Kapitel 1
Mein Suchen als Gottesfrage
Das Internet hat vieles in unserem Leben verändert. Fast für alle Lebensbereiche hält es Tipps und Informationen parat. Wir können problemlos online Artikel bestellen, sodass das Blättern in Katalogen überflüssig wird. Auch den Weg ins Geschäft und das mühsame Suchen nach dem Passenden können wir uns sparen, wenn wir konkrete Vorstellungen davon haben, was wir uns zulegen möchten. Ein kurzer Suchbegriff und schon wird uns auf dem Computerbildschirm eine Fülle von Angeboten präsentiert, die wir im Onlinehandel bestellen können. Das ist gerade in Zeiten wie der Coronavirus-Pandemie äußerst hilfreich und entlastend. Erleichterungen durch das Internet gibt es auch in anderen Lebensbereichen. Wie aufwendig war noch in meinen Studienjahren die Vorbereitung eines Referats. Am Anfang stand die Schlagwortrecherche in den gängigen Lexika. Dann folgte die mühsame Suche nach Artikeln und Fachliteratur in den Bibliothekskatalogen. Schließlich das Warten, bis die ersehnten Bücher eintrafen, und wenn sie dann endlich auf dem eigenen Schreibtisch lagen, wusste man immer noch nicht, ob sie für die Thematik überhaupt brauchbar waren. In vielen kleinen, oft mühsamen Schritten mussten die Kenntnisse zusammengetragen werden. Heute dagegen genügt eine kurze Eingabe in einer Suchmaschine oder in digitalen Bibliothekskatalogen und in Kürze erhalten wir eine Fülle von Hinweisen und Buchtiteln. Auch hier braucht es das kritische Sichten, aber der Suchvorgang an sich wurde doch entscheidend vereinfacht.
Die Suchmaschinen sagen inzwischen eine Menge über uns aus. Am Abend eines Tages kontrolliere ich manchmal, welche Internetseiten ich besucht habe. Allein das kann schon sehr aufschlussreich sein für das, was mich an einem Tag beschäftigt hat. Häufig begleitet mich der gleiche Suchbegriff eine Zeit lang. Das kann auch schon mal lästig werden. Vor einiger Zeit wollte ich mir schwarze Hemden zulegen. Also gab ich „schwarze Hemden“ als Suchbegriff ein, um mich zu erkundigen, was alles auf dem Markt ist. Über Wochen wurden mir dann in der Internetwerbung mehr oder weniger günstige Hemden von unterschiedlichen Anbietern zum Kauf angeboten. Das ist ein harmloses Beispiel. Anders war es, als ich für eine Hochzeitspredigt das Thema „Partneragenturen“ recherchierte, da sich das Brautpaar über eine solche kennengelernt hatte. Seitdem bekomme ich immer wieder Tipps und Angebote, schnell eine passende Partnerin für mich zu finden. „Sag mir, was du suchst, und ich sage dir, wer du bist!“, meinte einmal scherzhaft ein Freund zu mir. Unsere Suchbegriffe sagen etwas über uns aus und die beiden Beispiele zeigen mir noch einmal, wie vorsichtig wir damit umgehen sollten. Wir wissen nicht, wer letztlich diese Informationen bekommt und wie sie weiterverarbeitet und interpretieren werden. Manch intime Wünsche und Träume an falscher Stelle geäußert, können etwas von uns preisgeben, das nicht für alle gedacht ist. So gesehen hat es die erste Frage, die Jesus im Johannesevangelium stellt, in sich: „Was sucht ihr?“
Was sucht ihr?
Am folgenden Tag stand Johannes wieder da mit zwei von seinen Jüngern, richtete seinen Blick auf den vorübergehenden Jesus und sagte: Seht, das Lam