: Manfred Fankhauser, Eigenmann
: Cannabis in der Medizin Geschichte - Praxis- Perspektiven
: Nachtschatten Verlag
: 9783037886045
: 1
: CHF 13.30
:
: Medizin
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Cannabis als Medizin ist heute weltweit ein grosses Thema im Gesundheitswesen. Immer mehr Menschen profitieren von Arzneimitteln auf Hanfbasis oder von Cannabinoiden wie THC und CBD, die als pharmazeutische Präparate inzwischen bei zahlreichen chronischen Krankheiten mit Erfolg zum Einsatz kommen. Die Schweizer Pharmazeuten Manfred Fankhauser und Daniela E. Eigenmann liefern in diesem praxisorientierten Buch Fakten zur Hanfmedizin - für Ärzte und Apotheker, für betroffene Patienten, Angehörige und alle, die sich für medizinisches Cannabis interessieren. Nach einer Einführung zur Geschichte der Cannabismedizin und einem Überblick zum Einsatz von medizinischem Cannabis erklären die Autoren die Unterschiede zwischen den aktuell verfügbaren cannabinoidhaltigen Präparaten und legen dabei den Fokus auf deren praktische Anwendung. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für Cannabismedikamente in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden erläutert. Ein Kapitel widmet sich speziell der Verschreibungspraxis in der Schweiz. Fallberichte von Patienten geben Einblick in die konkreten Einsatzgebiete und Expertengespräche erhellen den aktuellen Stand der Forschung. Mit einem Vorwort von Dr. med. Franjo Grotenhermen

Manfred Fankhauser Dr.pharm. Manfred Fankhauser aus dem Schweizer Emmental ist Apotheker und einer der wenigen in der Schweiz, die Cannabis anbauen, verarbeiten und verkaufen dürfen. Manfred Fankhauser war der erste Apotheker der Schweiz, der mit Cannabispräparaten handeln durfte, seit 2007 versorgt er Patienten mit der eigens hergestellten Medizin. Daniela Eigenmann Dr.sc.nat. Daniela Eigenmann ist Apothekerin, langjährige Mitarbeiterin und Stellvertreterin von Manfred Fankhauser. Sie befasst sich unter anderem mit der Gesetzgebung in verschiedenen Ländern im Zusammenhang mit Cannabispräparaten.

2. BOTANIK


Einführung in die Botanik von Hanf


Die botanisch korrekte Einordnung vonCannabis sativa verursachte nicht nur in der Vergangenheit Schwierigkeiten. Bis in die heutige Zeit bleibt die botanische Klassifizierung umstritten. Erschwert wurde und wird die Systematisierung vor allem dadurch, dass die Hanfpflanze ausgesprochen variabel ist. Nebst der phänotypischen Variabilität ist es verblüffend, dass die einzige ArtCannabis sativa L. (nach botanischen Kriterien) sowohl Faserlieferant als auch Ausgangsprodukt für hochwirksames Haschisch sein soll.

Lange Zeit bestand die Pflanzenfamilie der Hanfgewächse (Cannabaceae) nur aus den beiden GattungenCannabis (Hanf) undHumulus (Hopfen). Die Gewächse wurden dabei zunächst der Ordnung der Urticales (Brennnesselartige) zugeordnet. Heutzutage gilt diese Taxonomie als teilweise überholt in dem Sinne, dass die Hanf-Familie um einige Gattungen reicher und damit deutlich angewachsen ist. Dabei haben die neu hinzugekommenen Pflanzen nicht zwingend etwas mit dem Hanf oder dem Hopfen gemein. Mit Hilfe genetischer Untersuchungen lassen sich immer wieder neue, teilweise erstaunliche botanisch nahe Verwandte des Hanfs aufspüren. Dennoch haben sich die beiden nachfolgend beschriebenen Systeme (botanische/taxonomische Klassifizierung und chemische Klassifizierung) bewährt, um den Hanf systematisch einzuteilen. Nebst diesen gibt es «veraltete» taxonomische Einteilungsmöglichkeiten (vgl. unten).

Botanische/taxonomische Klassifizierung


Nach wie vor halten die meisten Autoren diese Einteilung für die geeignetste. Allerdings ist auch dieses System im Fluss, das heißt, was heute als richtig angesehen wird, kann morgen bereits wieder überholt sein. Immer wieder zu diskutieren gibt, worum es sich beim sogenanntenIndischen Hanf (vgl.Kap.1) handelt. Fakt ist, dass bis heute von Indischem Hanf beziehungsweise vom Indica-Typ (auch Drogentyp genannt) vor allem im Bereich des Freizeitkonsums die Rede ist. Auch geht man davon aus, dass dieser einen hohen Anteil an THC (vgl.Kapitel 3) aufweist. Dagegen gilt der Sativa-Typ (auch Fasertyp genannt) als THC-arm, dafür reicher an nicht berauschendem CBD (vgl.Kapitel 3). Allerdings, so schreiben auch Berger und Clarke:

«Trotz aller Uneinigkeit, was die taxonomische Klassifizierung von Cannabis angeht, handelt es sich bei der alten Annahme, dass Cannabis sativaausschließlich Faserhanfpflanzen hervorbringe und Cannabis indicaden psychoaktiven Hanf, um einen Irrtum» (BERGER& CLARKE 2020, 56).