: Magdalena Baran-Szo?tys, Christian Berger
: Über Forderungen Wie feministischer Aktivismus gelingt
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012485
: 1
: CHF 15.20
:
: Politik
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Österreic im Jahr 2018. Knapp 500.000 Menschen unterzeichnen das zweite Frauen*Volksbegehren (F*VB), das vielstimmig und differenziert für Geschlechtergerechtigkeit eintritt. Unter dem Motto #einesfüralle macht die Kampagne dank eines engagierten Teams, unzähligen Mitstreiter*innen sowie vielen prominenten Unterstützer*innen auch weit über die Grenzen Österreichs hinaus Furore. Österreich im Jahr 2020. Es ist nach wie vor viel zu tun. Mit dem vorliegenden Handbuch liefert das F*VB gemeinsam mit internationalen Aktivist*innen und Autor*innen das Know-how für künftige Initiativen und inspiriert zu politischem Handeln. In klarsichtigen Essays entwerfen Expert*innen anhand des F*VB-Forderungskatalogs, neuester Forschungsergebnisse und fundierter Erfahrung Visionen für eine gerechtere Gesellschaft. Flankiert werden sie von Vertreter*innen vieler Einrichtungen und Initiativen wie HeForShe, #keinenmillimeter, dem Schweizer Frauen*streik oder Sorority sowie persönlichen Statements von Aktivist*innen wie Margarete Stokowski, Alexandra Stani?, Nicole Schöndorfer oder Madeleine Darya Alizadeh (dariadaria). Feminists of the world, unite!

Magdalena Baran-Szo?tys, geboren 1985, ist Vorstandsmitglied des Frauen*Volksbegehrens und der Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur. Sie forscht an den Universitäten in Wien und Warschau zu Ungleichheits- und Transformationsnarrativen, Literatur& Politik, Reisen und Ostmitteleuropa. Für ihre akademische Arbeit erhielt sie u. a. das Literar-Mechana-Forschungssti endium und das Hertha-Firnberg-Stipendium des FWF. Christian Berger, geboren 1991, ist einer der Sprecher*innen des Frauen*Volksbegehrens, Referent in der Arbeiterkammer Wien, Berater und Coach im Bereich Gender Equality Management. Seine Arbeitsschwerpunkte als Autor und Aktivist sind Gleichstellungsrecht& -politik, Feministische Politische Ökonomie, Populärkultur und Kulturkritik.

2017: „WIR ERHEBEN UNSERE STIMMEN.“ DIE ENTSTEHUNG DES FRAUEN*-VOLKSBEGEHRENS – ERZÄHLT VON DREI INITIATORINNEN


Agnes Roth-Gritsch, Eva-Maria Titz, Lena Jäger

Ein Wohnzimmer voller Frauen* im November 2016 in Wien Josefstadt – so beginnt die Geschichte des Frauen*Volksbegehrens. Wohl keine der vielen Frauen*, die an diesem Abend zusammenkamen, hatte damals wohl eine Vorstellung davon, dass zwei Jahre später eine halbe Million Menschen die daraus entstandenen Forderungen unterschrieben. Wir jedenfalls nicht.

Wie in fünf Monaten aus einer Idee ein Volksbegehren entstand

Es war der 18. November 2016. Im Vorfeld des Treffens hatten die Obfrauen* von „Sorority“, einem Verein zur branchenübergreifenden Frauen*vernetzung, in der dazugehörigen Facebook-Gruppe eine Diskussion über ein mögliches neues Frauenvolksbegehren gestartet. Sie fragten, wer sich vorstellen könne, mitzuarbeiten. Quasi als Wiederaufnahme des Frauenvolksbegehrens, das 20 Jahre zuvor stattgefunden hatte und dessen Forderungen ja immer noch nicht umgesetzt waren. Mehr als 30 Frauen* folgten der Einladung. Was sie einte, war der Wunsch nach öffentlicher Diskussion und echter Veränderung.

Bei diesem ersten Kennenlernen war Zeit, dass jede Einzelne ihre persönlichen Beweggründe für ihr Kommen nannte. Bei vielen war es die Neugier, die sie hergebracht hatte, Wut und Enttäuschung lagen in der Luft. Der Schock über die Wahl Donald Trumps am 8. November 2016 zum amerikanischen Präsidenten saß allen in Mark und Bein. Auf nationaler Ebene war es die Sorge um die bevorstehende Bundespräsidenten-Wahl. Der rechtsnationale Backlash war spürbar groß und wir wussten noch nicht, dass Nobert Hofer bei der Wahl des Bundespräsidenten am 5. Dezember 2016 Alexander van der Bellen unterliegen würde. Vor diesem Hintergrund waren wir uns einig: Wir müssen etwas tun.

Die Aufbruchstimmung war spürbar und riss mit. Mut und Hoffnung wuchsen an diesem Abend bei jeder einzelnen Mitstreiterin*. Gemeinsam stärkten wir unseren Glauben daran, durch Aktivismus – wenn schon nicht die Welt, dann doch zumindest Österreich – zu verändern.

Netzwerke wurden aktiviert und Einladungen ausgesprochen. Bei unserem nächsten Treffen am 7. Jänner 2017 waren wir bereits über 50 Frauen*. Eine neue Bewegung hatte begonnen und die Entscheidung war gefallen: Wir ziehen das durch. Es wird ein neues Frauenvolksbegehren geben. Wir arbeiteten an diesem Tag bereits in verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich thematisch aufteilten. Das Fundament bildeten die Forderungen. Darüber hinaus braucht ein Volksbegehren ein großes Netzwerk, einen soliden Zeitplan und ein sicheres Budget sowie eine mitreißende Kommunikationsstrategie und sichtbaren Aktivismus. Zu all diesen Punkten wurde an diesem Tag ein erstes Mal intensiv gearbeitet und diskutiert.

In den folgenden zwei Wochen entstand unsere Arb