: Hans Haumer
: Jenes hügelige Sein Leben, Tun und Denken
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012461
: 1
: CHF 15.20
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was war, was ist, was wird sein? Welche Wegpunkte formen einen Menschen? Welche Grundstimmung, welche Überzeugungen begleiten uns auf unserem Lebensweg? Welche Herausforderungen haben wir - persönlich und als Gemeinschaft - zu meistern? Hans Haumer zieht zu seinem 80. Geburtstag Bilanz: Beruflich stets der Welt der Banken und der Wirtschaft verbunden, zieht sich eine große Faszination für das Wesen des Menschen, humanistisch geprägte Wissbegierde und die Liebe zur Kunst wie ein roter Faden durch alle seine Lebensstationen. Sein Buch ist eine 'Lebenspoesie' des Erzählers, sein Tun und Denken als aktiver Zeitzeuge spannend und überraschend. Sein Streben nach wertvollem Leben und sinnvoller Leistung gründet dabei auf einer Philosophie der Hoffnung und des Vertrauens in das Leben: mentaler Impfstoff gegen die vielen Bedrohungen der menschlichen Gesellschaft und unseres Planeten. Ein sehr persönliches Buch mit geschichtlicher, politischer und gesellschaftlicher Relevanz.

Hans Haumer, 1940 in Wien geboren, erfolgreicher Wirtschaftsfachmann und Bankenchef. Nach mehreren Jahren als Experte des Internationalen Währungsfonds leitete er lange Jahre die heutige Erste Bank und war danach für das Fürstenhaus von Liechtenstein und als Präsident der CapitalLeben Versicherung in Vaduz tätig. Heute lebt er in Wien und widmet sich neben seinem unternehmerischen Engagement und kulturellen Anliegen als Schriftsteller den aktuellen Fragen unserer Zeit.

DAS WERDENDE ICH


MYTHEN DER MENSCHWERDUNG


So haben wir uns also in die Tiefen und Höhen unserer geistigen Welt gewagt, Constanze. Die Logik des Herzens war unser Führer durch diese Gefilde und hat sie uns nahegebracht. Jetzt wandern wir zurück und fragen in der Wiege unserer eigenen Kultur nach dem Werden des Menschen, seiner Vernunft, seiner Moral und – seiner Hoffnung. Wann begann sich der Mensch von den Göttern zu lösen, die überall ihre Hand im Spiel hatten und daher ständige Begleiter und Herren aller Ereignisse von Belang waren? Deshalb waren diese der Natur ausgelieferten Geschöpfe ja bemüht, die Götter mit Opfergaben und Verehrung günstig zu stimmen und zu versöhnen, wie die Mythen in allen Kulturen berichten. Erst nach und nach emanzipierte sich der Mensch zu einem freien Wesen. Aber immer noch glaubt er an höhere Gewalten, er betet um Hilfe, sucht Schutz und dankt dafür.

Das erste bekannte Dokument dieser Entwicklung des menschlichen Selbstbewusstseins, der eigentlichen Menschwerdung, ist das Epos von Gilgamesch. Die sicherlich so ähnlich wie die Genesis der Bibel öfter überarbeitete und zunächst mündlich überlieferte erste schriftliche Fassung auf Tontafeln ist etwa viertausend Jahre alt. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt und handelt von einem König, der alle anderen übertrifft, wahrscheinlich eine historische Figur aus Uruk. Das zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris gelegene Mesopotamien (Zwischenstromland) hält man für die Wiege unserer Kultur, wie du weißt. Dieser König oder Kriegsherr Gilgamesch und sein Begleiter Enkidu, eine etwas widerborstige Figur, begeben sich auf die Suche nach der Unsterblichkeit. Am Ende muss Gilgamesch einsehen, dass doch nur die Götter sie besitzen. Es ist bemerkenswert, dass Gilgamesch, wie der Titelheld Odysseus in der viel später entstandenenOdyssee, in die Unterwelt hinabsteigen darf, dabei aber bestimmte Regeln beachten muss. Über Gilgamesch kann ich dir nicht sehr viel mehr sagen, aber in derOdyssee trifft Odysseus im Hades seine ehemaligen Freunde und toten Kampfgefährten. Wir hatten zur schriftlichen Matura in Griechisch eine dieser Szenen des 11. Gesangs zu übersetzen, es war die bewegende Begegnung des Odysseus mit Achilles in der Unterwelt.

Ich glaube, dass mit der Frage nach Leb