Kapitel 2
David Byrne hastete zur Gepäckausgabe, die von einem Netz aus Stahlspeichen und glänzendem Metall überspannt war. Eine Wand aus Menschen und Geplapper versperrte ihm den Weg; Passagiere aus fünf Flugzeugen umringten die Förderbänder.
David fluchte leise. Er war absolut nicht in der Stimmung, sich von irgendwelchen Leuten aufhalten zu lassen. Nicht nach allem, was gestern Abend passiert war.
Zielstrebig bahnte er sich einen Weg durch die Menge und suchte an den Anzeigetafeln nach seiner Flugnummer. Am Band, das am weitesten vom Ausgang entfernt war, flackerte der Bildschirm, dann leuchteten die passenden Ziffern auf, doch das schwarze Gepäckband blieb still.
David wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er musste dem Vorstand unbedingt gelassen gegenübertreten. Zum Glück wurde er zum Meeting gefahren und konnte unterwegs noch einmal in Gedanken die Präsentation durchgehen. Er würde denen schon beweisen, wie falsch sie lagen! Und vorher konnte er ja schauen, was die Minibar hergab, und sich noch ein wenig Mut antrinken. Er hatte sich zehn Jahre lang mit Leib und Seele fürSisyphus Financial aufgeopfert. Was wollten sie noch?
Sein Handy schwieg. Keine Nachricht von Sharon. Was konnte man an seinem Ultimatum missverstehen?
Versprich mir, dass es wirklich vorbei ist.
Sharon hatte geschwiegen. Und tat es immer noch.
David suchte in seinem Telefon nach einer Nachricht mit den Details über seine Ankunft. Seine Suche war ergebnislos. Vor einem Jahr noch hatte der Vorstand für ihn den roten Teppich ausgerollt: Eine Limousine mit voller Minibar für den erfolgreichsten Zweigstellenleiter im ganzen Land. Er verzog das Gesicht. Die letzten zwölf Monate waren hart gewesen. Nicht nur fürs Geschäft.
Wie von selbst rief er seine Bildergalerie auf und tippte auf ein Familienfoto aus ei