finden lassen.15

1. Der Fremde in der Soziologie


Der Begriff des ›Fremdverstehens‹ bezeichnet in der Soziologie das »(phäno­me­nologische) Verstehen des Anderen als alter ego (Fremd-Ich)« (Fuchs-Heinritz/Lautmann/Rammstedt 1995, 215). Der soziologische ›Urtext‹ zu einer Theorie des Fremden ist Georg SimmelsExkurs über den Fremden (1958). Er definiert den Fremden als denjenigen, »der heute kommt und mor­­gen bleibt« (ebd., 509). Der Prototyp des Fremden ist für ihn der reisen­de Händler, dem er »den spezifischen Charakter der Beweglichkeit« zuschreibt (ebd.). Dieser Fremde hat zwar möglicherweise viele, aber nur lockere Verbindungen zu den Elementen der Gesellschaft, er kann daher eineobjektive Haltung gegenüber den Einheimischen einnehmen. Mit Simmels Ausführungen hat Alfred Schütz’ SchriftDer Fremde. Ein sozialpsycholo­gischer Versuch (1972) gemein, dass der bestimmte Andere als Fremder zunächst einmal Nichtmitglied des klassifizierenden Sozialsystems ist; bei beiden Texten geht es um Fremdheit als sozialen Status. Schütz analysiert die subjek­tiven Prozesse, die den Fremden in der für ihn ungewohnten gesellschaftlichen Umgebung begleiten, aus der Perspektive des Fremden, während Simmel eher die Perspektive der Gesellschaft betrachtet.

Entscheidend ist, dass Fremdheit durch Begegnung bzw. Erfahrung entsteht und nicht a priori gegeben ist. Es handelt sich immer um Fremdheitsre­la­tionen und nicht um genuine Person- oder Sacheigenschaften: »Fremdheit ist keine Eigenschaft, auch kein objektives Verhältnis zw