: Thore D. Hansen
: Die Hand Gottes
: Scorpio Verlag
: 9783942166560
: 1
: CHF 9.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am Supreme Court in Washington steht der größte Prozess aller Zeiten vor der Tür. Auf der Anklagebank: der Papst und der Vatikan. Die Anklage lautet auf Diebstahl geistigen Eigentums vor rund 1700 Jahren - an einem Wissen, das den Menschen einst ein Leben im Einklang mit der Natur ermöglichte. Welche Geheimnisse sind es, die der Vatikan mit allen Mitteln versucht, unter Verschluss zu halten? Der amerikanische Richter Ronald MacClary ist einem ungeheuren Verbrechen auf der Spur: Er glaubt zu wissen, dass die katholische Kirche vor fast 1700 Jahren die keltischen Druiden nicht nur brutal ausgerottet, sondern auch deren Wissen geraubt hat. Gemeinsam mit dem Heiler Adam Shane, der Sprachwissenschaftlerin Deborah Walker und dem Druiden Thomas Ryan beginnt er zu recherchieren. Es kommt zu einem spektakulären Prozess, in dem der Vatikan und der Papst an ihre letzte Grenze stoßen werden. Doch die Mächtigen im Vatikan setzen alle Hebel in Bewegung, um den Prozess zu verhindern. Thore D. Hansens Thriller ist von einer spannungsgeladenen Wucht, der sich kaum ein Leser entziehen kann. Der Autor schickt seine Protagonisten quer durch Irland, Österreich, Italien und die USA, um eines der letzten Tabus unserer Zeit zu lüften - die Verbrechen, die der Vatikan an der keltischen Elite beging, um ihre eigene Macht zu sichern.

Thore Dohse Hansen wurde 1969 in Norddeutschland geboren. Seit Abschluss seines Studiums der Politikwissenschaft und Soziologie arbeitet er als Journalist und Kommunikationsberater. 1994 forschte er am MIT in Boston zur amerikanischen Außenpolitik. Bereits in jungen Jahren beschäftigte er sich, angeregt durch seine Verwandtschaft mit dem Nordpolforscher und Friedensnobelpreisträger Fridtjof Nansen, mit seinen skandinavischen Wurzeln. Sein leidenschaftliches Interesse für die kulturhistorischen Hintergründe und Folgen monotheistischer Religionen sowie die heidnisch geprägte Antike führten zu seinem ersten Roman.

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Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden; und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäß soll er sie zerschmeißen.

Die Offenbarung des Johannes 2,26 f.

 

Niederösterreich – 13. März

Adam Shane saß blass und schweißgebadet auf dem Bett. Seine langen blonden Haare klebten in seinem Gesicht, seine Hände suchten nach Halt an der Bettkante, und er atmete einmal sehr tief durch, als ob er, kurz vor dem Ertrinken nach Luft ringend, aus dem Meer emporkäme. Es war gerade sechs Uhr in der Früh, und jeden Moment müsste ihn sein Wecker endgültig in die vertraute Welt zurückholen.

Stattdessen verlor er plötzlich das Augenlicht.

»O mein Gott, was geschieht hier?«

Bei dem Versuch, sich vom Bett zu erheben, fiel er sofort wieder um. Er hatte kein Gefühl mehr für sein Gleichgewicht, und als er die Augen wieder öffnete, konnte er seine vertraute Umgebung nur noch in unterschiedlichen Lichtkonturen sehen. Jede Zelle seines Körpers löste sich fühlbar auf und verband sich mit der Umgebung; es gab keine Trennung mehr zwischen seinem Körper, der Umwelt und der Materie an sich. Als er gerade dachte, es würde sich wieder legen, rasten Bilder durch seinen Geist, die ihm die Jahrhunderte wie eine Collage der Menschheitsgeschichte vorführten. Und als es über die Gegenwart hinaus in die Zukunft gehen sollte, brach alles plötzlich ab. Er kam wieder zu sich, seine Augen erfassten wieder das ihm vertraute Schlafzimmer, und sein Körper bemächtigte sich wieder seines Geistes.

Oder war es umgekehrt?

»Verdammt, verdammt, was war das?«, murmelte Shane vor sich hin und strich seine Haare durch die verschwitzte Stirn. »Ich pack das nicht!«

So muss es sich anfühlen, wenn man aus einem Schock heraus zum Autisten wird, dachte Shane. In diesem elenden Zustand hätte ihn kaum jemand wiedererkannt, denn seine äußere Erscheinung glich eher der eines Hünen. Seine große Gestalt überragte alles, seine Augen, eng beieinander, verliehen seinem Gesicht den Ausdruck eines Adlers, und seine Hände waren durch die Arbeit breit und grob geworden, so dass man ihnen die Heilkunst nicht ansah. Insgesamt hätte man ihn eher als einen Landwirt oder Bauarbeiter eingeordnet, der nach getaner Arbeit seine Zeit gern in einem Wirtshaus verbrachte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass Adam Shane, Sohn eines österreichischen Hufschmieds irischer Herkunft, ein sanfter Heiler, ein Wünschelrutengänger und Kräuterexperte war. Seit Jahren wurde er von Menschen aufgesucht, die in der modernen Medizin keine Hoffnung mehr fanden. Seine Widersacher sahen in ihm natürlich einen Scharlatan, aber seine Erfolge sprachen für sich.

Entdeckt hatte er seine Gabe, als seine Frau an Krebs erkrankt war und sich weigerte, die üblichen, oft qualvollen Therapien über sich ergehen zu lassen.

Tatsächlich hatte er ihr helfen können. Doch seine besondere Sensibilität schien zugleich auch sein Verhängnis. War dieser Traum die Quittung für seine verzweifelte Suche nach einer Erklärung, warum die Menschen das zerstörten, was sie eigentlich nährte? Seit seiner Jugend gab es diesen Drang, Antworten zu finden, eine Erklärung für seine Traurigkeit und das Gefühl der Sinnlosigkeit zu entdecken. Während seine Schulfreunde ihre Zeit mit Sport, Motorrädern, Musik oder Strategien für die erste Liebesnacht verbrachten, sorgte er sich um die Welt und wie man sie retten könnte. Fast schon manisch hatte er mit vierzehn Jahren Bücher gelesen, die andere bestenfalls im Studium in die Hand bekamen, und sich in seinen Fragen und Gedanken vergraben. So war er die meiste Zeit von einer melancholischen Einsamkeit umgeben. Die Enge des Dorfes, in dem er aufwuchs und in dem kaum jemand seine Neugier, sein Talent, aber auch seine Rastlosigkeit erkannte, war eine zusät