Warum ich über die Liebe schreibe
»Niemand sah den ganzen Schmerz in mir.
Wer hätte ihn auch stillen können?
Dann kommst du und öffnest mir das Herz und
die Augen, und ich kann fühlen und sehen,
wie viel mehr Schmerz da sogar noch ist … in mir,
in dir und in all den anderen Menschen.
Und dann öffnest du auch noch deine Arme!«
Wer in diesem Buch auf ein unkompliziertes Märchen über die Liebe hofft oder gar auf eine Anleitung, wie sich Krisen und Enttäuschungen sicher umschiffen lassen, der wird gewiss enttäuscht werden. Das Gegenteil ist der Fall: Ich möchte Mut machen, sich gerade auch den Krisen und der Verzweiflung in Beziehungen und Partnerschaften mehr zu öffnen und hinzugeben, um darin die eigene Wahrheit zu finden. So können wir auch selbst zu einem Menschen wachsen, dem wir gern begegnen und in den wir uns verlieben würden.
Der Titel möge darüber hinaus bitte nicht zu der Annahme verleiten, ich wäre eine berüchtigte Liebhaberin vom Kaliber einer Donna Juana. Ich bin einfach nur ich. Fast vierzig Jahre lang stolperte ich auf der Suche nach der großen Liebe durch die Wirklichkeit und wurde dabei erst einmal so verbittert, dass ich ernsthaft erwog, als Schriftstellerin in ein abgelegenes buddhistisches Nonnenkloster zu ziehen.
Auch wird es in diesem Buch keine himmlische Hochzeit mit Prinz Charming geben – kein Happy End, mit dem dann alles ganz unkompliziert und für immer nurgut ist. Aber es wird endlich wieder ein HAPPY NOW geben. Wir werden alle sterben,this is the end!
Die Liebe jedoch ist der mit Abstand schönste Grund, wofür es sich zu leben lohnt – und sie ist auch der einzige Weg in die Zuversicht, dass wir den Tod und das Loslassen nicht fürchten müssen.
Der letzte Mensch, dem wir in diesem Leben begegnen und vor dem wir unser Leben verantworten müssen, das werden wir selbst sein. Da ist leider nichts zu machen. Aber von wem möchten wir uns vorher noch verabschieden? Wessen feuchte Lippen ein letztes Mal auf unserer Stirn spüren, wessen warme Hand loslassen? Bei wem möchten wir uns bedanken und vor allem,wofür? Bei unseren Ängsten etwa oder bei unseren Selbstzweifeln, für ihre lebenslangen treuen Dienste in unserem Harem der Sicherheiten und Garantien? Oder bei der Pflegeschwester im weißen Kittel neben unserem Krankenbett, dafür, dass sie uns mit einem Tupfer die Lippen befeuchtet und den Sauerstoff aufdreht?
Oder möchten wir uns bei den Menschen bedanken, die wir lieben und die uns lieben und die uns im Leben oft den Atem geraubt haben? Mit welchen Seelen hat sich deine Seele verwoben und verflochten auf deinem Lebensweg? In wessen Herz lebst du weiter? Wer ist bei dir auf dieser unbestimmten Reise, wenn du ein letztes Mal die Augen schließt und dein Herz und deine Gedanken für immer stehenbleiben? Welche Erinnerungen begleiten dich hinüber? Etwa die, dass du wahnsinnig viele Träume, aber viel zu viele Ängste im Leben hattest und noch so viel vor, eigentlich?
Und wem meinst du am Ende deines Lebens noch gefallen und etwas beweisen zu müssen? All denen, die als Nächste dran sind?
Ich wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Organisationen und Unternehmen eingeladen, um über Mut, Ehrlichkeit und die Chancen von Krisen zu sprechen, weil ich einmal monatelang allein in einem kleinen Boot über den Atlantischen Ozean gerudert bin und danach ein paar Jahre über das Leben philosophiert und geschrieben habe. Am liebsten sprach ich dabei über Mut