: Andreas Steinhöfel
: Rico, Oskar und das Mistverständnis (Rico und Oskar 5) Abschlussband der preisgekrönten Kinderkrimi-Serie ab 10 Jahren über Freundschaft und Anderssein | Witzig, weise und herzerwärmend
: Carlsen Verlag GmbH
: 9783646933253
: Rico und Oskar
: 1
: CHF 7.90
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Rico und Oskar haben sich verkracht! Und das ausgerechnet jetzt, wo die Existenz ihres Spielplatzes auf dem Spiel steht. Oskar wittert einen Kriminalfall, aber den muss er nun ganz allein aufklären. Denn Rico redet (erstens) kein Wort mehr mit ihm, ist (zweitens) zum allerersten Mal verliebt und muss (drittens) auch noch nach Hessen, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. Ihre Freunde versuchen verzweifelt, die beiden miteinander zu versöhnen - ohne Erfolg. Doch nur, wenn die beiden zusammenarbeiten, können sie den Fall lösen und den Spielplatz noch retten ...    »Andreas Steinhöfels Geschichten machen nicht nur dem Autor unglaublichen Spaß.«  Die Zeit  »Für Rico und Oskar wird der Autor von Menschen zwischen 8 und 80 verehrt.« Berliner Zeitung  

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.

 

Oskar war unten im Treppenhaus, auf dem letzten Absatz, von dem aus man in Mommsens Wohnung kann, aber auch raus in den Durchgang zum Hinterhaus. Halb lag er und halb lehnte er gegen die Wand. Porsche, der wie immer an mir vorbeigebrettert war, saß schon bei ihm, mit schräg gelegtem Kopf, einem hochgeklappten Ohr und Zunge raus. Wahrscheinlich überlegte er, seit wann Oskar im Flur übernachtete.

Wenn ich von oben komme und es eilig habe, springe ich immer über die letzten Stufen auf diesen Absatz runter, deshalb wäre ich um ein Haar auf Oskar gelandet. Ich sah ihn erst im letzten Augenblick und bremste erschrocken ab. Sein Schlüsselbund war ihm aus der Hosentasche gefallen, und seine schicke neue Entwässerungsflasche war davongerollt. Die Flasche hatte Lars ihm geschenkt, weil er fand, dass sein Sohn viel zu wenig trank und deshalb entwässerte und womöglich eines Morgens verschrumpelt wie eine alte Kartoffel in seinem Bett oder irgendwo in der Wohnung herumliegen würde.

Jetzt lag Oskar vor mir im Treppenhaus. Ich musste sofort an Fitzke denken, den wir letztes Jahr oben vor seiner Wohnung gefunden hatten, mausetot. Ich hatte seine Schulter angetippt, um zu sehen, ob er nicht vielleicht doch noch ein bisschen lebte. Bei Oskar war kein Antippen nötig, der lebte noch ziemlich lebhaft. Jedenfalls stöhnte er laut. Porsche klappte das eine Ohr runter und das andere hoch.

 

»Gehts dir okay?«, fragte ich.

Er stöhnte bloß weiter. Vermutlich hatte er auch die letzten Stufen runterspringen wollen und sich verhüpft. Hoffentlich war nichts gebrochen.

»Gebrochen ist nichts, aber es könnte was verstaucht sein«, sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Hilf mir mal bitte.«

Ich ging in die Knie, legte einen von seinen Armen über meine Schulter und drückte mich dann wieder hoch. Wie konnte ein so kleiner Junge bloß so schwer sein? Wenn ich früher, als Mama und ich noch im Zweiten wohnten, eine schwere Einkaufstasche schleppen musste, hatte ich genau hier unten, auf diesem ersten Treppenabsatz, vorsorglich immer was aus der Tasche geholt und gegessen, eine schokoladige Kleinigkeit zum Beispiel, um weniger Gewicht nach oben wuchten zu müssen. Aber aus Oskar konnte ich schlecht was rausbeißen.

»So ein Mist«, jammerte er. »Kannst du mich rauf in die Wohnung bringen?«

Ich schluckte runter, was ich eigentlich sagen wollte, nämlich dass ich es eilig hatte – dass eigentlichwir es eilig hatten. Stattdessen sagte ich: »Klar. Was issen überhaupt passiert?«

»Ach, bloß gestolpert.«

»Warum hast du nicht auf mich gewartet? Ich hab gerade eben bei euch geklingelt, aber du warst nicht da.«

»Stimmt, wo war ich bloß?«, sagte er und machte dabei diesen Oskar-Blick, mit leicht verdrehten Augen, was bedeutete, dass ich vor dem Mundaufmachen mal wieder zu wenig und zu langsam gedacht hatte. »Ach ja, genau – ich lag ja hier unten!«

»Aber warum –«

»Ich wollte draußen auf dich warten. Weil endlich mal wieder die Sonne scheint.«

Ein winziges Bingokügelchen löste sich in meinem Kopf, kullerte davon und dotzte sacht gegen die Innenseite meines Schädels, irgendwo hoch oben hinten. Etwas an der ganzen Situation stimmte nicht. Ich musterte Oskar, aber ich kam nicht drauf. Ich wartete, aber nach ein paar Sekunden zuckte das Bingokügelchen unverrichteter Dinge die Achseln.

Na dann.

Ich sammelte rasch den Schlüsselbund und die Entwässerungsflasche ein. Oskar half ordentlich mit, als ich ihn die Stufen raufwuppte, so schwer wars also gar nicht. »Los, du Hundeheuer, wieder rauf«, befahl ich Porsche, und er hoppelte vor uns her, beleidigt über diesen kürzesten Ausflug aller Zeiten.

Tatsächlich war es kein Wunder, dass das gute Wetter Oskar rausgelockt hatte. Es war der erste helle Tag draußen seit Beginn unserer Herbstferien, Sonne und blauer Himmel mit Schäfchenwolken, bei angenehmen T-Shirt-Temperaturen. Wir hatten schon gedacht, die kostbaren zwei Wochen würden komplett in Nebel und andauerndem Tröpfelregen versinken.Ein einziges Trauerspiel, war das Urteil von Frau Dahling gewesen, bei der ich immer mal wieder einen Abend verbrachte, um mit ihr fernzusehen, zum BeispielOliver Twist, das ist ein armer Waisenjunge, der to