Allein mit sich selbst?
Reinhardt Wurzel: Seit 1976 läuft auf einem deutschen Fernsehkanal die amerikanische TV-Serie „Unsere kleine Farm“ (Originaltitel: „Little House on the Prairie“). 210 Folgen sind seit knapp 50 Jahren ausgestrahlt worden. In der Serie wird das Leben einer amerikanischen Farmerfamilie in den 1880er-Jahren beschrieben. Während dieser Langzeit-Filmproduktion konnten die Zuschauer miterleben, wie mehrere Kinder langsam erwachsen wurden. Familienvater Charles wird als ein hilfsbereiter und gottesfürchtiger Mann dargestellt, der mit viel Liebe, aber auch mit Autorität und Strenge seiner tugendhaften Familie vorsteht. Die als materiell arm zu bezeichnende Familie, die in einem bescheidenen Holzhaus wohnt, übersteht in ihrem Dorf „Walnut Grove“ zahllose Abenteuer und Herausforderungen, darunter auch zwei gefährliche Seuchen.
Als Fan der Serie imponieren mir die unglaublichen Überlebensstrategien dieser Familie angesichts der kargen Verhältnisse. Mich beeindrucken ihr starker Bezug zur Natur sowie der Einfallsreichtum der Kinder, die außer einer Puppe keinerlei Spielzeug haben, nur das, was sie rings um ihr kleines Haus in Flur und Feld finden. Diese Familiengeschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel, wie Leben gelingen kann.
Eine ähnliche Beobachtung machte ich, als ich vor Jahren zu einer privaten Weihnachtsfeier eingeladen war. Da wechselten in einer Viertelstunde rund 140 Geschenke den Besitzer. Die meisten Gaben gingen an die sechs anwesenden Kinder. Doch als nach dem Auspacken der vornehmlich wenig inspirierenden Plastik-Spielsachen (eigentlich wenig überraschend!) bald Langeweile einkehrte, zogen sich die Kinder warme Jacken an und setzten sich bei frühlingshaften Temperaturen im Garten unter eine große Tanne. Dort begannen sie mit Stöckchen und Moos, das sie spontan zusammensuchten, winzig kleine Hütten zu bauen. Es herrschte hochkonzentrierte, geschäftige Ruhe zwischen ihnen. Ein für mich wahrlich weihnachtlicher Friede, der mit dem Lärmen unter dem Weihnachtsbaum nichts mehr gemein hatte.
Solche Erlebnisse machen nachdenklich: Wird die scheinbar unersättliche Wohlstandsgesellschaft, die pandemiebedingt plötzlich mit einer gehörigen Delle in ihrem Wohlstand konfrontiert ist, umschalten können auf das Niveau der mit so Wenigem zufriedenen Kinder?
Zum Nachdenken:
„Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles
in einem anderen Licht.“
(Lothar Zenetti)
Elisabeth Lukas: Frankl hat einmal gesagt, dass der aus irgendeinem Grunde verunsicherte Mensch des Haltes am Geistigen ganz besonders bedarf. Wohlgemerkt: d