2017: „WIR ERHEBEN UNSERE STIMMEN.“ DIE ENTSTEHUNG DES FRAUEN*-VOLKSBEGEHRENS – ERZÄHLT VON DREI INITIATORINNEN
Agnes Roth-Gritsch, Eva-Maria Titz, Lena Jäger
Ein Wohnzimmer voller Frauen* im November 2016 in Wien Josefstadt – so beginnt die Geschichte des Frauen*Volksbegehrens. Wohl keine der vielen Frauen*, die an diesem Abend zusammenkamen, hatte damals wohl eine Vorstellung davon, dass zwei Jahre später eine halbe Million Menschen die daraus entstandenen Forderungen unterschrieben. Wir jedenfalls nicht.
Wie in fünf Monaten aus einer Idee ein Volksbegehren entstand
Es war der 18. November 2016. Im Vorfeld des Treffens hatten die Obfrauen* von „Sorority“, einem Verein zur branchenübergreifenden Frauen*vernetzung, in der dazugehörigen Facebook-Gruppe eine Diskussion über ein mögliches neues Frauenvolksbegehren gestartet. Sie fragten, wer sich vorstellen könne, mitzuarbeiten. Quasi als Wiederaufnahme des Frauenvolksbegehrens, das 20 Jahre zuvor stattgefunden hatte und dessen Forderungen ja immer noch nicht umgesetzt waren. Mehr als 30 Frauen* folgten der Einladung. Was sie einte, war der Wunsch nach öffentlicher Diskussion und echter Veränderung.
Bei diesem ersten Kennenlernen war Zeit, dass jede Einzelne ihre persönlichen Beweggründe für ihr Kommen nannte. Bei vielen war es die Neugier, die sie hergebracht hatte, Wut und Enttäuschung lagen in der Luft. Der Schock über die Wahl Donald Trumps am 8. November 2016 zum amerikanischen Präsidenten saß allen in Mark und Bein. Auf nationaler Ebene war es die Sorge um die bevorstehende Bundespräsidenten-Wahl. Der rechtsnationale Backlash war spürbar groß und wir wussten noch nicht, dass Nobert Hofer bei der Wahl des Bundespräsidenten am 5. Dezember 2016 Alexander van der Bellen unterliegen würde. Vor diesem Hintergrund waren wir uns einig: Wir müssen etwas tun.
Die Aufbruchstimmung war spürbar und riss mit. Mut und Hoffnung wuchsen an diesem Abend bei jeder einzelnen Mitstreiterin*. Gemeinsam stärkten wir unseren Glauben daran, durch Aktivismus – wenn schon nicht die Welt, dann doch zumindest Österreich – zu verändern.
Netzwerke wurden aktiviert und Einladungen ausgesprochen. Bei unserem nächsten Treffen am 7. Jänner 2017 waren wir bereits über 50 Frauen*. Eine neue Bewegung hatte begonnen und die Entscheidung war gefallen: Wir ziehen das durch. Es wird ein neues Frauenvolksbegehren geben. Wir arbeiteten an diesem Tag bereits in verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich thematisch aufteilten. Das Fundament bildeten die Forderungen. Darüber hinaus braucht ein Volksbegehren ein großes Netzwerk, einen soliden Zeitplan und ein sicheres Budget sowie eine mitreißende Kommunikationsstrategie und sichtbaren Aktivismus. Zu all diesen Punkten wurde an diesem Tag ein erstes Mal intensiv gearbeitet und diskutiert.
In den folgenden zwei Wochen entstand unsere Arb